Urdenbach Ein Handshake vom Ex-Präsidenten George Bush

Urdenbach/Garath · Der Garather arbeitete schon im Industrie-Club und auf dem Schiff Arosa. Jetzt zapft er Bier in der Urdenbacher „Bürgerstube“.

 Christian Hattan hat in seiner Zeit als Kellner schon viele Promis bedient, Helmut Kohl und Michail Gorbatschow, aber auch Campino und Reiner Calmund.

Christian Hattan hat in seiner Zeit als Kellner schon viele Promis bedient, Helmut Kohl und Michail Gorbatschow, aber auch Campino und Reiner Calmund.

Foto: Thomas Gutmann

Heute nehmen Staats- und Regierungsvertreter Abschied von George H. W. Bush (+ 94). Christian Hattann (39), rotblonder Sohn eines Feuerwehrmanns aus Garath, hat den 41. Präsidenten der USA (1989-1993) vor 20 Jahren im Industrie-Club an der Kö bedient.

Einem ehemaligen US-Präsidenten reinen Wein einschenken, das darf nicht jeder. Wie kam es dazu?

Hattann Mr. Bush war damals, 1998, seit gut fünf Jahren nicht mehr im Amt. Er war in Düsseldorf, weil ihn ein US-Unternehmen als Redner gebucht hatte. Ich war im dritten Lehrjahr meiner Ausbildung zum Restaurantfachmann und hatte die Aufgabe, dem Oberkellner am Tisch mit dem Ehrengast zu assistieren.

Als Azubi? Das klingt nach einer großen Ehre?

Hattann Ja, das war es auch. Es gab bei dem Dinner sechs runde Tische mit je zehn Gästen. Ich durfte als bester Azubi am wichtigsten Tisch mitbedienen.

Was wurde kredenzt?

Hattann Ein Vier-Gänge-Menü. Genaueres weiß ich nicht mehr. Es muss ihm aber geschmeckt haben. Nach dem Essen gab mir Mr. Bush die Hand und bedankte sich. Ein sehr höflicher, freundlicher Mann.

Was haben sie noch in Erinnerung von dem Abend?

Hattann Vor allem die Sicherheitsvorkehrungen. Der Ex-Präsident übernachtete im Breidenbacher Hof gegenüber. Die Straße war komplett gesperrt. Mehr als 30 Security-Leute der Amerikaner sorgten für seine Sicherheit. Hinzu kamen mindestens doppelt so viele deutsche Beamte.

Haben Sie noch andere Staatsmänner bedient?

Hattann Das bleibt nicht aus, wenn man nach der Lehre – nach einem Zwischenjahr in Arosa – noch zwölf weitere Jahre im Industrie-Club arbeitet. Helmut Kohl, Helmut Schmidt und Michail Gorbatschow zählen dazu. Aber es sind auch „normale“ Promis darunter, Reiner Calmund zum Beispiel oder Campino.

Statt Industrie-Club und Arosa jetzt Urdenbacher „Bürgerstube“. Klingt nicht nach dem amerikanischen Traum vom Tellerwäscher zum Millionär?

Hattann Dafür aber nach Heimat! Ein kurzer Weg zur Arbeit, die Familie in der Nähe, alte Freunde und Bekannte - das ist schön. Ich habe nach meiner Zeit im Industrie-Club vier Jahre auf der Aida gearbeitet. Karibik, Amazonas, Kap Horn – ich habe viel von der Welt gesehen.

Und sicher auch viel zu erzählen?

Hattann Das auch. Einige unserer Gäste hier nennen mich manchmal „Sascha“ - wie den Steward vom „Traumschiff“, obwohl der ja eigentlich „Victor“ hieß.

Ihre Erfahrung in der gediegenen Gastronomie – können Sie davon auch was als Wirt der „Bürgerstube“ gebrauchen?

Hattann Natürlich. Aufmerksamkeit, die Wünsche eines Gastes erkennen, ein gutes Gedächtnis – all das, was in der hohen Gastronomie bis zur Perfektion gelehrt wird, das schätzen auch die Gäste eines gutbürgerlichen Hauses. Im übrigen: Wer in der Gastronomie arbeitet, kann dies besser oder schlechter machen, ganz gleich, auf welchem Restaurant-Level er tätig ist.

Angenommen, einer der Nachfolger von US-Präsident George Bush senior käme jetzt hereinspaziert. Könnten Sie ihn zufriedenstellen?

Hattann Ich denk schon. Wir haben zum Beispiel Gans, Rinderroulade oder Muscheln Rheinisch, aber auch „Düsseldorfer Tapas“ mit Frikadellen, Flönz und Käse. Dazu ein Schlüssel-Alt und einen Killepitsch - das würde Mr. Clinton, Bush junior oder Obama schon schmecken. Und wenn sie im Januar kämen: Dann wird die „Bürgerstube“ traditionell zur „Burgerstube“.

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