Emmerich Will Politik Theaterchef kontrollieren?

Emmerich · Der Emmericher Kulturausschuss diskutiert heute in einer Sondersitzung über die Einrichtung eines "Theaterkreises".

 Michael Rozendaal leitet die Emmericher Kulturbetriebe und plant das Programm im Stadttheater.

Michael Rozendaal leitet die Emmericher Kulturbetriebe und plant das Programm im Stadttheater.

Foto: Archiv

Bereits kurz vor Weihnachten landete der gemeinsame Antrag aller Fraktionen auf dem Schreibtisch von Bürgermeister Johannes Diks. Der wichtigste Satz des Schreibens: "Für März 2013 beantragen wir eine Sondersitzung des Kulturausschusses mit folgender Tagesordnung: Programmentstehung — hier: Einrichtung eines Theaterkreises."

Seitdem hat es immer wieder Terminüberschneidungen und andere Verzögerungen gegeben. Doch am heutigen Mittwoch ist es endlich soweit: Um 17 Uhr treffen sich die Mitglieder des Emmericher Kulturausschusses im Foyer des Stadttheaters, um über einen möglichen Theaterkreis zu diskutieren.

Was unter diesem Gremium konkret zu verstehen ist oder ob es überhaupt eingerichtet wird — noch sind diese und etliche andere Fragen offen.

Aber zumindest spricht vor der heutigen Sitzung einiges dafür, dass Theaterchef Michael Rozendaal auch in Zukunft für die Programmauswahl verantwortlich ist. "Herr Rozendaal und seine Mitarbeiter leisten seit vielen Jahren tolle Arbeit. Unsere Fraktion denkt nicht daran, ihm ins Handwerk zu pfuschen", sagt Manfred Mölder.

Der SPD-Fraktionsgeschäftsführer, der den genannten Antrag im Dezember für seine Partei unterzeichnet hatte, hat von einem Theaterkreis ganz andere Vorstellungen. "Es macht durchaus Sinn, gelegentlich Anregungen zu geben und Wünsche zu äußern. Außerdem sollte der Kulturausschuss wissen, wie viel Geld überhaupt für die reine Theaterarbeit ausgeben kann. Denn häufig debattieren wir nur über steigende Personal- und Energiekosten", erklärt Mölder.

Ähnlich äußert sich sein Ausschuss-Kollege Wolfgang Urbach (FDP) vor der morgigen Sitzung. "Uns geht es nicht darum, die Arbeit von Michael Rozendaal zu behindern. Aber eine fruchtbare Diskussion über die Zukunft unseres Theaters kann nicht schaden. Vielleicht muss man sich stärker wieder einem jüngeren Publikum widmen, damit das Haus auch in einigen Jahren noch gut besucht ist", meint er. Der Liberale kann sich sogar vorstellen, trotz knapper Kassen den Etat für das Theaterprogramm aufzustocken. "Wenn fast der komplette Zuschuss für Fixkosten ausgegeben wird, muss man darüber reden. Voraussetzung ist allerdings, dass wir genau über die Zahlen informiert werden."

Aktuell funktioniert die Programmgestaltung noch so: Michael Rozendaal, Leiter des Eigenbetriebs "Kultur, Künste, Kontakte", besucht eine so genannte Theaterbörse. Vor Ort verhandelt er mit den Agenturen über Preise und bespricht mögliche Termine. Dabei ist schnelles Handeln angesagt, da die Konkurrenz in anderen Städten nicht schläft. Urbach: "Aber wir können ja einmal darüber sprechen, ob nicht vielleicht ein Mitglied des Kulturausschusses Herrn Rozendaal zu einer solchen Börse begleitet." Bereits vor einigen Wochen hatte Irmgard Kulka (CDU), Vorsitzende des Kulturausschusses, versichert, dass man nicht die Absicht habe, die Arbeit des Kulturbetriebs zu behindern.

Heute wird ab 17 Uhr diskutiert — anschließend ist eventuell zumindest die eine oder andere Frage in Sachen Theaterkreis und Programmgestaltung geklärt.

(RP)
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