Emmerich Zwei Millionen: Klärwerk stinkt weniger

Emmerich · Wer am Klärwerk vorbeikommt, muss sich gelegentlich die Nase zuhalten. Grund ist das große Vorklärbecken aus dem Jahr 1979. Als es damals gebaut wurde, leiteten Emmerichs Unternehmen noch zehn Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr in den Rhein: eine Milliarde Liter. Dank moderner Technik und, weil die Betriebe vor Ort selbst das Wasser reinigen oder mehrfach bei der Produktion verwenden, ist es heute nur noch die Hälfte.

 Eine Besuchergruppe sieht sich im Klärwerk um. Die Anlagen sind nicht alle nagelneu.

Eine Besuchergruppe sieht sich im Klärwerk um. Die Anlagen sind nicht alle nagelneu.

Foto: ende

Deshalb ist das Becken für die Vorklärung im Laufe der Jahre einfach zu groß geworden. Die Folge: Das Abwasser steht dort länger als geplant. Es fängt an zu stinken — was die Passanten stört und dafür sorgt, dass sich das Abwasser schlechter reinigen lässt. Und das wollen die Technischen Werke ändern. Nächstens gibt es entweder einen Umbau des Beckens oder einen kompletten Neubau. Zwei Millionen kostet das.

Zur Verdeutlichung: In der Vorklärung bleibt das Abwasser im Becken stehen, so dass schwere Teile auf den Boden des Beckens absinken. Zuvor ist das Abwasser noch durch ein Sieb gelaufen, das die großen Teile herausgefischt hat.

In der Vorklärung wird das Wasser im Prinzip noch nicht bearbeitet. Das geschieht erst einen Schritt später in einem anderen Becken und nennt sich Belebung. Dabei wird dem Abwasser Sauerstoff zugefügt, damit sich die Lebensbedingungen für die Bakterien im Wasser verbessern. Die kleinen Lebewesen sind wichtig, weil sie die Schadstoffe im Wasser auffressen. Danach geht das Abwasser in ein weiteres Becken zur Nachklärung. Wenn es dieses verlässt, ist aus dem Abwasser klares Wasser geworden, das in den Rhein gelassen wird. "Die Vorklärung ist über 30 Jahre alt. Da müssen wir einfach ran", sagt Klaus Gruyters von den Technischen Werken. "Wir müssen die Betriebssicherheit unserer Kläranlage garantieren."

Die Modernisierung geschieht unabhängig vom Störfall vom 23. März 2011. Das war der vielleicht schwärzeste Tag für die Kläranlage. Die Biologie kippte, Emmerich musste 1,2 Millionen Euro Strafabgabe an das Land zahlen.

Damals ermittelte das Landesumweltamt die Werte an der Kläranlage. "Das geschieht 26, 27 Mal pro Jahr", so Klaus Gruyters. "Nie ist etwas beanstandet worden, aber dann dieses eine Mal."

Der CSB-Wert der Anlage stimmte nicht. CSB steht für den "chemischen Sauerstoffbedarf", der notwendig ist, um das Schmutzwasser abzuarbeiten. Die Folge: Die Biologie in der Anlage war hinüber. Die Bakterien, die das Schmutzwasser umwandeln, starben ab. Schmutzwasser, so Gruyters, sei nicht in die Umwelt abgegeben worden.

Geklärt worden ist nie, was zum Störfall führte. Die wahrscheinlichste Ursache ist, dass mehrere Unternehmen gleichzeitig erhöhte Schmutzwerte in den Kanal gebracht haben. Die Stadt Emmerich hat schon in 2011 mit den vier größten Einleitern Gespräche geführt. Dazu gehören Katjes, Kao, Oleon und KLK. Inzwischen sind Online-Messgeräte bei den großen Vier installiert. Sie sind bei der Kläranlage aufgeschaltet, so dass dort rechtzeitig erkannt werden kann, wenn eine Schmutzfracht mit einem riskanten CBS-Wert eingeleitet wird.

(RP/ac)
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