Schmuggel-Prozess Transportvergütung auf dem Parkplatz

Kleve · Im Schmuggel-Prozess sagten Zeugen zweier polnischer Speditionsfirmen aus. Die Transportkosten seien von einem Asiaten stets bar bezahlt worden.

 Vier Angeklagte müssen sich vor dem Landgericht Kleve wegen bandmäßigen Schmuggels verantworten.

Vier Angeklagte müssen sich vor dem Landgericht Kleve wegen bandmäßigen Schmuggels verantworten.

Foto: van Offern, Markus

Reichlich Kilometergeld wurde am Dienstag im Klever Landgericht fällig: Sieben Zeugen aus Polen reisten an, um im Prozess gegen vier Angeklagte wegen banden- und gewerbsmäßigen Schmuggels auszusagen.

Die Zeugen sind beziehungsweise waren bei zwei polnischen Speditionsfirmen beschäftigt. Für ein Neusser Handelsunternehmen, das in den umfangreichen Schmuggel chinesischer Waren beteiligt gewesen sein soll, hatten die Speditionen zwischen 2012 und 2014 Container von Hamburg nach Polen transportiert. Dass Zollabgaben eingespart wurden, will jedoch keiner der Zeugen gewusst haben.

Ein polnisches Ehepaar erklärte, dass die Rechnungen für die Transporte an ein chinesisches Unternehmen in Polen gegangen und dann grundsätzlich in bar bezahlt worden seien. Auf dem Weg zur Arbeit stoppte das Ehepaar deswegen regelmäßig im polnischen Chinatown Wolka Kosowska. Auf einem Parkplatz in der Nähe eines Kindergartens warteten sie dann auf einen Asiaten, der das Bargeld übergab. 1300 Euro seien pro Containertransport von Hamburg nach Polen gezahlt worden – musste der Container den Umweg über das involvierte Emmericher Zollamt gehen, seien es 1900 Euro gewesen, so die Buchhalterin.

Mit der näheren Beschreibung des Geldboten tat sich das Ehepaar jedoch schwer. Ob der Geldbote sich im Gerichtssaal befinde, wollte der Vorsitzende Richter Christian Henckel von dem 55-jährigen Zeugen wissen. Der musterte die beiden chinesischstämmigen Angeklagten und den Dolmetscher – ohne Ergebnis. „Ich will nichts Falsches sagen. Die sehen für mich alle gleich aus.“

Wenig Konkretes konnte auch dessen Ehefrau zu früheren Kontakten mit dem Neusser Unternehmen sagen. Der Vorsitzende hielt ihr überwachte Telefongespräche vor. Ein Fahrer hatte sich bei ihr gemeldet, weil er in eine Zollkontrolle geraten war, und gesagt: „Sie sind zu zehnt da.“ Die Buchhalterin erhielt dann Anweisungen von einem der Angeklagten, welcher für das Neusser Handelsunternehmen gearbeitet hat: Der Fahrer solle sagen, er habe sich vertan. Er habe eigentlich gar nicht direkt nach Polen fahren sollen, sondern zunächst zum Emmericher Zollamt. „Ich erinnere mich nicht daran. Ich telefoniere jeden Tag mit Kunden“, so die Zeugin.

Der Prozess wird am 26. März fortgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort