Neue Schauspielsaison Duisburger Schauspiel mit eigenem Profil

Duisburg · Der Blick auf die kommende Spielzeit zeigt, dass im Duisburger Stadttheater Eigen- und Koproduktionen fast gleichwertig neben Gastspielen stehen. Ab sofort gibt es Karten im Vorverkauf.

 Spiegelung im Wasser: Szene aus „Medea. Stimmen“ nach Christa Wolf, inszeniert vom Deutschen Theater Berlin.

Spiegelung im Wasser: Szene aus „Medea. Stimmen“ nach Christa Wolf, inszeniert vom Deutschen Theater Berlin.

Foto: Julian Röder

Die aktuelle Spielzeit läuft noch bis Mitte Juli, gleichwohl wurde bereits am Donnerstag der Vorhang auf die kommende Spielzeit gelüftet. Zuvor gaben Kulturdezernent Thomas Krützberg und Intendant Michael Steindl die jüngsten Zahlen bekannt. Das Ergebnis der vorherigen Spielzeit, wo im Bereich Schauspiel insgesamt 22.375 Besucher gezählt wurden, wurde diesmal mit knapp 21.600 nicht erreicht. Das lag vor allem am Wasserschaden im April der dazu führte, dass sechs Abende komplett abgesagt werden mussten, darunter ein ausverkauftes Haus beim geplanten Gastspiel des Wiener Burgtheaters. Ohne diesen Wasserschaden wären die vergleichsweise guten Zahlen der vorherigen Saison übertroffen worden.

Allerdings dämpfte Michael Steindl die Bilanzstimmung ein wenig: So manch hervorragender Akzente-Schauspielabend war nicht so gut besucht wie erwartet. Deshalb wird man künftig wohl nicht mehr während der Akzente-Wochen ein derartiges „Theater-Feuerwerk“ abbrennen wie in der Vergangenheit. Dafür möchte Steindl auch außerhalb der Akzente-Wochen immer mal wieder hochkarätige Gastspiele nach Duisburg holen.

Gleichwohl verspricht das neue Programm, das den Zeitraum von September bis Februar umfasst, viele interessante Schauspielabende, wobei es auch ein Wiedersehen mit sehenswerten Stücken aus der nun zu Ende gehenden Saison gibt, wie beispielsweise „Der Kontrabass“, „Der Untergang des Hauses Usher“, „Geschlossene Gesellschaft“, „Konstellationen“, „Rita will’s wissen“, „Schachnovelle“, mehrere Abende des Figurentheaterensembles „Familie Flöz“ und andere Vorstellungen. Auch wird Philipp Hochmairs im Mai buchstäblich ins Wasser gefallener „Schiller Balladen Rave“ am 3. November nachgeholt.

Eröffnet wird die neue Spielzeit am 12. September mit der Eigenproduktion vom Jugendclub im Theater Duisburg („Spieltrieb“), der im großen Haus des Theaters nochmal seine umjubelte Inszenierung von „Romeo und Julia“ zeigt (Regie: Kevin Barz). Wer nicht so lange warten möchte, kann „Romeo und Julia“ noch am 12. und 13. Juli im Theater erleben. Allerdings werden für diese Vorstellungen die Karten knapp, da zurzeit nur das Parkett belegt werden kann. Die Ränge bleiben, eine Folge des Wasserschadens, aus Brandschutzgründen noch geschlossen.

Es ist Ironie des Schicksals, dass als herausragendes Gastspiel der kommenden Saison am 19. Oktober „Medea. Stimmen“ nach Christa Wolf, inszeniert von Tilmann Köhler vom Deutschen Theater Berlin, gegeben wird. Wasser, als feuchter Schlund, der alles verschlingt, prägt dabei das Bühnenbild. Michael Steindl versichert, dass er die entsprechenden Verträge mit dem Berliner Haus Wochen vor dem Wasserschaden im April unterzeichnet hat. Sarkasmus beiseite: Man darf sich von dieser Medea-Inszenierung einen ganz großen Schauspielabend versprechen.

Michael Steindl selber führt Regie bei „Don Juan“ von Patrick Marber, der wiederum auf Molière zurückgreift. Molières Don Juan ist eine der schillerndsten Figuren der Weltliteratur. Der englische DramatikerPatrick Marber, dessen Stück „Hautnah“ jahrelang im Foyer III auf dem Spielplan stand, hat „DJ“ ins 21. Jahrhundert überführt. „Don Juan“ hat am 18. Oktober Premiere.

Das Theater kann auch rocken. Das wird das Westfälische Landestheater mit „Beat Club“ beweisen, eine Cover-Show mit Live-Musik. Zum ersten Mal in Duisburg zu sehen am 19. November, Wiederholung am 29. Dezember.

Als Uraufführung bringt der Duisburger Schauspieljugendclub „Spieltrieb“ das Stück „Rattenkinder“ von Simon Paul Schneider heraus (erste Vorstellung am 16. November). Das Stück des in Duisburg geborenen Theaterautors, der auch Regie führen wird, ist noch nicht ganz fertig. Es handelt, so Steindl, vom Aufeinanderprallen der Welten im digitalen Zeitalter.

Das Westfälische Landestheater hat eine sehenswerte Inszenierung von Michel Houellebecqs „Unterwerfung“ vorgelegt, die am 20. November im Duisburger Theater gezeigt wird. Die eigenwillige Auseinandersetzung mit dem Islamismus, die der bekannte französische Autor bietet, spielt sich im Theater auf einem überdimensionalen Sofa ab.

Und noch ein Stück eines bekannten Autors, inszeniert von einer ambitionierten „Provinzbühne“, steht auf dem Duisburger Schauspielprogramm: „Heilig Abend“ von Daniel Kehlmann, inszeniert vom Euro-Studio Landgraf. In dem thriller-ähnlichen Verhör-Stück spielen die renommierte Theaterschauspielerin Jaqueline Macaulay und Wanja Mues, der aus zahlreichen Fernsehproduktionen bekannt ist.

Als weitere Eigenproduktion des Duisburger Theaters hat am 3. Januar „Event“ von John Clancy Premiere. Unter der Regie von Michael Steindl spielt in dem Einpersonenstück Adrian Hildebrandt, der seine Schauspielkarriere einst im Spieltrieb begann. Es geht in dem Theaterstück um das Theaterspielen...

Wer auf die vielen Eigenproduktionen und Koproduktionen des Duisburger Theaters schaut, wird feststellen können, dass Duisburg die Zeiten des reinen Gastspielbetriebs hinter sich gelassen hat.

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