Uedem Firma Mühlhoff an Fidelium verkauft

Das Traditionsunternehmen hat die Konsequenz aus den Anforderungen des Marktes gezogen. Die Gesellschafter stimmten der Übernahme durch eine externe Gesellschaft zu, damit wieder investiert werden kann.

 Das Betriebsgelände der Firma Mühlhoff mit Hallen und Werkstätten ist in der langen Firmengeschichte stetig gewachsen.

Das Betriebsgelände der Firma Mühlhoff mit Hallen und Werkstätten ist in der langen Firmengeschichte stetig gewachsen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Für Mühlhoff in Uedem bricht eine neue Zeit an: Das Unternehmen wurde an die Münchener Gruppe Fidelium verkauft. Gewerkschaftssekretär Bernd Börgers von der IG Metall Krefeld erklärt der Rheinischen Post auf Anfrage, die Übernahme sei von der IG Metall intensiv begleitet worden. Es habe sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass das Eigenkapital bei Mühlhoff in Bezug auf die hohe Auftragslage nicht mehr ausreiche. „Um langfristig am Markt erfolgreich zu sein, scheint der Verkauf die strategisch richtige Lösung“, so Börgers.

Die Gewerkschaft habe Fidelium „auf Herz und Nieren geprüft“ und für die Beschäftigten einen Ergänzungstarifvertrag ausgehandelt. Der sieht laut Unternehmen sowohl Zugeständnisse der Mitarbeiter, als auch Zusagen hinsichtlich Investitionen und Standortsicherung vor. Es sei eine Garantie für mindestens 370 Arbeitsplätze ausgehandelt worden. Derzeit hat das Uedemer mehr als 400 Mitarbeiter. Mühlhoff ist damit einer der großen Arbeitgeber der Region.

Die „Mühlhoff Umformtechnik“ hat am Standort eine lange Tradition. 1832 als Kupferschmiede gegründet, produzierte die Firma bald Geräte für die Landwirtschaft. In den 50er Jahren wurden Kontakte zur Automobilindustrie aufgenommen, und diesen Weg ging das Unternehmen als Teileproduzent bis heute weiter.

Zu Beginn der 2000er Jahre wurde kräftig angebaut: Eine Presswerk- und eine Logistikhalle kamen hinzu, man ließ sich zertifizieren, die Produktionsfläche und die Logistikfläche wuchsen. Beim Schweißen hilft seit 2013 ein Roboter. Dennoch wurde es in den vergangenen Jahren eng; der Automobilzulieferer musste mit externer Hilfe ein Sanierungskonzept entwickeln. Der Werkzeugbereich wurde leicht reduziert, insgesamt verschlechterte sich die Beschäftigungslage jedoch nicht. Interims-Geschäftsführer Eckehard Forberich warnt dennoch vor allzu großer Gelassenheit: „Man muss in diesen konjukturell instabilen Zeiten flexibel bleiben. Es empfiehlt sich unbedingte Wachsamkeit. Sicherlich wird der neue Investor dafür sorgen, dass Belegschaft und Unternehmen flexibler und agiler werden.“ Die Zulieferindustrie sei eine schwierige, von weltweiten Einflüssen bestimmte Branche. Froh sind die Betroffenen bei Mühlhoff nach RP-Informationen darüber, dass die Neustrukturierung in enger Abstimmung gestaltet wurde. Wie auch die Gewerkschaft betont, wurde die Mitarbeiterschaft gut einbezogen und fühlt sich mitgenommen. „Auf menschlicher Ebene passt es ganz gut, wir haben an einem gemeinsamen Ziel gearbeitet und sind jetzt guten Mutes, dass Mühlhoff mit dem Investor Fidelium einer positiven Zukunft entgegensieht“, sagt Forberich.

Sein Nachfolger Stefan Gödel ist derzeit noch im Ausland beschäftigt und wird in der kommenden Woche am Niederrhein erwartet. Dann werde es vermutlich weitere Informationen geben, wie es in Uedem weitergeht. Der Interims-Manager spricht von zwei Großprojekten, deren Umsetzung mit dem frischen Geld der Kapitalgesellschaft möglich werde. Generell ist die Auftragslage des Uedemer Metallbauers nach wie vor gut, betont auch die IG Metall. Es sei aber mehr flüssiges Geld für den Anschub weiterer Großaufträge nötig. Nun könne in die Produktionsanlage und den Maschinenpark investiert werden, neue Bauteile würden entwickelt, die Mitarbeiter  fortgebildet. Ähnlich wie Nachbar Horlemann oder die Gofa in Goch setze auch Mühlhoff auf die Kraft einer finanzstarken Gesellschaft.

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