Duisburg "Kurzer Prozess" beim Theatertreffen

Duisburg · Im kommenden Jahr gibt es zwar keine "Akzente", doch wieder ein Schauspieltreffen im Duisburger Stadttheater. Unter dem Motto "Kurzer Prozess" geht es vom 8. bis 22. März um das Thema "Recht und Gerechtigkeit". Vorverkauf ab sofort.

 Constanze Becker als Medea in der Frankfurter Inszenierung von Michael Thalheimer.

Constanze Becker als Medea in der Frankfurter Inszenierung von Michael Thalheimer.

Foto: Birgit Hupfeld

Das Theatertreffen stand stets im Mittelpunkt der traditionsreichen Duisburger "Akzente"-Kulturwochen. Im kommenden Jahr wird es, wie berichtet, keine Akzente geben. Auf das Theatertreffen müssen wir dennoch nicht verzichten. Gestern stellten Ute Saalmann, Verwaltungsdirektorin des Theaters, und Michael Steindl, Künstlerischer Leiter Schauspiel, das Programm vor.

 Szene aus Kleists "Der zerbrochene Krug", mit dem das Thalia Theater Hamburg in Duisburg gastiert.

Szene aus Kleists "Der zerbrochene Krug", mit dem das Thalia Theater Hamburg in Duisburg gastiert.

Foto: krafft anger

Das Theatertreffen findet vom 8. bis 22. März 2013 unter dem Motto "Kurzer Prozess" statt und widmet sich dem Themenspektrum "Recht und Gerechtigkeit". Beim "Recht" geht es um Regeln für das menschliche Zusammenleben; der Begriff "Gerechtigkeit" hat eine philosophisch-psychologische Tiefendimension. Die Bühne ist ein idealer Ort, um diese Aspekte sinnlich und intellektuell erfahrbar zu machen. Vor diesem Hintergrund hat Michael Steindl nach Stücken, Inszenierungen und Ensembles gesucht, was kein "kurzer Prozess" war. Trotz aller Sparzwänge ist dabei ein höchst attraktives Programm herausgekommen.

 Auch Ibsens "John Gabriel Borkman" wird von den Münchner Kammerspielen in einem kühnen Bühnenbild präsentiert.

Auch Ibsens "John Gabriel Borkman" wird von den Münchner Kammerspielen in einem kühnen Bühnenbild präsentiert.

Foto: julian röder

Gleich zum Auftakt gibt es einen Höhepunkt aus der aktuellen deutschen Schauspiel-Produktion. Im Duisburger Stadttheater zeigt das Schauspiel Frankfurt "Medea" von Euripides in der Inszenierung von Michael Thalheimer, einem der ganz großen deutschsprachigen Gegenwartsregisseure. Constanze Becker spielt die Titelrolle in einem kühnen Bühnenbild von Olaf Altmann. Der gestaltet eine Wand, die anfangs im Bühnenhintergrund steht, sich am Schluss aber den Zuschauerrängen nähert. Steindl, der die Inszenierung in Frankfurt gesehen hat, sprach gestern begeistert von diesem Theaterabend.

Olaf Altmann schuf auch das Bühnenbild für Henrik Ibsens nicht allzu oft gespieltes Stück "John Gabriel Borkman", mit dem die Münchner Kammerspiele am 16. und 17. März im Stadttheater gastieren. Die Inszenierung liegt in den Händen von Armin Petras, den Steindl für eines der großen Regietalente des deutschen Theaters hält. Wer das Stück bislang für spröde gehalten habe, werde hier eines Anderen belehrt, verspricht Steindl.

Als dritte bedeutende Schauspielbühne gastiert das Thalia Theater Hamburg am 19. und 20. März mit dem berühmtesten Stück von Kleist in Duisburg, "Der zerbrochene Krug". Regie führt Bastian Kraft. Wiederum spielt die Bühne einen gewichtigen Part: Peter Baur baut eine Art Käfighaltung, die einerseits die Gerichtssituation symbolisiert, andererseits das Problem aus der Welt räumt, wie diese Gerichtssituation den Zuschauern anschaulich präsentiert werden kann. Die Hamburger Kulissen sind so schwer, dass man zunächst die statischen Kapazitäten im Duisburger Theater prüfen musste, bevor die Inszenierung gebucht werden konnte, wurde gestern verraten.

Ins Programm des Theatertreffens aufgenommen wurde auch die Bonner Inszenierung von Brechts "Leben des Galilei" (Regie Niklas Ritter), die zwar in Duisburg schon einmal zu sehen war, die aber vorzüglich ins Thema passt. (13. März). Neben diesen Aufführungen im großen Saal des Theaters beschert das Treffen auch noch interessante Produktionen im Foyer. Beispielsweise "Die Zoogeschichte" von Edward Albee mit dem Schauspielduo Gregor Trakis und Stefan Walz in den Rollen von Peter und Jerry, wobei die Schauspieler beide Rollen beherrschen und ihre Parts von Abend zu Abend tauschen können. Das Gastspiel des Staatstheaters Mainz findet am 11. März statt.

In einer Aufführung der "theaterperipherie" aus Frankfurt zeigt "Hadi Khanjanpour", der in Duisburg bereits in "Ehrensache" zu erleben war, am 12. März ein ganz ungewöhnliches Stück: In "Die Stunde der Wahrheit" geht es um Hadi Khanjanpour selber. Für die Schauspielausbildung sollte der gebürtige Iraner in irgendeiner Form sein eigenes Leben als Bühnenstoff bearbeiten. Drei Wochen hatte er dafür Zeit. Eine Pointe ist, dass Hadi Khanjanpour in "Die Stunde der Wahrheit" lauter Menschen spielt, die ihm begegnet sind, nur sich selber nicht.

Der Schauspieler Philipp Hochmair, der im "Zerbrochenen Krug" mitwirkt, zeigt sich in einer Dramatisierung von Kafkas "Der Prozess" am 21. März als Josef K. Die Zuschauer sitzen mit dem Schauspieler dabei zusammen auf der Bühne.

Am Theatertreffen ist auch der Duisburger Schauspiel-Jugendclub "Spieltrieb" beteiligt, der am 15. März mit Wedekinds "Frühlings Erwachen" Premiere feiert.

Und als Schmankerl, der vermutlich wenig mit Recht und Gerechtigkeit zu tun hat, zeigt das Maskentheater Familie Flöz die schon lange versprochene Neufassung seines Erfolgsstücks "Garage D' OR" (14. März).

(RP)
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