„Wenn Martha tanzt“ Tom Saller las bei den ­Jüdischen Kulturtagen

Der Schriftsteller Tom Saller las in der Zentralbibliothek aus seinem Debütroman „Wenn Martha tanzt“. Die Geschichte, verriet er, hat einen autobiographischen Kern. Martha hieß auch Sallers Großmutter.

Im Buch ist sie ein junges, fröhliches und neugieriges Mädchen vom Land. Und sie besitzt ein besonderes Talent: Martha kann Musik sehen.

Die junge Frau macht sich auf den Weg nach Weimar. Walter Gropius, der 1919 die staatliche Kunstschule Bauhaus gründete, wird auf die außergewöhnliche Schülerin aufmerksam. Sie entdeckt das Tanzen für sich, und allmählich gewinnt sie den Respekt der Bauhaus-Mitglieder. Als die Kunstschule von den Nazis geschlossen wird, kehrt Martha mit ihrem Kind und einem Notizbuch voller Zeichnungen und Skizzen von Künstlern wie Feininger, Klee und Kandinsky in ihre Heimat zurück.

Viele Jahre später findet ein junger Mann das Notizbuch. Es ist Marthas Urenkel, er möchte es versteigern lassen. „Wenn Martha tanzt“ ist ein Roman über ein Jahrhundert deutscher Geschichte. Tom Saller, der als Psychotherapeut in Köln arbeitet, verbindet gekonnt sein Interesse für Musik und Literatur. Er erzählt aus zwei Perspektiven, der Marthas und ihres Urenkels. Er schreibt in knappen Sätzen – ganz im Sinne des „Bauhaus-Stils“, wie er sagte.

Der Autor sprach bei seiner Lesung anlässlich der Jüdischen Kulturtage jede Figur in einer anderen Stimmlage, was der Präsentation etwas von einem Hörspiel gab. Das Publikum dankte mit langem Applaus.

Info Tom Saller: „Wenn Martha tanzt“, List, 287 S., 20 Euro

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