Beerenbrouckstraße in Geldern Tempo 80 soll Raser ausbremsen

Geldern · Die Beerenbrouckstraße zwischen B58 und Kapellen gilt als Raserstrecke und Unfallschwerpunkt. Ein Fahrer wurde auf der kurvigen Landstraße einmal mit 202 Stundenkilometern geblitzt. Doch nun gilt Tempo 80.

 Dieser Baum auf der Beerenbrouckstraße ist mit Herzen übersäht. Er erinnert an einen tödlichen Unfall im Jahr 2017. Es war einer von vielen schweren Unfällen auf der Landstraße in den vergangenen Jahren.   Fotos: Kensbock

Dieser Baum auf der Beerenbrouckstraße ist mit Herzen übersäht. Er erinnert an einen tödlichen Unfall im Jahr 2017. Es war einer von vielen schweren Unfällen auf der Landstraße in den vergangenen Jahren. Fotos: Kensbock

Foto: Verena Kensbock

Ein Baum auf der Beerenbrouckstraße lässt das Herz vieler Autofahrer für einen Moment stocken. Der Baumstamm ist übersäht mit Herzen, auf dem Boden steht eine Vase mit einer frischen Rose, in einer Laterne brennt eine Kerze. An diesem Baum starb am 9. Februar 2017 ein 28-jähriger Niederländer. Viele schwere Unfälle haben sich bereits auf der Beerenbrouckstraße ereignet, der Baum erinnert zumindest an diesen einen. Um das Risiko von Unfällen zu verringern, gilt dort nun ein Limit von Tempo 80.

Die Bäume stehen eng auf der Landstraße zwischen der B58 und Kapellen und erschweren die Sicht, die Strecke ist kurvig, die Fahrbahn uneben. Trotzdem war es bisher erlaubt, auf der Beerenbrouckstraße mit 100 Stundenkilometern zu fahren. Und in der Realität liegt das Tempo der Fahrer oft weit darüber. Der Spitzenreiter lag bei 202 Kilometern in der Stunde. „Generell war die Zahl der Fahrzeuge, die mit nicht angemessener Geschwindigkeit unterwegs waren, hoch“, sagt Claudia Dobiasch von der Gelderner Straßenverkehrsbehörde.

Die Behörde hat zusammen mit Straßen.NRW die Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern angeordnet. Mittlerweile hängen die Tempo-Schilder, darunter ein Überholverbot. Jörg Grahl von der Gelderner SPD hatte sich lange für ein Tempolimit eingesetzt. Er steht an der Landstraße, der Raureif steht noch auf den Wiesen, der Boden ist festgefroren. Im Sekundentakt sausen Autos und Lastwagen vorbei. „Ich stelle fest, dass die Leute sich größtenteils schon an das neue Tempo halten“, sagt Grahl. Für ihn war die reduzierte Höchstgeschwindigkeit längst überfällig.

Bereits 2013 wurden nach mehreren schweren Unfällen in den scharfen Kurven der Landstraße die ersten Tempo-70-Zonen eingerichtet. Diese bleiben auch weiterhin bei dem Wert. Im Februar stellte Jörg Grahl für die SPD-Fraktion den Antrag, die Höchstgeschwindigkeit auch zwischen Weseler Straße und der Ortseinfahrt Kapellen einzuführen. Grund für den neuen Anlauf waren zwei weitere schwere Unfälle. Am 10. Januar 2019 hatte ein 19-Jähriger dort die Kontrolle über sein Auto verloren, war gegen einen Baum gekracht und eingeklemmt. Er schwebte in Lebensgefahr. Nur drei Wochen später geriet ein 26-Jähriger auf winterglatter Fahrbahn mit seinem Wagen ins Schleudern und prallte gegen einen Baum. Er verletzte sich schwer.

In den vergangenen fünf Jahren hat es an der Landstraße sieben schwere Unfälle gegeben, sie gilt als Unfallhäufungsstelle. Die Unfallkommission des Kreises Kleve hat sich daraufhin mit der Landstraße beschäftigt und Tempo 80 empfohlen. Straßen.NRW hingegen hatte sich gegen die Reduzierung ausgepsrochen und das mit der rückläufigen Zahl der Unfälle begründet. Dennoch entschied Bürgermeister Sven Kaiser, das Tempo von 100 auf 80 Stundenkilometer zu senken.

Auch Guido Jonkmanns von Straßen.NRW kennt das Risiko. „Auf der Beerenbrouckstraße ist besondere Vorsicht geboten“, sagt er. „Wir müssen dabei auch berücksichtigen, dass rund 59 Prozent aller Verkehrstoten bei Unfällen auf Landstraßen ums Leben kommen. Bei den zahlreichen Kurven der Beerenbrouckstraße spielt auch die eingeschränkte Übersicht eine große Rolle. Auch dies ist ein Grund, die Höchstgeschwindigkeit zu reduzieren.“

(veke)
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