Dormagen Unser Leben nach der Wahl

Dormagen · Der eine verlor, der andere gewann ein Büro im nordrhein-westfälischen Landtag: Was sich am Tagesablauf von Wiljo Wimmer (CDU) und Rainer Thiel (SPD) nach der Wahl Die Aussicht aus dem Fenster ist sensationell: Vor seinen Füßen breiten sich der Rhein und die Düsseldorfer Altstadt aus. Früher war es das Büro von Fritz Behrens, jetzt sitzt Rainer Thiel hinter dem Schreibtisch des ehemaligen NRW-Innenministers.

 Wiljo Wimmer vor der Kanzlei ADK. Er ist beruflich wieder dort angekommen, wo er sich zu Hause fühlt.

Wiljo Wimmer vor der Kanzlei ADK. Er ist beruflich wieder dort angekommen, wo er sich zu Hause fühlt.

Foto: H. Jazyk

"Aber nur vorübergehend", sagt der soeben vereidigte SPD-Landtagsabgeordnete. Denn sein eigenes Büro wird der 60-Jährige erst nach Umbauarbeiten im "Abgeordnetenhaus" beziehen, zurzeit teilt er sich die Räume noch mit seinem Neusser Kollegen Reiner Breuer.

Mit dem Einzug in den Düsseldorfer Landtag hat sich am Tagesablauf für den früheren SPD-Geschäftsführer kaum etwas geändert: "Ich stehe nach wie vor um 6 Uhr auf, frühstücke, führe den Hund aus, plane die nächsten Termine und mache Politik", sagt der Dormagener. Der Tagesablauf sei allerdings etwas intensiver als zuvor. Besprechungen im Landtag, Einladungen im Wahlkreis, die Arbeit als Chef der Kreistagsfraktion, die Aufgaben in Regionalrat und Braunkohleausschuss — das alles will ordentlich organisiert werden.

"Es funktioniert aber, es ist aufregend und macht riesigen Spaß", sagt Thiel. Wohl wissend, dass bald noch mehr Arbeit auf ihn zukommen wird, sobald die Ausschuss-Sitze verteilt sind. Der 60-Jährige möchte in die Gremien für Verkehr sowie für Wirtschaft und Energie. "Dort kann ich am meisten für meinen Wahlkreis bewegen", erklärt Thiel. Obwohl der Arbeitstag für ihn jetzt etwas länger ist als vor der Wahl am 13. Mai, versucht der Landtagspolitiker, möglichst auch Zeit für seine Familie abzuzweigen: "Auch das ist wichtig", sagt Thiel.

Szenenwechsel. Vor Wiljo Wimmer türmen sich fünf Aktenstapel. Indiz dafür, dass der Mann und seine Fähigkeiten gefragt sind. "Seit der Wahl sind mehr Mandate hinzu gekommen", sagt der 51-Jährige, "so als hätten die Leute registriert: Der Wimmer ist wieder da." Weg war er nicht, während der 20-monatigen Amtszeit hatte er weiterhin Strafsachen und andere Fälle bearbeitet.

Jetzt liegt sein Fokus wieder zu hundert Prozent auf der Kanzlei ADK an der Kieler Straße. "Ich bin beruflich wieder dort angekommen, wo ich mich zu Hause fühle", sagt der Zonser. Sein Gesicht verrät Zufrieden- und Gelassenheit, er ist im Einklang mit seinen Worten. Bitternis über die Wahlniederlage empfindet Wimmer keine: "Ich bin am 13. Mai abends um elf Uhr ins Bett gegangen, morgens um sechs Uhr aufgestanden und zur Arbeit gegangen."

Berufspolitiker wollte Wimmer nie werden. Daher fällt ihm offenbar der Wechsel vom Landtagsabgeordneten in Düsseldorf zum Juristen in Dormagen so leicht. "Ich vermisse nichts. Außer meiner Landtagsmitarbeiterin Hedwig Schütt." Die zuvor schon zehn Jahre für Karl Kress arbeitete. An den "Abschieds-Prozedere" beteiligte er sich nicht. Diese Vergangenheit ist abgehakt. Das Mehr an Zeit kommt vor allem der Familie und abendlichen Spaziergängen zugute.

(NGZ/rl/url)
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