Ärger mit Ärzten Langer Leidensweg statt rascher Hilfe

Veert · Siegfried Bloemen hatte angenommen, die Ursache für Schmerzen in seinem großen Zeh wäre rasch behoben. Doch erst nach mehreren Monaten bekam der Mann aus Veert den benötigten medizinischen Beistand.

Siegfried Bloemen lief monatelang mit Schmerzen im Zeh umher, bevor ihm geholfen wurde.

Siegfried Bloemen lief monatelang mit Schmerzen im Zeh umher, bevor ihm geholfen wurde.

Foto: Michael Klatt

35 Jahre lang war Siegfried Bloemen Patient bei ein und demselben Hausarzt. Jetzt hat er gewechselt. Denn seinen alten Hausarzt macht der Mann aus Veert, neben anderen Medizinern und seiner Krankenkasse, dafür verantwortlich, dass er länger als nötig große Schmerzen leiden musste.

Die rührten von einem nachwachsenden Nagel an seinem rechten großen Zeh her, dessen Spitze sich ins Nagelbett bohrte. Der Hausarzt, den Bloemen nach schon Monate andauernden Schmerzen Anfang März konsultierte, stellte eine Überweisung für eine Ambulante Chirurgie aus. Die Praxis, die Bloemen auswählte, hatte erst 17 Tage später einen Termin frei. Wesentlich früher klappte es in der Ambulanz des St.-Clemens-Hospitals. Dorthin fuhr Bloemen am 7. März und fühlte sich dort „sehr liebevoll und mit viel Verständnis“ behandelt. Zwecks Nachbehandlung und Schmerzlinderung war er am 13. März wieder dort und bekam für den nächsten Tag einen OP-Termin.

„Mein Dank ging über alles, ich musste dann nur noch eine Einweisung bei meinem Hausarzt besorgen“, berichtet der 70-Jährige. Doch sein Hausarzt stellte die nicht aus. Auch Bloemens Krankenkasse, die AOK, ließ ihn abblitzen. „Darauf musste ich den Termin im Krankenhaus absagen, und die Kosten für die ambulante Behandlung und die OP-Besprechung konnte das Krankenhaus übernehmen.“

Der nächste Gang führte den Veerter am 13. März zu der Ambulanten Chirurgie. Die Therapie dort: weite Schuhe, kühlen, Nagel gerade schneiden, Zeh täglich mit Kernseife baden. Bloemen hielt sich nach eigener Aussage an die Anweisungen. Doch: „Der Skiurlaub kam immer näher, und eine Besserung war nicht in Sicht.“ Bloemen fuhr in Winterurlaub – und die Nagelspitze bohrte sich weiter nach vorne.

Am 6. Juli bat Bloemen bei der Ambulanten Chirurgie um einen neuen Termin. Von der Arzthelferin habe er, nach Rücksprache, die Information bekommen: Nagel nicht rund schneiden, und weiter mit Kernseife baden. Noch am selben Tag suchte und fand Bloemen einen anderen Arzt. „Es war fünf vor Zwölf.“ Bei dem neuen Arzt bekam der Veerter sofort einen OP-Termin für den 13. Juli. Eine halbe Stunde habe die Operation gedauert. „Nach fünf Tagen war alles optimal verheilt, und ich konnte wieder ein normales Leben leben, ohne Schmerzen am Fuß laufen und wieder Sport treiben“, konstatiert Bloemen einen Monat später froh. Ski- und Fußballschuhe passen wieder. Was Bloemen nicht passt, ist das Verhalten der chirurgischen Praxis. Ihr schrieb er einen sechsseitigen Brief, endend mit einer Schmerzensgeldforderung und dem Urteil: „Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass mein Problem und die Schmerzen bei Ihnen nicht angekommen sind.“

Bei der AOK beschwerte er sich in einem dreiseitigen Schreiben. „Wäre der Fall im März anders gelaufen und ich hätte eine Einweisung vom Hausarzt bekommen, wäre mein Leidensweg um Monate verkürzt worden.“ Aus Sicht von Karl Schmitz, AOK-Geschäftsstellenleiter aus Kleve, ist seitens der Krankenkasse allerdings nichts schief gelaufen, wie er gegenüber der RP erklärte. „Wir mischen uns nicht in die medizinische Behandlung ein.“ Eingewachsene Nägel dürften nur ambulant operiert werden, und die von Bloemen aufgesuchte chirurgische Praxis habe das aus medizinischen Gründen nicht tun wollen. Die Tatsache, dass die AOK Bloemen für dessen Bonusheft 1200 Punkte gut schrieb – laut Bloemen der Gegenwert eines 30-Euro-Gutscheins bei einer Parfümeriekette – erklärte Schmitz mit „Goodwill“ der AOK. „Die Leidensgeschichte ließ uns nicht kalt, wir wollten was Gutes tun.“

Bloemen will die Sache indes nicht ruhen lassen. Er hat sich mit seiner Beschwerde an die Ärztekammer Nordrhein gewandt.

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