Grevenbroich Gift-Experte berät Anwohner

Grevenbroich · Nach dem Umwelt-Skandal im Kapellener Neubaugebiet plant die Stadt eine Aufklärungs-Aktion. Mit dabei: der Toxikologe Professor Ulrich Ewers. Er wird über mögliche Gefahren für die Gesundheit informieren.

 Das Bodenmaterial unter den Pflastersteinen im Kapellener Neubaugebiet ist mit Schwermetall belastet, Anwohner sind in Sorge. Zurzeit wird an einem Rückbaukonzept gearbeitet. Wann der Schotter ausgewechselt wird, steht noch nicht fest.

Das Bodenmaterial unter den Pflastersteinen im Kapellener Neubaugebiet ist mit Schwermetall belastet, Anwohner sind in Sorge. Zurzeit wird an einem Rückbaukonzept gearbeitet. Wann der Schotter ausgewechselt wird, steht noch nicht fest.

Foto: M. Reuter

Unter den Pflastersteinen des größten Grevenbroicher Neubaugebiets wurde Schotter verlegt, der stark mit Schwermetall belastet ist. Seit dieser Umwelt-Skandal vor einem Monat bekannt wurde, stellen sich viele Anwohner die Frage, ob ihre Gesundheit während der Bauarbeiten gelitten habe. "Manche befürchten, schädliche Stoffe eingeatmet haben zu können", erklärt Michael Steif vom Projektentwickler DSK.

Grevenbroich: Gift-Experte berät Anwohner
Foto: Jazyk, Hans

Kompetente Auskunft über mögliche Gesundheitsgefährdungen soll in Kürze ein Experte des Hygiene-Instituts Gelsenkirchen geben: Professor Ulrich Ewers. Der Chemiker und Toxikologe wurde vom Gesundheitsamt des Rhein-Kreises eingeschaltet. Er analysiert zurzeit Proben des unter anderem mit Blei, Kupfer, Zink, Arsen und Cadmium belasteten Materials. "Ein Ergebnis liegt noch nicht vor", erklärte Ewers gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Seine Einschätzung der Lage werde er bei der Bürgerversammlung am Montag, 11. Juni, bekanntgeben. Zurzeit gehe er aber nicht davon aus, dass es in Kapellen zu größeren Gesundheitsgefährdungen gekommen sei.

Das mit Schwermetall kontaminierte Material – es liegt unter etwa 8200 Quadratmetern Straßenpflaster – soll in den nächsten Monaten ausgetauscht werden. "Wir arbeiten mit Hilfe von Sachverständigen an einem Rückbaukonzept, das mit Stadt, Kreis und Bezirksregierung abgeklärt werden muss", erklärt Michael Steif: "Derzeit wird geklärt, unter welchen Anwohner-, Arbeits- und Umweltschutzmaßnahmen diese Arbeiten vonstatten gehen müssen." So bleibe zunächst offen, wann der Rückbau im Neubaugebiet beginnen wird – zumal auch keine übermäßige Eile an den Tag gelegt werden müsse. "Da das Material unter dem Pflaster liegt, geht keine akute Gefahr von ihm aus", betont DSK-Sprecher Steif. Mittlerweile steht auch fest, dass der belastete Schotter während der Verarbeitung weder durch Wind noch durch Regenwasser in die Gärten der neuen Häuser gelangte. "Die Bodenschutzbehörde des Rhein-Kreises hat Proben in den Zier- und Nutzgärten entnommen. Die Ergebnisse zeigen, dass in keinem untersuchten Garten Belastungen festgestellt wurde", erklärt Rathaussprecher Andreas Sterken.

Die Polizei hat das Bauunternehmen aus Geilenkirchen längst ins Visier genommen. "Es wurden bereits Durchsuchungen vorgenommen. Dabei wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt", erklärte Polizeisprecherin Diana Drawe. Die Ermittlungen ihrer Kollegen würden andauern. Mit einem Ergebnis sei in den nächsten Wochen aber nicht zu rechnen.

(NGZ)
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