Krankheit breitet sich aus So trifft das Coronavirus NRW

Heinsberg/Düsseldorf · Die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten steigt in NRW immer weiter. Landesweit sind es mehr als 90 Fälle. Immer gibt es einen Bezug zum Kreis Heinsberg - mit einer ersten Ausnahme.

 Eine Frau trägt eine Mund- und Nasenmaske. Viele Menschen sind beunruhigt. (Archiv)

Eine Frau trägt eine Mund- und Nasenmaske. Viele Menschen sind beunruhigt. (Archiv)

Foto: dpa/Fabian Strauch

Das Coronavirus breitet sich weiter in Nordrhein-Westfalen aus und bleibt das Bundesland mit den meisten Infektionen. Das Robert Koch-Institut bestätigte am Montag insgesamt 92 Fälle - Deutschlandweit registrierten die Behörden bislang insgesamt 150 Fälle in zehn Bundesländern.

Die meisten Fälle gibt es im Kreis Heinsberg, Stand Montag waren es 78. Der Heinsberger Landrat Stephan Pusch (CDU) hatte die Bevölkerung zuvor in einer Video-Botschaft auf einen möglichen sprunghaften Anstieg vorbereitet. Es werde jetzt viel mehr getestet und nach einem Stau in den Laboren werde ein Schwung von Testergebnissen erwartet. „Bleibt gelassen“, appellierte Pusch an die Bevölkerung. Pusch sagte, er habe eine „Wunschliste“ für zusätzliches medizinisches Personal an das Land geschickt. Es gehe darum, die Stellen in Heinsberg zu ersetzen, die in Quarantäne gehen mussten. Neben dem Kampf gegen das Virus müssten im Kreis auch die ganz normale Krankheiten behandelt werden, und es würden natürlich weiter Kinder geboren.

In Heinsberg hatte am Sonntag erneut der Krisenstab getagt. Bis auf die beiden Eheleute, die in der Düsseldorfer Uniklinik sind, sind alle positiv Getesteten in häuslicher Quarantäne.

Corona: Händewaschen, Abstand, Lüften, richtiges Niesen - Schutz vor dem Virus
Infos

So schützen Sie sich vor dem Coronavirus

Infos
Foto: dpa-tmn/Zacharie Scheurer

Wegen der Quarantänemaßnahmen sind die wenigen Arztpraxen, die in Gangelt noch geöffnet hatten - auch viele Ärzte und deren Mitarbeiter sind in häuslicher Quarantäne - komplett überlastet. Am Sonntag teilte der Kreis mit, dass deshalb nun eine Zentrale Anlaufstelle eingerichtet wurde, in der Ärzte des Deutschen Roten Kreuzes Proben entnehmen, die auf das Coronavirus getestet werden. In Düsseldorf, Köln und Kleve gibt es solche zentralisierten Stellen bereits.

Wer sich untersuchen und testen lassen möchte, muss aber nach wie vor zunächst seinen Hausarzt im Kreis Heunsberg anrufen, wie der Sprecher betonte. „Die Einrichtung kann nicht ohne Anmeldung besucht werden“, sagte er. Die niedergelassenen Ärzte veranlassen Überweisungen. Ist eine Arztpraxis geschlossen, gebe es Vertretungsregelungen. Für die normale medizinische Versorgung werde eine größere Arztpraxis bereitstehen. Sie gehört einem Arzt, der selbst noch unter Quarantäne steht.

Inzwischen sind alle 300 Besucher der Karnevalssitzung in Langbroich und deren Angehörige von der Quarantäne befreit. Die 300 bis 400 übrigen Menschen in häuslicher Isolation sollten noch bis 9. März daheim bleiben. Allein im 12.000-Einwohner-Ort Gangelt waren 1000 Menschen in Quarantäne.

Fortlaufend neue Ansteckungen

Auch aus vielen anderen Teilen des Landes berichteten Städte, Kreise oder Krisenstäbe von Covid-19-Betroffenen - aus Köln, Bonn, Mönchengladbach, dem Großraum Aachen, Duisburg, Düren und dem sauerländischen Lüdenscheid. Auch in Essen gibt es seit Montagmorgen einen bestätigten Fall. Landesweit gibt es laut Robert-Koch-Institut inzwischen 86 bestätigte Fälle in NRW (Stand von Montagvormittag). Immer gibt es einen Bezug zum Kreis Heinsberg - mit einer ersten Ausnahme: Seit Samstag wird ein 51-Jähriger in der Uniklinik Münster behandelt, der von einem Urlaub aus dem Iran zurückgekehrt war. Bei ihm fiel der Test auf das neuartige Coronavirus positiv aus. Nach Angaben der Klinik wird er jetzt mit leichten Symptomen, die einer Erkältung ähneln, isoliert behandelt. Es gehe ihm soweit gut. Seine Frau habe sich freiwillig in häusliche Quarantäne begeben. Die Stadt Münster hat einen Krisenstab eingerichtet und will am Montag bei einer Pressekonferenz über den Fall informieren.

Auch zwei Mitarbeiter der Kölner Feuerwehr sind mit dem Coronavirus infiziert, wie ein Sprecher der Stadt bestätigt. Die Männer kommen aus den Kreisen Düren und Heinsberg und hatten Kontakt zu Besuchern der Karnevalssitzung. In Köln gibt es damit inzwischen vier bestätigte Corona-Fälle. Die Stadt Köln hat wegen einer möglichen Ansteckung 21 weitere Feuerwehrleute, die Kontakt zu den beiden Infizierten hatten, unter Quarantäne gestellt. Auswirkungen auf die Einsatzfähigkeit der Kölner Feuerwehr hätten die Maßnahmen aber nicht.

Im Kreis Heinsberg wurden auch vier Kinder einer Kita positiv gestetet. Es gehe ihnen gut, sie zeigten „allenfalls leichte Erkältungssymptome“, schilderte eine Sprecherin. In der Kita in Gangelt arbeitet die Frau des Erstinfizierten. Die Kinder des Paares sind gesund.

Über das gesamte Wochenende wurden fortlaufend neue Ansteckungen gemeldet. Allesamt haben sie einen Bezug zum Kreis Heinsberg. Im Raum Aachen ist die Zahl der nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen auf sechs gestiegen. Eine Gesamtschule in Herzogenrath, die von einem der betroffenen Jugendlichen besucht wurde, bleibt für eine Woche dicht.

In Bonn infizierte sich ein Student, der mit Kindern einer Grundschule in in Kontakt gekommen war. Bei rund 185 Schulkindern der Grundschule wurden Test-Abstriche gemacht. Bis zum Sonntagmittag habe es noch keinen einzigen positiven Befund gegeben, sagte ein Stadtsprecher. Die Schule bleibt zwei Wochen geschlossen - wie auch zahlreiche andere im Land.

Auch in Mönchengladbach steckte sich eine Lehrkraft an. Eine Grundschule soll daher vorerst geschlossen bleiben. Rund 70 Schüler, alle 30 Lehrer und das übrige Schulpersonal gingen in häusliche Quarantäne. Auch Duisburg berichtete von zwei Infektionen.

Angesichts der Ausbreitung des Virus wurden zahlreiche Veranstaltungen in NRW abgesagt, darunter auch internationale Messen. Unter anderem wird die Kölner Fitnessmesse Blog zusammen.

Mit Agenturmaterial

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort