Ausstellung im Lehmbruck-Museum Menschliche Piktogramme voller Elan

Duisburg · Im Rahmen der Reihe „Sculpture 21st“ zeigt das Lehmbruck-Museum ab Mittwochabend die berühmten Walking Figures des britischen Künstlers Julian Opie.

 Blick auf die „Walking Figures“ von Julian Opie in der Glashalle des Lehmbruck-Museums. Die dynamischen Statuen sind zwischen 2,30 und 2,50 Meter hoch und bestehen aus bemalten Aluminium.

Blick auf die „Walking Figures“ von Julian Opie in der Glashalle des Lehmbruck-Museums. Die dynamischen Statuen sind zwischen 2,30 und 2,50 Meter hoch und bestehen aus bemalten Aluminium.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Schon seit einigen Tagen machen einige computeranimierte LED-Skulpturen auf dem Vorplatz des Lehmbruck-Museums auf die Ausstellung, die am heutigen Mittwoch, 5. Juni, 19 Uhr, eröffnet wird, neugierig. Mit den berühmten Walking Figures des britischen Künstlers Julian Opie sind vor und nun auch im Duisburger Museum die wohl populärsten Werke der internationalen Gegenwartskunst zu sehen.

„Die Werke Julian Opies zaubern uns ein Lächeln ins Gesicht; sie verleihen unserer durch Medien und Werbung geprägten Bildwelt eine zeitgemäße menschliche Anmut“, so Museumsdirektorin Söke Dinkla. In der Tat: Wer die mit 230 bis 250 Zentimeter hohen Figuren sieht, erfasst sie mit einem Blick. Sie scheinen unmittelbar verständlich und einleuchtend zu sein. Dennoch haben sie eine erstaunliche Tiefendimension, die Julian Opie auch gerne und erfrischend (auf Englisch) erläutert, wie bei der Pressekonferenz am Dienstag zu erleben war.

 Selbstportrait des Künstlers, der nicht fotografiert werden möchte.

Selbstportrait des Künstlers, der nicht fotografiert werden möchte.

Foto: Künstler

Schon seit langem beschäftigt sich der Maler-Bildhauer mit Grundsatzfragen der Digitalisierung. Im Gegensatz zu anderen Künstlern, die auf elektronisches Raffinement und interaktive Aktionen setzen, greift Opie auf die Kunstgeschichte zurück – und zwar sehr weit. Fündig wird er schlieißlich bei der alt-ägyptischen Kunst, bei der die menschliche Gestalt in typischer Seitenansicht, der Aspektive, präsentiert wird. Opies „Statuen“ sind in den Raum gestellte Zeichnungen. Mit dicken Strich sind die Konturen auf den metallischen, farbintensiven Untergrund gezeichnet.

Die Werke selber erscheinen wie Cartoonfiguren oder wie aufgestellte Piktogramme. Die Pointe ist, dass jede Figur, trotz aller Vereinfachungen, individuelle Züge trägt. Die Titel der Figuren sind dementsprechend Eigennamen wie Amelia, Jeremy, Theresa oder Sam. Opie verriet beim Pressegespräch, dass jede Figur nach einem konkreten Menschen beziehungsweise nach dessen Fotografie gestaltet wurde. Bei den beweglichen LED-Arbeiten, die auf dem Museumsvorplatz aufgebaut wurden, nahm er Menschen auf dem Laufband zum Vorbild, die er allerdings nicht in Sportkleidung, sondern in Alltagskleidung zeigt. Besonders in den LED-Werken verbindet Opie auf seine ureigene durchaus humorvolle Weise digitale und analoge Kunst, Altägypten mit der Gegenwart.

Opies Figuren sind häufig im öffentlichen Raum platziert, wo sie mit der Umgebung und den Menschen korrespondieren. Im Lehmbruck-Museum, das Opie übrigens als „eines der schönsten Museen, die ich jemals gesehen habe“, bezeichnete, wählte der Künstler die große Glashalle als Ausstellungsort. Die Figuren scheinen den Saal mit schnellem Schritt zu durchschreiten – wie Menschen auf der Straße oder einem Platz.

Die Ausstellung wird im Rahmen der im Jahr 2014 gestarteten Reihe „Sculpture 21st“ gezeigt, bei der neue künstlerische Positionen der Gegenwart präsentiert werden. Julien Opie, 1958 in London geboren, zählt heute zu den bedeutendsten Vertretern der New British Sculpture. Nach seinem Abschluss an der renommierten Goldsmith School of Art begann er seine künstlerische Laufbahn Anfang der 1980er Jahre. Mit seiner Teilnahme an der doumenta 8 (1987) wurde erstmals ein internationales Publikum auf ihn aufmerksam.

Die Ausstellung wird von der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West gefördert.

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