"Problemhaus" in Duisburg-Bergheim Widerstand gegen rechte Gruppierung

Duisburg · Unter dem Motto "Volksinitiative gegen Asylmissbrauch" will die rechtsgerichtete Gruppierung "Pro NRW" im März vor dem Hochhaus In den Peschen in Duisburg demonstrieren. Bereits jetzt gründet sich eine breite Gegenbewegung in Bergheim.

Duisburg: Das sind die Problemkinder
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Die rechtsgerichtete Vereinigung "Pro NRW" ruft für Dienstag, 12. März, 11 Uhr, zu einer Kundgebung vor dem Hochhaus In den Peschen 3-5 in Bergheim auf, das vor allem von Rumänen und Bulgaren bewohnt wird. "Dieser Wohnblock im Stadtteil Rheinhausen-Bergheim zeigt deutlich, wie sich das Leben für die einheimische Bevölkerung verändern kann. Gewalt, Vandalismus, Vermüllung, Ruhestörung. So sieht hier der Alltag rund um das von manchen Anwohnern als ,Zigeunerhochhaus' benannte Gebäude aus", schreibt die Bewegung auf ihrer Internetseite. Die Aktion ist Teil einer Reihe von insgesamt 21 Kundgebungen in ganz Nordrhein-Westfalen, die "Pro NRW" für März plant; sie steht unter dem Motto "Volksinitiative gegen Asylmissbrauch".

"Das alleine ist ja schon Schwachsinn", sagt Heiner Augustin, Pfarrer der evangelischen Friedenskirchengemeinde in Bergheim. "Die wollen gegen Asylmissbrauch demonstrieren. Dabei handelt es sich bei Rumänen und Bulgaren doch nicht um Asylanten, sondern um EU-Bürger."

Augustin kündigt an, dass sich auf jeden Fall eine Gegenbewegung formieren werde. "Ich wurde schon von vielen Leuten angesprochen. Wir werden eine Gegenkundgebung anmelden, die auf sehr breiten Füßen stehen wird", sagt er. Mit im Boot seien bereits die katholische und evangelische Kirche. "Aber viele andere werden noch dazustoßen, auch aus der Politik und der Nachbarschaft", so Augustin. Man müsse jegliche Form von Eskalation vermeiden — und dazu gehöre auch eine Kundgebung von "Pro NRW". Pfarrer Augustin: "Darin sind wir uns alle einig — auch diejenigen Anwohner, die den Hochhausbewohnern teils sehr kritisch gegenüberstehen."

"Versammlungsfreiheit in Deutschland muss man akzeptieren"

"Pro NRW" hatte schon in der Vergangenheit versucht, sich die negative Grundstimmung in der Nachbarschaft rund um das Hochhaus In den Peschen zunutze zu machen. So wurden bereits Handzettel mit ausländerfeindlichen Parolen verteilt, Unbekannte schmierten ein Hakenkreuz an das Hochhaus.
Polizeisprecher Ramon van der Maat bestätigte am Donnerstag, dass "Pro NRW" die Kundgebung offiziell angemeldet habe. Nach jetzigem Stand sei mit 30 bis 50 Demonstranten zu rechnen. Er machte auch noch einmal deutlich, dass die Polizei wenig Spielraum habe, eine solche Kundgebung zu verbieten. "Es gibt die Versammlungsfreiheit in Deutschland, und das muss man akzeptieren", so van der Maat. Es müsse schon eine große Gefahr von einer Aktion ausgehen, um sie im Vorfeld verbieten zu können. "Und das sehe ich hier nicht."

Ende 2012 hatte sich ein Runder Tisch "Offenes Rheinhausen" gegründet, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die angespannte Situation rund um das Hochhaus zu entspannen. Bei einem ersten Treffen Ende November 2012 war beschlossen worden, speziell zum Thema Bildung/Schule eine Arbeitsgruppe einzusetzen. Diese kam im Januar erstmals zusammen, und nach einem intensiven Austausch verständigte man sich über konkrete Ziele. So sollen etwa niederschwellige Sprachkurse und ein Kindertreff eingerichtet werden. Das Anti-Rassismus-Informations-Centrum (ARIC), ebenfalls Mitglied des Runden Tisches, bietet donnerstags von 14 bis 16 Uhr am Hochemmericher Markt 1-3 offene Beratungsstunden an. Unterstützt wird es vom Diakonischen Werk Kirchenkreis Moers.

Pfarrer Augustin, Mitbegründer des Runden Tisches, betont, dass sich in den vergangenen Monaten viel getan habe: "Ich war in dem Haus. Dort gibt es weder blutverschmierte Wände noch zugemüllte Flure. Auch draußen ist es nicht mehr vermüllt. Es gibt natürlich Ausnahmen. Aber die meisten Hausbewohner setzen alles daran, nicht aufzufallen." In Gesprächen werde immer wieder betont, dass man sich nichts anderes wünsche als eine Schule für die Kinder und einen Deutschkurs für sich selbst. Augustin: "Ich sehe dort eine deutliche Veränderung. Die größte Gefahr liegt in einer Pauschalverurteilung."

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