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Gedenken an Loveparade-Katastrophe „Es war so ein heißer Tag wie heute“

Duisburg · Zwölf Jahre ist es bereits her, dass bei der Loveparade-Katastrophe in Duisburg 21 Menschen starben. Das Gedenken daran bleibt lebendig, doch es wird stiller. Trotz der Glockenschläge für die Opfer.

Loveparade Duisburg: Zehn Jahre nach der Katastrophe - Chronik
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Die Loveparade-Katastrophe - eine Chronik

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Foto: dpa/Martin Gerten

Bereits zum zwölften Mal jährte sich am Sonntag die Loveparade-Katastrophe, bei der im engen Tunnel an der Karl-Lehr-Straße 21 Menschen ihr Leben verloren. Aus diesem traurigen Anlass fand am Unglücksort die traditionelle Gedenkveranstaltung der Stiftung Duisburg 24.07.2010 statt.

„Heute vor zwölf Jahren war so ein heißer, so ein warmer Tag wie heute“, sagte Jürgen Thiesbonenkamp, der Vorsitzende des Stiftungskuratoriums. Auch in diesem Jahr waren es wieder 23 Glockenschläge, die um 17 Uhr im Gedenken an die Opfer der Katastrophe erklangen. Einen für jedes Todesopfer, einen 22. für die Verletzten und Traumatisierten und einen 23. für die übrigen Menschen, die gerade durch Krieg und andere Katastrophen Leid erfahren. So hatte es die Stiftung auch im vergangenen Jahr bereits erstmals gehandhabt, damals im Andenken an die Opfer der vorherigen Flut-Katastrophe in der Region. „Die Glocken haben eine harten Klang, hart wie die Katastrophe vor zwölf Jahren, doch sie klingen nach“, sagte Thiesbonenkampf.

Bevor die Glockenschläge ertönten, zitierte Thiesbonenkamp noch Dietrich Bonhoeffer aus einem Text zum Abschied, der auch für diese Situation passende Worte finde: „Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines lieben Menschen ersetzen kann und man sollte das auch gar nicht versuchen. Man muss es einfach aushalten und durchhalten. Das klingt zunächst sehr hart, aber es ist auch zugleich ein großer Trost. Denn in dem die Lücken wirklich unausgefüllt bleiben, bleibt man durch diese miteinander verbunden.“

Thiesbonenkamp erinnerte auch an den Tag nach der Katastrophe vor zwölf Jahren. An die Momente zwischen Hoffen und Bangen, dem Warten auf neue Nachrichten. „Dieser Sonntag war kein Sonntag, er war für viele Menschen der schwärzeste Tag in ihrem Leben“, sagte Thiesbonenkamp. „Der Sonntag und die Nacht davor brachten traurige Gewissheit.“ Auch das Auftreten der damaligen Verantwortlichen und das, was sie sagten, habe alles noch viel schlimmer gemacht.

 Nicole Ballhause zündet in der „Nacht der Tausend Lichter“ eine Kerze an. Sie gehörte bei der Loveparade zum Sicherheitsdienst

Nicole Ballhause zündet in der „Nacht der Tausend Lichter“ eine Kerze an. Sie gehörte bei der Loveparade zum Sicherheitsdienst

Foto: Andreas Probst

Wie in den vorherigen Jahren kamen zu der Gedenkveranstaltung nicht nur Gäste aus Duisburg. Auch aus China, Spanien, Italien, Niederlanden und verschiedenen Städten Deutschlands waren Angehörige angereist, um sich an die Opfer der Katastrophe zu erinnern. Für den würdigen musikalischen Rahmen der Veranstaltung sorgte die Duisburger Sängerin und Pianistin Anke Johannsen sowie ihr instrumentaler Begleiter Jens Otto.

 Jürgen Thiesbonenkamp wurde rund um seine Gedenkrede auch musikalisch begleitet.

Jürgen Thiesbonenkamp wurde rund um seine Gedenkrede auch musikalisch begleitet.

Foto: Andreas Probst

Bereits am Samstagabend war bei der „Nacht der 1000 Lichter“ der Opfer gedacht worden. An der Gedenkstätte und dem Zugangstunnel konnten dabei traditionell Kerzen angezündet werden. Der Andrang war hierbei in diesem Jahr geringer als noch in den Vorjahren. Nur wenige Duisburger kamen zwischen 18 und 22 Uhr zu der Unglücksstelle, um einen Moment in Gespräch oder Stille zu verweilen.

 Tausende Besucher drängten sich am 24. Juli 2010 in und vor dem Tunnel, in dem sich eine Massenpanik ereignet hat.

Tausende Besucher drängten sich am 24. Juli 2010 in und vor dem Tunnel, in dem sich eine Massenpanik ereignet hat.

Foto: dpa/Erik Wiffers

Am 24. Juli 2010 waren am einzigen Ein- und Ausgang der Technoparade 21 Menschen im Alter von 17 bis 38 Jahren erdrückt worden. Mindestens 652 Loveparade-Besucher wurden damals verletzt. Ein Strafverfahren gegen ursprünglich zehn Angeklagte war im Frühjahr 2020 ohne Urteil eingestellt worden – wegen vermutlich geringer Schuld. (mit dpa)

(mlat)
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