Neuer Streit mit Verdi Metro spaltet Real ab

Düsseldorf · Die Auseinandersetzung um die Kette eskaliert. Gleichzeitig korrigiert die Metro ihre Prognose nach unten. Der Aktienkurs stürzt ab.

Neuer Streit mit Verdi: Metro spaltet Real ab
Foto: dpa, a kno

Der Streit um die Zukunft der Metro-Tochter Real spitzt sich zu. Nachdem die Verhandlungen zwischen der SB-Warenhauskette und der Gewerkschaft Verdi über eine neue Entgeltstruktur gescheitert sind, hat der Real-Aufsichtsrat zugestimmt, dass das Unternehmen von der Muttergesellschaft Metro abgespalten wird. Im Klartext bedeutet das: Das Warenhausgeschäft geht auf die Dienstleistungs-Tocher Metro Services GmbH über, und in die wechseln auch alle Beschäftigten von Real. Faktisch bleibt damit vom Warenhausbetreiber nicht viel mehr als der Firmenmantel über, wenngleich die Märkte unter dem Namen Real weiterlaufen.

Ein gewaltiger Einschnitt, auch wenn die Metro betont, dass sich an den Arbeitsverträgen für die noch bei Real beschäftigten 30.000 Mitarbeiter nichts ändern werde. Was sich aber ändert: Wenn künftig Arbeitskräfte eingestellt werden, dann werden diese nicht mehr so bezahlt wie die alte Belegschaft, sondern sie kassieren weniger Geld. Verdi spricht davon, dass der Gehaltsunterschied bis zu 24 Prozent ausmache.

Der Grund: Angewandt wird ein Tarifvertrag, den nicht der Handelsverband Deutchland (HDE) mit Verdi, sondern der kleinere Arbeitgeberverband AHD (in dem Metro Services Mitglied ist) mit der Gewerkschaft DHV ausgehandelt hat. Das Problem: Nach Einschätzung von Verdi ist diese Gewerkschaft nicht tariffähig. Klären muss das am 26. Juni das Bundesarbeitsgericht. "Sollte das Gericht feststellen, dass die DHV gar nicht tariffähig ist, gilt für die Beschäftigten der Metro-Services GmbH überhaupt kein Tarifvertrag mehr", erklärte Verdi-Verhandlungsführerin Silke Zimmer.

Die Geschäftsführung von Real wies darauf hin, dass die Abspaltung erst mit der Eintragung im Handelsregister gültig werde. Die Eintragung werde in den kommenden Monaten angestrebt. Alle Arbeitsverhältnisse gingen automatisch mit allen Rechten und Pflichten auf die Metro Services GmbH über.

Seit geraumer Zeit liegen Metro/Real und Verdi wegen der Bezahlung der Real-Mitarbeiter im Clinch. Vor drei Jahren ist Real aus der Tarifbindung ausgestiegen und hat mit Verdi danach einen Zukunftstarifvertrag geschlossen. Darin war unter anderem vereinbart, dass sich Unternehmen und Gewerkschaft bis Ende März dieses Jahres auf eine neue Entgeltstruktur einigen wollten, mit deren Hilfe die Unternehmensführung Kostennachteile gegenüber der Konkurrenz abbauen wollte. Eine Einigung hatte es aber nicht gegeben.

Verdi wirft der Metro vor, Lohndumpiong betreiben zu wollen, und kritisiert, dass neuen, schlechter bezahlten Mitarbeitern nach Ende ihres Berufslebens Altersarmut drohe. Gestern erklärte die Gewerkschaft, die Metro treibe "ein falsches Spiel zu Lasten der Belegschaft". Noch während der Verhandlungen mit Verdi habe es bereit im Dezember 2017 eine Protokollnotiz zum DHV-Tarifvertrag gegeben, nach dem die Nachtarbeitszuschläge nicht ab 20, sondern erst ab 22 Uhr gezahlt würden. Real teilte im Gegenzug mit, Verdi habe sich entgegen eindeutigen Absprachen in Verhandlungen einer wettbewerbsfähigen Entgeltstruktur für neue Mitarbeiter bei Real verweigert. Im März hatte Metro-Chef Olaf Koch angekündigt, Real aus dem Handelsverband Deutschland (HDE) herauslösen zu wollen. Das Unternehmen solle sich dem AHD anschließen. Der war 1987 von Asco, einem der Metro-Vorläufer, gegründet worden. In ihm haben sich Arbeitgeber aus dem Handels- und Dienstleistungsgewerbe zusammengetan.

Die Kosten für die Sanierung der Warenhauskette sind ein Grund dafür, dass die Metro gestern auch ihre Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2017/18 zurückgenommen hat, das im September endet. Bisher hatte die Metro einen Anstieg des Vorsteuergewinns (Ebitda) von etwa zehn Prozent vorausgesagt und ein Umsatzplus von währungsbereinigt etwa 1,1 Prozent. Jetzt soll das Ebitda nur noch "leicht" steigen, das bereinigte Umsatzwachstum hat sich nach der neuen Prognose des Konzerns mehr als halbiert. Obwohl nach den gescheiterten Verhandlungen mit Verdi eine "anderweitige tragfähige Lösung" gefunden worden sei,würde das Ergebnis kurz- und mittelfristig das Ergebnis des Konzerns belasten.

Zweites Problem der Metro bleibt das Russland-Geschäft, für das der Konzern in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres eigentlich mit Wachstum gerechnet hatte. Aber das bleibt offenbar ein Wunschtraum. Der Umsatz werde zwischen April und September "auch aufgrund der weiter verschlechterten geopolitischen Situation" unterhalb der Erwartungen liegen. Das Geschäft leidet auch unter der Konjunkturschwäche in Russland, die den Konsum beeinträchtigt.

Den Aktienmarkt hat die Metro wohl vor allem mit der Gewinnwarnung erschüttert. Die Aktie verlor mehr als zehn Prozent und sank bei 13,12 Euro auf den tiefsten Stand seit der Aufspaltung der alten Metro im vergangenen Jahr.

(gw)
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