Geistlicher aus Emmerich unter Druck "Pegida-Pastor" fürchtet nun Messe-Verbot

Emmerich · Der Pfarrer aus Emmerich gerät nach seinem Auftritt bei der "Pegida"-Demo unter Druck. Der Klever Propst erwägt sogar ein Gottesdienstverbot.

Emmerich: Das sagen andere Pfarrer zum "Pegida-Pastor"
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Foto: Christoph Reichwein

Paul Spätling hat sich in seine Wohnung in seiner Geburtsstadt Sonsbeck zurückgezogen. Die Kritik an seinem Auftritt bei der "Pegida"-Kundgebung in Duisburg schmerzt ihn - vor allem aber, dass der Bischof von Münster ihm Predigtverbot erteilt hat, hat ihn getroffen. Der 67-Jährige fürchtet nun auch, Messe-Verbot zu bekommen. Auch deswegen möchte er sich nicht zu dem Sachverhalt äußern. "Ich gebe keinen Kommentar dazu ab", sagte er unserer Redaktion, als wir ihn am Mittwochmittag telefonisch zu Hause erreichten.

Paul Spätling, der seit 2008 in Emmerich als Pfarrer wirkt, war am Montagabend mit einer Ikone in der Hand an der Spitze der islamkritischen "Pegida"-Demonstration in Duisburg marschiert. Zuvor hatte er auf einer Bühne gegen den Islam gewettert, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wegen ihrer islamfreundlichen Haltung kritisiert und die wegen einer "Pegida"-Demo ausgeschalteten Lichter am Kölner Dom moniert.

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Nach Recherchen unserer Redaktion erfuhr der als sehr konservativ geltende Spätling nicht direkt vom Bistum Münster, sondern von Dritten, dass es ihm verboten worden ist, innerhalb und außerhalb von Gotteshäusern öffentlich im Namen der Kirche zu sprechen. Neben dem Predigtverbot behält sich der Klever Propst Johannes Mecking in Rücksprache mit dem Bistum weitere Schritte als zuständiger Ortspfarrer vor. Als "drastischste Maßnahme" wäre es laut Kaplan Michael Berentzen denkbar, dass Paul Spätling in Kleve keine Gottesdienste mehr zelebrieren dürfte.

Nach seinem Auftritt in Duisburg war Spätling bislang noch nicht wieder zurück in Emmerich. Auch wenn er dort offiziell als Pfarrer geführt wird, ist er den Gläubigen in Emmerich kaum bekannt. Denn Spätling besitzt einen Sonderstatus, wonach er zuständig ist für Gebetskreise. Dieses Recht verliehen hatte ihm der damalige Weihbischof Franz-Josef Overbeck. Bei den Gläubigen, die an Spätlings Messen und Gebeten teilnehmen, handelt es sich um eine Splittergruppe. Etwa zehn bis 20 Menschen aus dem Raum Kleve, Emmerich und Xanten kommen zu den Messen und Gebeten. In Sonsbeck hingegen ist der Name Spätling tief verwurzelt.

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Paul Spätling ist Sohn einer dort seit Generationen bekannten Familie. Seine erzkonservative Haltung soll bereits seit einigen Jahren bei vielen Gläubigen am Niederrhein für Kopfschütteln sorgen. Deswegen gab es nach Informationen unserer Redaktion gegen ihn in vielen Gemeinden, in denen er aushilfsweise tätig war, auch Beschwerden - unter anderem, weil er sich weigerte, mit weiblichen Messdienern zusammen Gottesdienste zu feiern. In der Kevelaerer Wallfahrtsgemeinde St. Marien hat er schon seit Jahren Predigtverbot.

Landesweit äußerten sich Geistliche kritisch über Spätlings Teilnahme an der "Pegida"-Demonstration. Pfarrer Heinz Alders (St. Gertrudis in Krefeld-Bockum) sagte: "Ich würde mich bei dieser Art von Demonstration nicht beteiligen. Ich hätte Sorge, instrumentalisiert zu werden. Ich kann den Bischof verstehen, dass er in diesem sehr zugespitzten Fall interveniert hat, weil der Pfarrer in vollem Ornat an einer solchen Demonstration teilgenommen hat." Auch die Verantwortlichen der katholischen Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt Kleve, insbesondere das Seelsorgeteam und die leitenden Gremien, distanzierten sich von jeglicher Sympathie mit der "Pegida"-Bewegung. Zudem betont die Gemeinde, Spätling sei weder Mitglied des Seelsorgeteams noch der Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt. Die Gemeinde stelle dem Pfarrer lediglich die Herz-Jesu-Kirche zur Verfügung, in der am Sonntag die Messe im außerordentlichen Ritus - auf Latein mit dem Rücken zu den Gläubigen - zelebriert werde.

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Unterstützung erhält Spätling von den "Pegida"-Anhängern. Sie haben für ihn auf Facebook eine Seite gegründet, die sich "Wiedereinstellung von Pfarrer Paul Spätling" nennt. Die User drücken dort ihr Unverständnis über die Entscheidung des Bistums aus. So schreibt etwa Annelise S.: "Die kath. Kirche handelt diktatorisch und schreckt die Menschen ab. Was die Kirche heute betreibt, ist moderne Inquisition." Auf der Seite wird auch schon darüber diskutiert, eine Demonstration für Spätling anzumelden. "Auf die Straße gehen und demonstrieren", schreibt Heike G.

"Pegida" will am Montag in Duisburg wieder demonstrieren - vermutlich wird es dann Solidaritätsbekundungen für Spätling geben. Ob der Pfarrer dann selbst noch einmal dort erscheinen wird, ist nicht bekannt. "Wir hoffen, dass er es nicht noch einmal macht", so ein Sprecher des Bistums Münster.

(RP)
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