Umzug in Geldern 711 Euro für den Schlüsseldienst

Geldern · Alexandra Mölders aus Geldern bekam für die Arbeit eines Schlüsseldienstes eine teure Quittung präsentiert: 711 Euro sollte sie für die Öffnung einer Wohnungstür bezahlen. Das Geld musste sie sich bei einem Freund leihen.

 Alexandra Mölders mit der Rechnung des Schlüsseldienstes, die auf 711 Euro ausgestellt wurde.

Alexandra Mölders mit der Rechnung des Schlüsseldienstes, die auf 711 Euro ausgestellt wurde.

Foto: SpÜtz

Alexandra Mölders (41) hat lebhaft im Kopf, was in ihr vorging, als ihr der Monteur die Rechnung unter die Nase hielt. "Da war ich direkt geschockt und total am Ende, und ich glaube, ich habe direkt angefangen zu heulen", erzählt sie. Sage und schreibe 711 Euro sollte sie für die Öffnung einer Wohnungstür bezahlen, und zwar sofort und bar.

Alexandra Mölders war Anfang Januar in Geldern umgezogen, musste noch Sachen aus der alten Wohnung holen und konnte die Schlüssel nicht mehr finden. Sie wusste, dass sie abgeschlossen hatte, und nun war guter Rat teuer. "Mein Lebensgefährte setzte sich an den Computer und gab als Suchbegriff ,Schlüsseldienst Geldern und Umgebung' ein. Dann hat er ein paar Telefonate geführt und gesagt, dass der Schlüsseldienst in 20 bis 40 Minuten da wäre."

Tatsächlich sei der Monteur nach einer guten Stunde erschienen, habe sich die Tür angeschaut und einen Preis genannt: 139 Euro, wenn er sie mit einer Plastikkarte öffnen könnte, plus 20 Euro Anfahrtspauschale. "Mit der Karte hat er die Tür nicht aufbekommen", so Mölders.

Also habe der Mann zum Bohrer gegriffen und dabei gesagt: "Oh, oh, jetzt wird es immer teurer." "Wie teuer genau, hätte er nicht sagen können", erinnert sich Alexandra Mölders. Der Handwerker habe den Zylinder mit dem Bohrer entfernt, nach etwa einer Stunde war das Schloss ausgetauscht.

"Und dann war alles aus bei mir"

In der Wohnung habe sich der Mann auf die Heizung gesetzt, auf einen Taschenrechner getippt und die Rechnung geschrieben. "Dann hat er mir die Rechnung in die Hand gegeben und mit ganz leiser Stimme gesagt: ,711 Euro macht das'", erzählt Mölders. "Und dann war alles aus bei mir." Der Monteur habe auch nur Bargeld gewollt - er meinte, er habe mit anderen Zahlungsarten schlechte Erfahrungen gemacht.

Alexandra Mölders fühlte sich in dem Moment hilflos. "Natürlich habe ich die Rechnung unterschrieben, was sollte ich denn sonst machen?", fragt sie. "Ich musste ja die neuen Schlüssel haben." Dabei überstiegen die Kosten alles, was sie erwartet hätte. "Die Rechnung hätte ich niemals bezahlen können. Ich bin alleinerziehend und zurzeit ohne Beruf. Mit so einem Preis konnte doch kein Mensch rechnen", findet sie.

Sie lieh sich die Summe bei ihrem Freund. Sie findet das Ganze nicht in Ordnung. Aber juristische Schritte erwägt sie nicht. Dafür sei sie nicht der Typ. Und ganz offen gestanden: Die Angelegenheit sei ihr einfach peinlich gewesen.

Unsere Redaktion hat versucht, mit dem Schlüsseldienst Kontakt aufzunehmen. Das auf der Rechnung genannte Unternehmen mit Sitz in Essen und der namentlich genannte Inhaber sind jedoch im Internet und über Branchenverzeichnisse gar nicht zu finden.

Mölders und ihr Freund sind über die Internetseite "www.schlossfritze.de" an den Schlüsseldienst gelangt. Anfragen unserer Redaktion bei der Inhaber-Gesellschaft dieser Seite blieben bislang unbeantwortet.

Es handelt sich bei "Schlossfritze.de" um eine "Vermittlerfirma", die Aufträge an Schlüsselnotdienste weiterleitet - so steht es im Impressum der Seite. Alexandra Mölders sah im Netz zwar den Slogan "Schlüsseldienst für Geldern". Allerdings wird der Ortsname bei "Schlossfritze" je nach Art der Anfrage angepasst: "Schlüsseldienst für Geldern", "für Kevelaer" oder "für Berlin" - die Ortsnamen ändern sich, der Rest der Seite bleibt gleich.

(RP)
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