Duisburg Anmut mit Waffenschein-Hüftschwung

Duisburg · Die kubanische "Ballet Revolucion" im Stadttheater wurde vom Publikum bejubelt. Weitere Vorstellungen sind bis zum 3. März geplant.

Herausfordernde Blicke, kesses Zwinkern und blitzend weiße Zähne, die aus dunkelhäutigen Gesichtern strahlen: schon allein die Mimik der 18 kubanischen Tänzer der "Ballet Revolucion" hat wenig mit den versteinerten Mienen ihrer klassischen Ballettkollegen zu tun. Zu einem mitreißenden Mix aus lateinamerikanischer Musik, R&B und Hip Hop tanzte sich das Ensemble sprichwörtlich die Seele aus dem Leib.

Leidenschaftlich, sinnlich und oft erotisch bewegten die Tänzer ihre Körper in einem spannenden Mix aus klassischen Ballettfiguren und waffenscheinpflichtigem Hüftschwung. Die Energie und Lebensfreude flutete über die anmutigen Bewegungen und die packenden Rhythmen ins Publikum und traf die Zuschauer mitten ins Herz. Den stehenden Ovationen und begeisterten Schreien des Publikums dankte die Truppe mit einer Zugabe, die es noch einmal in sich hatte. Zu Ricky Martins "She Bangs" wirkten die Tänzer angesichts des anhaltenden Applauses noch ein bisschen gelöster als zuvor und zeigten im großen Finale noch einmal ihre akrobatischsten Sprünge.

Den Auftakt zu dieser einzigen langen Party auf der Bühne machte das im Nachhinein fast bieder wirkende klassische Ballettstück "Don Quixote", das mittendrin durch einen schrillen Pfiff einer Trillerpfeife unterbrochen wurde: Das Startsignal, um mit den klassischen Bewegungen des Balletts zu brechen. Herren vollführten Sprünge wie bei der Kampfsportart Capoeira, aus den fließenden Bewegungen wurden zackige, Hüften und Schultern kreisten. Auf diesen Start folgte ein nicht enden wollender Reigen aus spannend zusammengestellten Bewegungen in teils ironischen Choreografien. So brachte die Kombination aus Bauchtanz und Schwanensee zu Shakiras "Hips don't lie" oder das Werben zweier Herren um eine Dame zu "No woman No Cry" zum Schmunzeln.

Schon fast komödiantische Ambitionen hatte eine Szene mit sechs Herren im Streberlook und einer Dame, die die Herren zu Cee Lo Greens "Forget You" wie Marionetten tanzen ließ, bevor diese sich der dicken Hornbrillen und ihrer Hemden entledigten und wie Chippendales nach vorne preschten. Musikalisch sorgte eine Liveband für den passenden Sound, der nicht immer im Hintergrund blieb. Eine semitransparente Wand machte es möglich, die Musiker mal effektvoll erscheinen, mal verschwinden zu lassen. Je nachdem, wessen Qualitäten gerade im Fokus standen. Aus der achtköpfigen Band taten sich insbesondere Luis Palacios Galvez (Congas und Percussion) und Sängerin Kristin Hosein hervor, die ihren männlichen Partner Weston Foster gesanglich in den Schatten stellte. Mit einem fünfminütigen Solo brachte Galvez die Zuschauer mit seinen fliegenden Fingern und Fäusten auf dem Traditionsinstrument zum Staunen. Dass sie auch zart und langsam tanzen können, bewiesen die Tänzer bei Joaquin Rodrigos "Concierto de Aranjuez". Zwei Paare tanzten abwechselnd im Licht eines einzigen Spots von oben um einen einfach schwarzen Stuhl herum. Buhlten, neckten, umschlangen und liebten sich unheimlich eindringlich. Zu einem Medley aus "Red Corvette" und "Purple Rain" drehte ein, bis auf einen schwarzen Slip, nackter Athlet eine Pirouette nach der anderen.

Die "Ballet Revolucion" ist noch bis 3. März in Duisburg zu Gast. Die Show startet dienstags bis samstags um 19:30, darüber hinaus zusätzlich samstags um 15 Uhr. Sonntags finden Vorstellungen um 14 und 19 Uhr statt.

Karten für 29,40 Euro bis 59,50 Euro gibt es im freien Verkauf im Opernshop an der Düsseldorfer Straße 5 (neben Zentralbibliothek), Tel. 0203/ 9407777 oder im Servicebüro des Theaters, Neckarstraße 1, Tel. 3009 100. Weitere Informationen im Internet unter www.ballet-revolucion.de

(RP)
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