Theater in Schwanenberg Was passiert, wenn niemand widerspricht?

Schwanenberg · Sieben ehemalige Konfirmanden haben unter Leitung von Pfarrer Robin Banerjee die Groteske „Wolken“ von Ramon Piersons aufgeführt – schwere Kost, die die Zuschauer durchaus ansprach.

 in der Groteske „Wolken“ von Ramon Pierson spielen sieben  Jugendliche Rollen, die die Entstehung autoritärer Machtspiele beleuchten.

in der Groteske „Wolken“ von Ramon Pierson spielen sieben  Jugendliche Rollen, die die Entstehung autoritärer Machtspiele beleuchten.

Foto: Ruth Klapproth

Eine von allen Seiten begehbare Bühne in der Mitte der Mehrzweckhalle, die für die drei ausverkauften Aufführungen vorübergehend zum gut besuchten Theatersaal wurde. Ein moderner Brunnen mit Holz, einer großen Kugel und fließendem Wasser, den die Eltern der jungen Darsteller angefertigt hatten. Als die ehemaligen Schwanenberger Konfirmanden jetzt mit Ramon Piersons eher unbekanntem Stück „Wolken“ schwere Kost servierten, wurden die Mädchen und Jungen mit anhaltendem Applaus für ihre ungewöhnliche Inszenierung belohnt.

Knapp eine Stunde lang schilderten die Nachwuchsakteure, wie ein Prozess der Gruppenbildung möglich wird. Die acht Rollen hatten keine Namen, sondern Buchstaben von A bis K. Der 14-jährige Max Steinhagen spielte K., der zum Anführer der Gruppe wird, die nicht mehr einfach nur zufällig auf dem Marktplatz in den Himmel schaut, sondern auf seinen Befehl hin ein so genanntes „Wolkenbeobachtungszentrum“ betreibt.

K. übernimmt das Kommando mit dem Motiv der männlichen Dominanz, schreckt dabei nicht einmal davor zurück, von seiner Schusswaffe Gebrauch zu machen, als sich jemand seinen Anweisungen widersetzt. „Der wollte machen, was er will“, begründet er die spontane Erschießung. Menschliche Bedürfnisse wie der Toilettengang, Hunger und Durst stellen sich irgendwann ein. Ohne die Erlaubnis des Anführers ist plötzlich nichts mehr erlaubt. Um den Hunger zu stillen, wird Pizza besorgt - so genannte „Grundpizza“ ohne Belag, die nicht gut schmeckt, aber satt macht. „Kooperieren oder getötet werden“: Anführer K. nimmt diktatorische Züge an. Selbst Bewegungen werden kontrolliert.

„Auf mein Signal hin gehen alle einen Schritt gegen den Uhrzeigersinn“, befiehlt er. Der evangelische Pfarrer Robin Banerjee wurde mit „Wolken“ einmal mehr zum Regisseur. Mit dem wollte der Schwanenberger Geistliche nachdenklich stimmen.

„Eine Parabel für eine Gruppe, die überall entstehen kann“, skizzierte er den Inhalt. Am Theaterprojekt beteiligt waren Melia Morjan, Ben Steinhagen, Felix Theißen, Laura Königs, Henrik Fauck, Mathis Schösser und Max Steinhagen. Zoe Pelzer konnte nicht dabei sein. Das Theaterstück mit Tiefgang machte deutlich, was passiert, wenn jemand das Kommando übernimmt und alle ohne zu hinterfragen gehorchen. Im Gemeindesaal hatten die Jugendlichen geprobt, dabei gemeinsam Pizza gebacken und sich gefreut, sich nach ihrer Konfirmation weiter zu treffen.

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