Gemeinsam in Erkrath Kunst gestalten Ateliernachbarn inspirieren sich gegenseitig

Erkrath · Roswitha Müller-Krüger und Werner Rutz teilen ihren Kunstraum, sie teilen ihr Kreativprojekt und sie teilen ihren Humor.

 Ausstellung von Werner Rutz und Roswitha Müller-Krüger im Kunsthaus Erkrath.

Ausstellung von Werner Rutz und Roswitha Müller-Krüger im Kunsthaus Erkrath.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Gemeinsam sind Roswitha Müller-Krüger und Werner Rutz ein außergewöhnliches Gespann in der Welt der strukturell einzelkämpferischen Künstlerwelt. Für solch eine seltene Konstellation muss erstmal ein Name erfunden werden. Nennen wir sie Kunstnachbarn.

Kurz nach Gründung des Erkrather Kunsthauses kam der in Düsseldorf lebende Rutz um ein Haar zu spät zum neuen Verein: „Plötzlich waren alle Ateliers vermietet und ich guckte in die Röhre. Da dachte ich: Du kennst doch die Roswitha. Frag die mal, ob sie dich als Untermieter aufnimmt.“ Sie nahm ihn auf, und so wurde das mit elf Quadratmeter recht enge Zimmer nochmals geteilt.

Rutz nutzt das Atelier als Repräsentations- und Inspirationsort: „Arbeiten kann ich da wegen der Enge nicht. Das mache ich zuhause am Küchentisch.“ Auch Müller-Krüger hat ihre Techniken entwickelt, um ihren Werkraum zu erweitern. Ihre oft quadratischen Tableaus (Zitat der Künstlerin - „Quadrate sind einfach schön“) schaut sie sich vom Flur aus an, verrät die Grundschullehrerin: „Wenn man die Bilder von Weitem betrachtet, sieht man die Stellen, die noch gemacht werden müssen.“ Rutz erkennt stilistisch - abgesehen von einer großen Experimentierfreude - wenig Überschneidungen zwischen ihrer beiden Schaffen: „Sie kommt von die Farbe; ich komme von der Linie her.“

Ihre Leinwände sind oft in Acryl gemalt, während er Minimales mit Stiften ins Bild - Rutz nennt sein Format kurz ‚MiStBis‘ - zeichnet. Dennoch, oder gerade deshalb, haben sie ein Duoprojekt gestartet, bei dem es um die Bebilderung des Buches „Die unsichtbaren Städte“ von Italo Calvino geht. Darin werden fünfzig fiktive Städte - alle auf femininen Namen getauft - geschildert, die Marco Polo besucht haben soll. „Die Texte sind voll von metaphorischen Bildern“, schildert Müller-Krüger fasziniert: „Dass Werners und meine Umsetzung so unterschiedlich sind, macht es besonders interessant. Wir versuchen keine Illustration, sondern eine Interpretation und haben völlig verschiedene Assoziationen. Meine Lieblingsstadt ist Laudomia.“ Dort befragen die Lebenden die Toten und Ungeborenen, was sie auf der anderen Seite erwartet, bekommen jedoch keine Antwort und bleiben in ihrer Welt allein zurück. Zu allem Überfluss an eigenen Ideen verwenden die Künstler auch noch verschiedene Übersetzungen ins Deutsche. In einer Übersetzung heißt es ‚die Stadt sei dem Monde zugewandt‘, in der anderen, ‚die Stadt sei dem Monde einsehbar‘. Welche Formulierung auch immer zugrunde liegen mag, für Rutz ist die Beschäftigung mit Architektur ein Lebensthema, war er doch während des Ausbaus der Neuen Stadt Hochdahl im Planungsamt der Stadt beschäftigt.

Im Jahr 2023 würde der bewunderte Autor und Imaginator des Städtebuches einhundert Jahre alt werden. Zur Ehrung seines Werks planen die Millrather Ateliernachbarn dann eine umfangreiche Ausstellung, die am besten in Calvinos Heimat Italien stattfinden soll.

Sie teilen ihren Kunstraum, sie teilen ihr Kreativprojekt und sie teilen ihren Humor. Müller-Krüger lacht herzlich offen, während Rutz verschmitzt scherzt. Zusammen sind sie die sympathische Atelier-WG von Millrath, deren Besuch fröhlich stimmt.

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