Mitarbeiter protestieren in Düsseldorf gegen einen neuen Tarifvertrag Warum bei Real am Freitag Streik war

Düsseldorf · Mehr als Tausend Mitarbeiter der Supermarktkette Real haben am Freitag vor der Zentrale der Metro gegen einen neuen Tarifvertrag gestreikt.

 Demo Real Metro

Demo Real Metro

Foto: Nils Böhlke Verdo/Nils Böhlke Verdi

Auf fast ein Viertel ihres Gehalts sollen große Teile der Mitarbeiter der Supermarktkette Real verzichten. „Das Unternehmen setzt uns die Pistole auf die Brust“, sagt Gaby Seidel, die seit vielen Jahren im Real-Markt St. Augustin bei Bonn arbeitet. Mit einigen Kolleginnen ist sie am Freitag zur Firmenzentrale nach Düsseldorf gekommen. „Es gibt Kollegen, die mit dem neuen Tarifvertrag rund 900 Euro weniger verdienen als bislang“, sagt Seidel, die eine gelbe Warnweste der Gewerkschaft Verdi trägt, und beharrlich in ihre Trillerpfeife pustet. Viele würden dann Einkommen haben, die nur noch knapp über dem Mindestlohn lägen. Auch die Zuschläge für Arbeit sollen den Mitarbeitern drastisch gekürzt werden. „Die gibt es bald nur noch für Arbeit nach 22.30 Uhr. Eine Farce, denn dann sind die Läden doch schon zu“, sagt Seidel.

Mehrere tausend Mitarbeiter der Supermarktkette hatten am Freitag die Arbeit niedergelegt. Damit protestierten sie gegen Einschnitte bei den Löhnen neu eingestellter Mitarbeiter. „Wir kämpfen für Löhne, von denen man leben kann", sagte Verdi-Verhandlungsführerin Silke Zimmer zu den rund 1200 Streikenden vor der Metro-Zentrale in Flingern. Real ist eine 100-prozentige Tochter des Düsseldorfer Handelsriesen.

Trotz der Streiks blieben aber alle Düsseldorfer Läden geöffnet, wie das Unternehmen mitteilte. So wurden etwa im Real-Markt in Bilk und in vielen anderen im Stadtgebiet Leiharbeiter von Dienstleistungsfirmen für die Arbeiten der Streikenden eingesetzt. Doch konnte es Kunden passieren, dass etwa die Frischfleisch- oder Frischfisch-Theken geschlossen waren. Real betonte, das Unternehmen sei auf Ausnahmesituationen dieser Art vorbereitet.

Die Gewerkschaft hatte die rund 34.000 Beschäftigten der Supermarktkette Real für Freitag zum Streik aufgerufen. Laut Verdi beteiligten sich Mitarbeiter in rund der Hälfte der 281 Real-Filialen an den Streikaktionen, Demonstrationen und Kundgebungen.

Auslöser für den Streik war die Entscheidung der Unternehmensleitung, sich aus den mit Verdi vereinbarten Tarifverträgen zu verabschieden und stattdessen neu eingestellte Mitarbeiter nach einem Tarifvertrag mit der Gewerkschaft DHV zu bezahlen, der für das Unternehmen deutlich günstiger ist. Dies bedeute für die Betroffenen durchschnittlich 23 Prozent weniger Geld, betonte Zimmer und fügte hinzu: „Solche Löhne führen direkt in die Altersarmut der Beschäftigten."

Der Chef des Real-Mutterkonzerns Metro, Olaf Koch, wirft dagegen der Gewerkschaft vor, Tarifverhandlungen über eine wettbewerbsfähige Entgeltstruktur bei der angeschlagenen Supermarktkette jahrelang blockiert zu haben. Die bisherigen Tarifverträge hätten Real deutlich höhere Lohnkosten aufgebürdet, als sie viele Wettbewerber zu tragen hätten. Das sei für Real nicht mehr tragbar gewesen, verteidigte Koch kürzlich den Schritt des Unternehmens. Real bezahle nun neu eingestellte Mitarbeiter marktgerecht. Bereits vor dem Tarifwechsel eingestellte Mitarbeiter hätten keine Einbußen.

Daran glauben Gaby Seidel und ihre Kolleginnen bei der Demo nicht. Viele seien derzeit befristet und würden mit einer Vertragsverlängerung in die neue Gesellschaft wechseln. Oder bei einer vermeintlichen Beförderung die im neuen Tarifvertrag weniger Geld verdienen als vorher.

((tb/dpa))
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