Haldern Pop Haldern-Countdown — am 9. August geht es los

Haldern · Am 9. August startet das Haldern Open Air. Die RP hat sich alle Bands angehört, die dabei sind. Teil 1:

 Fyfe Dangerfield, Gitarrist, Keyboarder und Sänger von den „Guillemots“, beim Auftritt der Band vor vier Jahren in Haldern.

Fyfe Dangerfield, Gitarrist, Keyboarder und Sänger von den „Guillemots“, beim Auftritt der Band vor vier Jahren in Haldern.

Foto: Endermann, Andreas

Das hätte man vor fünf Jahren auch noch nicht gedacht: Mit Sascha Ring als Apparat steht in diesem Jahr ein Techno-Künstler auf der Bühne in Haldern. Seit geraumer Zeit veröffentlicht er elektronische Musik — auf dem aktuellen Album "The Devils Walk" gerät seine elektronische Musik aber so warm, organisch, soulig und melodisch, dass von der technoiden Kühle kaum noch was zu hören ist. Der Ring schließt sich: Apparat ist jetzt ein ultramoderner Singer-Songwriter — mit Laptop statt Wanderklampfe (4 von 5 Punkten).

Das amerikanische Duo A Winged Victory For The Sullen zelebriert den leisen Piano-Sound. Ihre Musik klingt wie Fingerübungen des Komponisten Eric Satie, verträumt-verschlafen mit Streichern und Hall. Könnte Musik sich bewegen, würde das hier schweben. Hätte Musik Augen, würde das hier tränen. Unsere ernst gemeinte Empfehlung: Einschlaf- oder Wachwerdhilfe (3/5).

Beatrice Arthur war eine US-amerikanische Schauspielerin (Golden Girls); ihren musikalischen Gegenpart gibt es jetzt mit der Londoner Band Arthur Beatrice. Uns liegt bisher die hörenswerte Single "Charity" vor. Sie klingt wie erwachsener 80er-Pop im Stile von The Smiths mit Frauengesang, der Wechselgesang von Mann und Frau erinnert an den kühlen Pop von The XX (ohne Wertung).

Was machen wir denn mit denen hier? Der Klang der dänischen Band Alcoholic Faith Mission passt nur schwer ins Pop-Sortierfach. Thorben Seierø Jensen und Sune Sølund aus Dänemark werden das als Kompliment verstehen. Ihr in New York aufgenommenes Album "Ask Me This" liefert einen vertrackten Mix aus Elektro, Folk und Kraut mit Harmonie-Gesängen. Wie die Beach Boys mit Beat oder die Beatles mit Beach (3/5).

Die Indiefolkbank Bowerbirds aus North Carolina zählt zum Charmantesten, was das Genre Folk derzeit zu bieten hat. Der unprätentiöse Gitarrenpop ihres vierten Albums "The Clearing" klingt wie der Begleitsound zur Fahrt aufs Land: Liedperlen von schlichter Schönheit. Vergleichbar ist die Wirkung mit der Musik der Fleet Foxes. Man schätzt bei dieser Musik ihre Langsamkeit, ihre Bequemlichkeit. Die Bowerbirds sind eine der Bands der Stunde und sicherlich eines der Highlights des Festivals (5/5).

Es gehört etwas Mut und Selbstironie dazu, seine Band nach dem Seevogel "Guillemot" (deutsch: Trottellumme) zu benennen. Die 2004 gegründete britische Indie-Band Guillemots hat es gewagt und zählt musikalisch zum Besten, was der Pop von der Insel zu bieten hat. Drei Alben haben sie veröffentlicht, die die große Bandbreite ihres Schaffens dokumentieren. Auf "Walk The River", dem aktuellsten Werk, zeigen sich die Guillemots von ihrer dunkleren Seite. Die prächtigen Pop-Arrangements sind hier nicht glatt gebügelt, sondern schlagen Wellen. Bei Stücken von bis zu neun Minuten kann man den Liedern beim Reifen zuhören. Großes Gefühlskino.

(rl/jco)
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