Gedenkfeier am Sonntag Loveparade-Katastrophe jährt sich zum zwölften Mal – Stiftung trauert um Sprecher

Duisburg · Die Loveparade-Katastrophe ist nun zwölf Jahre her – die Trauer der Hinterbliebenen hält an. Am Sonntag findet die Gedenkfeier in der Gedenkstätte im Tunnel an der Karl-Lehr-Straße statt, am Samstag die „Nacht der 1000 Lichter“. Die Stiftung trauert derweil um den Sprecher des Stiftungsbeirats.

 Die Gedenkfeier findet wieder an der Gedenkstätte am Unglücksort statt.

Die Gedenkfeier findet wieder an der Gedenkstätte am Unglücksort statt.

Foto: Norbert Prümen

Am 24. Juli 2022 jährt sich der Tag der Loveparade-Katastrophe zum zwölften Mal. Am 24. Juli 2010 kamen während der Veranstaltung in Duisburg 21 junge Menschen ums Leben, über 500 Personen wurden teils schwer verletzt, viele traumatisiert.

Den musikalischen Rahmen der Gedenkfeier am kommenden Sonntag ab 16.45 Uhr gestaltet Anke Johansson (Sängerin, Pianistin und Komponistin aus Duisburg), instrumental begleitet von Jens Otto. Die Ansprache hält der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung, Jürgen Thiesbonenkamp.

Es gebe nach heutigem Stand keine Corona-Auflagen, so die Stiftung in einer Mitteilung. Trotzdem werde auch in diesem Jahr die Gedenkfeier in Zusammenarbeit mit Studio 47 per Live-Stream im Internet übertragen.

Stiftung und Stadt als Veranstalter unterstrichen damit auch den öffentlichen Charakter des Gedenkens und ermöglichten allen Interessierten in der Stadtgesellschaft und darüber hinaus die virtuelle Teilhabe. Der Link lautet: https://youtu.be/Y2oTlp-YpNM; er wird auch auf der Homepage der Stiftung zu finden sein.

Wer an diesem Tag Begleitung und Hilfe braucht, könne sich über die Homepage der Stiftung melden. Die Hinterbliebenen würden während ihres Aufenthalts in Duisburg betreut. Für sie findet in der Salvator-Kirche am frühen Nachmittag eine Andacht statt. Kurz vor dem Beginn der Gedenkfeier werden sie an der Gedenkstätte eintreffen.

Am Abend zuvor organisiert der Verein „Bürger für Bürger“ wieder die „Nacht der 1000 Lichter“. Beginn ist um 18 Uhr. Der Tunnel wird von der Stadt für den Autoverkehr gesperrt.

Vor wenigen Wochen verstarb überraschend der Sprecher des Stiftungsbeirats Manfred Reißaus, dessen Tochter Svenja bei der Loveparade ums Leben kam. Als Gründungsmitglied der Stiftung und jahrelanges aktives Mitglied im Beirat habe er als Sprecher der Angehörigen wichtige Impulse gegeben und war allen Beteiligten ein geschätzter Ideen- und Ratgeber, heißt es in einer Mitteilung.

 Die „Nacht der 1000 Lichter“ findet traditionell immer am Vorabend der Gedenkfeier statt.

Die „Nacht der 1000 Lichter“ findet traditionell immer am Vorabend der Gedenkfeier statt.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Jenseits dieser Verdienste sei stets spürbar gewesen, dass er ein trauernder und leidender Mensch war, der den Verlust seiner Tochter nicht verwunden habe. „Wir haben ihn als jemanden kennen- und schätzen gelernt, der für Gerechtigkeit kämpfte und die Übernahme von Verantwortung für die Loveparade-Katastrophe einforderte. In zahlreichen Interviews mit den Medien hat er dies immer wieder deutlich gemacht und kein Blatt vor den Mund genommen“, so die Stiftung.

 Manfred Reißaus (rechts) im Gespräch mit Rainer Schaller von Lopavent.

Manfred Reißaus (rechts) im Gespräch mit Rainer Schaller von Lopavent.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Mit seinem Engagement für die gemeinsamen Interessen der Angehörigen zum Beispiel bei der Gestaltung der Gedenkstätte und der Jahrestage, aber auch mit seinem beharrlichen Eintreten für die Aufklärung und strafrechtliche Aufarbeitung des Loveparade-Unglücks habe er Spuren hinterlassen.

Auch während der vergangenen zwölf Monate erreichten die Stiftung Anfragen von Betroffenen mit der Bitte um Hilfe. Wegen der Corona-Pandemie waren Therapiemaßnahmen aber nur sehr begrenzt möglich. Über die finanziellen Mittel der Stiftung und deren Verwendung können sich Betroffene auf der Homepage der Stiftung (http://www.stiftung-duisburg-24-7-2010.de) im Presse-Bereich informieren.

2020 hatte der Landtag eine juristische Expertenkommission eingesetzt, die Vorschläge für eine verbesserte strafrechtliche Aufklärung und Aufarbeitung komplexer Unglücksereignisse wie der Loveparade-Katastrophe erarbeiten sollte. Dabei ging es auch darum, wie in einem solchen Strafprozess Opferbelange besser wahrgenommen werden können. In diesem Kontext wurde auch die Stiftung befragt.

In ihrem abschließenden Bericht macht die Expertenkommission einen 20-Punkte-Vorschlag. Wann und in welchem Umfang die Vorschläge umgesetzt werden, ist noch unklar. Die Stiftung werde das Thema weiterverfolgen.

(mtm)
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