Reise in die Geschichte Geldern zu Fuß historisch entdecken

Geldern · Erster Termin des Projekts „Laufend lernen“. Gerd Halmanns und Wilfried Kleiböhmer vom Historischen Verein für Geldern und Umgegend nahmen ihre Gäste mit auf eine Zeitreise in die Neuzeit. Die Tour war sechs Kilometer lang.

 Gerd Halmanns, der Vorsitzende des Historischen Vereins, führte die Gruppe sachkundig durch Geldern.

Gerd Halmanns, der Vorsitzende des Historischen Vereins, führte die Gruppe sachkundig durch Geldern.

Foto: Kaspers

Mehrere Stadtbrände, den Achtzigjährigen Krieg, Belagerungen der Preußen und viele weitere stürmische Zeiten hat die Stadt Geldern in ihrer historischen Vergangenheit bereits überstanden. Einst haben zwei Wassergräben und Erdwälle die Stadt vor Eindringlingen geschützt. Geldern ähnelte zu jener Zeit der niederländischen Stadt Naarden, die auch heute noch von Wassergräben umgeben ist. Einige Indizien weisen auch 2019 noch auf die einstige Festungsstadt Geldern hin. Gerd Halmanns und Wilfried Kleiböhmer vom Historischen Verein für Geldern und Umgegend zeigten am Mittwoch ihren Gästen, welche Hinweise in Geldern auch heute noch an die vergangenen Epochen erinnern.

„Bei einem Pilotprojekt wie diesem weiß man im Vorfeld nicht, wie die Resonanz aussehen wird“, erzählte Halmanns. Bei letztendlich 32 Teilnehmern schien das Interesse an dem neuen Vereins-Projekt groß. Auch spielte das hervorragende „Spaziergangs-Wetter“ den Veranstaltern in die Karten. Wer etwas über Geldern lernen wollte, der musste gut zu Fuß sein.

„Laufend Lernen“ heißt die neue Veranstaltung des Historischen Vereins. Rund sechs Kilometer wurden in gut eineinhalb Stunden gelaufen. Von der Vereins-Geschäftsstelle an der Hartstraße aus spazierten die Geschichtsfans zur ersten Station der Tour. „Wir probieren mal eine Mischung aus Laufen und historischer Information“, sprach Halmanns am westlichen Ende der Karmeliterstraße. Genau dort stand im späten Mittelalter ein Stadttor, informierte der Vorsitzende des Historischen Vereins. Eine Stadtmauer mit 17 Türmen sicherte bis ins späte Mittelater die Stadt vor unbefugten Eindringlingen. Doch mit dem Aufkommen neuer Feuerwaffen im 16. Jahrhundert wurden zahlreiche Stadtmauern zu Fall gebracht. Neue Verteidigungsstrategien mussten her. Mit dem Beginn der frühen Neuzeit etablierten sich zwei Wassergräben – ein innerer und ein äußerer – sowie zwei Erdwälle. Diese brachten Geldern strategische Vorteile. „Kanonen können gegen Erdhügel nichts anrichten“, informierte Halmanns. Zusätzlich wurden dort auch eigene Kanonen zur Gegenwehr errichtet. Zahlreiche Bollwerke (Bastionen) und Inseln in den Gräben dienten der Verteidigung. Gelderner Straßennamen wie Am Bollwerk und An der Insel erinnern noch heute an die alte Festung in Geldern.

Von der Karmeliterstraße wanderten die „lernenden Läufer“ zum Mühlenweg, wo einst die Burg Geldern den Herzögen als Unterkunft auf ihren Reisen durch ihr Territorium diente. Von dort ging es weiter zur Straße An der Bleiche. In der Nähe des Rewe-Kreisverkehrs explodierte der Pulverturm im Jahr 1735. Die Wucht der Explosion habe sogar die weit entfernte Heilig-Geist-Kirche zum Einsturz gebracht, erzählte Halmanns. Diese musste im Jahr 1740 deswegen neu errichtet werden, hieß es.

Der 48-jährige Fred Schonenberg mit niederländischen Wurzeln lebt nun seit August 2008 in Geldern. Am Mittwoch entdeckte der an Kultur und Geschichte interessierte Informatiker viele neue Orte in Geldern. „Ich finde es spannend zu wissen, was hier vor hunderten Jahren passiert ist. Man sollte überall Geschichte erhalten“, meint Schonenberg. Regelmäßig besucht er auch Veranstaltungen des Historischen Vereins in Arnheim.

Wer am Mittwoch nicht dabei sein konnte, der hat am Mittwoch, 24. Juli, ab 19 Uhr noch einmal die Gelegenheit, am „Laufend Lernen“ teilzunehmen. Zusätzlich ist an dem Termin ein Abstecher durch die Kasematten unterhalb des Mühlenturm geplant. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Die Teilnahmegebühr kostet zwei Euro.

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