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Trotz Corona in Düsseldorf Genießen, so lange es noch geht

Düsseldorf · Am Wochenende nutzten die Düsseldorfer das gute Wetter, um trotz Virus-Angst Schwimmbäder, Bars und Cafés zu besuchen.

 Die Düsseldorfer ließen sich von der Corona-Angst nicht abschrecken und genossen den Frühlingstag am Rheinufer.

Die Düsseldorfer ließen sich von der Corona-Angst nicht abschrecken und genossen den Frühlingstag am Rheinufer.

Foto: Endermann, Andreas (end)

In der Buslinie 732, die von der Vennhauser Allee in Richtung Kirchplatz fährt, ist der Rat der Bundesregierung nicht umzusetzen. Wie soll man hier auf soziale Kontakte verzichten? Menschen drängen sich dicht an dicht zusammen. Rentner sind ebenso unter den Fahrgästen wie junge Familien. „Wir haben kein Auto und deswegen müssen wir den Bus nehmen“, sagt Ghsaasn Gharrani. Der Iraner ist mit seiner Frau und dem Kind am Samstag unterwegs zum Einkaufen. Er ist beunruhigt. „Wir waschen uns so gut es geht die Hände, aber mit Blick auf meine Heimat ist die Situation bedenklich“, sagt der junge Mann.

Sorgen macht sich auch die 81-jährige Heidi Dymowski. Die schick gekleidete Dame sitzt mit ihren Einkaufstaschen in einem Vierer vorne im Bus und ist auf dem Weg nach Hause. „Dass ich das Virus vielleicht selbst bekomme, stört mich gar nicht so sehr. Doch mein Mann ist vorerkrankt und ich will ihn auf keinen Fall anstecken“, sagt sie. „Immer wenn ich nach Hause komme, versuche ich mich so gut es geht zu desinfizieren. Er selbst geht gar nicht mehr vor die Tür.“

Seit Freitag werden die Vorsichtsmaßnahmen gegen das Coronavirus massiv verstärkt: Schulen und Kitas werden ab dem heutigen Montag nicht öffnen, die meisten städtischen Einrichtungen bleiben geschlossen. Die Hallenbäder sind ab Dienstag zu, bereits am Wochenende gab es nur wenige Badegäste. Eine Mitarbeiterin geht von Tür zu Tür und desinfiziert die Griffe. Anna und Michael Herzog kommen gerade aus dem Bad. Sie haben mit ihren beiden Kindern den Vormittag im Düsselstrand verbracht. „Wir kommen regelmäßig hierher und so leer war es noch nie“, sagt Anna, während sie ihrer Tochter die Autotür aufhält. „Um uns machen wir uns keine Sorgen. Aber wir wollen ältere Leute nicht gefährden und desinfizieren so oft es geht unsere Hände.“ Sie und ihr Mann sind beide berufstätig und versuchen, sich auf die nächsten Wochen ohne Kitabetreuung einzustellen. „Es wird auf jeden Fall eine Herausforderung“, sagt Michael Herzog. „Wir werden das über Homeoffice regeln, so wie es aussieht. Das klappt schon irgendwie.“

Die Kö war am Wochenende verhältnismäßig gut besucht. Fast alle Geschäfte haben am Samstag geöffnet, doch es gibt Ausnahmen: Vor dem Apple Store stehen drei Mitarbeiter vor einem Absperrband und lassen niemanden in den Laden. Ansonsten wird auf der Prachtstraße fleißig weiter geshoppt. Manche Waren sind dabei gefragter als andere. In den Drogerien gibt es kaum noch Desinfektionsmittel und auch das Klopapier wird zunehmend knapp. Julia Krüger hält freudestrahlend ein Paket in der Hand. „Ich war schon in vier Läden und endlich habe ich etwas bekommen“, sagt sie. „Ich finde es ziemlich egoistisch und lächerlich, dass die Leute so viel für sich einkaufen.“

Engpässe gibt es auch in den Elektronikmärkten. Die Regale mit Tastaturen, Computerbildschirmen und Webcams sind im Saturn an der Kö fast leer, ähnlich sieht es im Media Markt in Flingern aus. „Ich habe ab Montag Homeoffice und musste mir ganz dringend noch einige Sachen besorgen“, erzählt Peter Weber. Er hält eine Computermaus und zwei Tastaturen in der Hand, während sein Mann einen Bildschirm trägt. „Fast hätten wir ein Ausstellungsmodell nehmen müssen, aber es hat gerade noch so geklappt.“

Seri Kabayel vom Doy Doy Döner Haus an der Bolkerstraße wartet auf Kundschaft. Seit zwölf Jahren gibt es den Laden, so etwas hat er noch nicht erlebt. „Seit zwei Wochen läuft das Geschäft schlecht und es wird mit jedem Tag schlechter“, berichtet er. „Wenn es noch schlimmer wird, sind wir auf den Staat angewiesen. Wir können auch nicht auf einen Lieferservice umsteigen. Wo soll der Fahrer denn hier parken?“

Die Tische vor einigen Kneipen in der Altstadt sind später für einen Samstagabend auffallend leer. Einige lassen sich von der Situation jedoch nicht beirren. „Wir kommen jede Woche hierher, um uns mit Freunden zu treffen. Darauf wollten wir auch heute nicht verzichten“, sagt die 58-jährige Stephanie. Einige Tische weiter sitzt eine Gruppe junger Männer. Sie kommen aus dem Münsterland und wollen eine Kneipentour machen. „Ob wir jetzt hier in eine Kneipe gehen oder unter der Woche mit der Bahn fahren, ist egal. Komplett davor schützen, kann man sich eh nicht“, sagt Felix. Einige Gastronomiebetreiber versuchen, sich anzupassen. Das Brauhaus Schumacher schließt zwischen 15 Uhr und 16 Uhr, um die Räumlichkeiten zu reinigen und zu verhindern, dass sich die Arbeitszeiten der Mitarbeiter überschneiden und diese in direkten Kontakt miteinander kommen. Die Kneipe Hühnerstall hat ebenfalls mit den wenigen Gästen zu kämpfen. „Es ist schon sehr ruhig im Moment. Das geht jetzt seit gut einer Woche so“, berichtet die
Besitzern Petra Melzer und zuckt etwas ratlos mit den Schultern. Auch für sie gab es am Sonntag dann schlechte Nachrichten: Ab Montag müssen sämtliche Bars, Clubs und Discos geschlossen bleiben.

Doch auch davon lassen sich die Düsseldorfer nicht abschrecken. Am Sonntag nutzten viele die milden Temperaturen, um an die Luft zu gehen. Die Gassen der Altstadt waren gut besucht, die Tische der Cafés in den Kasematten waren voll besetzt.

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