Ärger im Düsseldorfer Nahverkehr Baustelle sorgt für Chaos und Ärger im Nahverkehr

Unterrath · Da immer wieder Busse ausfallen und die Anschlüsse nicht stimmen, kommen viele Bürger zu spät zu ihren Terminen.

 Der Ersatzbus für die 707 war gestern so voll, dass Claudia Zacharias nicht mehr hineinpasste. Das ist ihr nicht zum ersten Mal passiert.

Der Ersatzbus für die 707 war gestern so voll, dass Claudia Zacharias nicht mehr hineinpasste. Das ist ihr nicht zum ersten Mal passiert.

Foto: brab

Katastrophal, chaotisch, unmöglich, eine Zumutung und Frechheit. Wer zurzeit morgens an der Straßenbahnhaltestelle in Unterrath steht, hört sehr schnell diese Worte. Denn dort halten seit dem 22. Juli keine Bahnen mehr, sondern nur noch Ersatzbusse, und die bewältigen das Fahrgastaufkommen bei Weitem nicht. Der Grund für den Buseinsatz sind umfangreiche Bauarbeiten für den Anschluss des Düsseldorfer Flughafens an das Fernwärmenetz der Stadt. Für die Verlegung der Leitung fallen Fahrspuren weg, müssen Straßenabschnitte gesperrt und der Verkehr mithilfe von Baustellenampeln gelenkt werden. Die Rheinbahn hat deshalb bis mindestens zum Jahresende die Linie 705 von Unterrath bis Spichernplatz komplett eingestellt und für die 707 auf diesem Abschnitt Busse im Einsatz, von denen die Fahrgäste am Spichernplatz in die Bahn umsteigen müssen.

„Das funktioniert gar nicht, und zwar in beiden Richtungen nicht. Busse und Bahnen warten nicht aufeinander, sodass unnötige Wartezeiten entstehen“, sagt Berufskollegschülerin Julia Bischoff. Das ist aber nicht das einzige Ärgernis. „Vielfach fallen morgens Busse ganz aus und wenn dann endlich einer kommt, ist der schon so überfüllt, dass keiner mehr zusteigen kann“, sagt die 13-jährige Angelina. „Und ist man dann endlich im Bus, dauert es manchmal mehr als zwei Minuten, bis die Baustellenampel freie Fahrt anzeigt. Das ist doch nun wirklich überflüssig“, sagt Alexandra Fehrenschild.

Gestern zumindest kamen an der Haltestelle An der Piwipp, welche der vierte Halt für den Bus ist, zwischen 7 und 8 Uhr die Ersatzbusse im 10-Minuten-Takt, allerdings alle mit der gleichen Verspätung von drei Minuten. Der Bus gegen 7.20 Uhr war dennoch so überfüllt, dass nur mit Mühe alle Fahrgäste einsteigen konnten, die Türen sich nur schwer schlossen. „Wir fahren inzwischen statt um 7.20 Uhr schon um 7 Uhr zur Schule und kommen dennoch immer wieder zu spät. Die Lehrer interessieren die Gründe nicht. Sie sagen, wir sollen halt noch früher losfahren“, sagt die 12-jährige Lexa.

Der elfjährige Tim nimmt inzwischen seinen Roller mit zur Haltestelle, um notfalls damit den mehr als drei Kilometer langen Schulweg zurückzulegen. „Das ist mir allerdings gar nicht recht, denn die gesamte Strecke ist ja eine einzige Baustelle“, sagt seine Mutter Claudia Zacharias. Sie ärgert es, dass die Rheinbahn auf Beschwerdeschreiben nur mit Formbriefen reagiert hat und bislang keine Verbesserung der Situation in Aussicht gestellt wurde. „Wir bezahlen für unseren Sohn monatlich 36 Euro für die Fahrkarte und dann sollte die Rheinbahn auch ihrer Pflicht nachkommen.“

Auch Peter Rasp, Vorsitzender der SPD in der Bezirksvertretung 6, hat in den vergangenen Wochen reichlich schlechte Erfahrungen mit dem Ersatzverkehr gemacht. „Und auch noch keine zufriedenstellende Antworten seitens der Rheinbahn erhalten.“ Ihn wundert es gar nicht, dass die Busse so überfüllt sind. „Schließlich wurde die 705 ersatzlos eingestellt und die Ersatzbusse bieten viel weniger Platz als die Bahnen.“ Peter Rasp hat bei den Fahrern nachgefragt, warum immer wieder Busse ausfallen. „Die Antwort war, das seien oft Fremdunternehmen, die einfach nicht kommen würden. Die Rheinbahn kann doch so einen Auftrag nicht vergeben und dann nicht kontrollieren, ob das funktioniert.“

Den Politiker ärgert zusätzlich, dass der Stadtteil Unterrath nicht einmal von den neuen Leitungen profitieren wird. So ist bislang nicht vorgesehen, dass Wohngebiete oder das neue Unterrather Schwimmbad an die Fernwärme angeschlossen werden. „Die Situation ist im Moment für die Unterrather absolut unbefriedigend.“

Die Rheinbahn hat in den letzten zwei Tagen morgens die Situation vor Ort beobachtet. „An den Bauarbeiten, die noch zusätzlich Stau verursachen, können wir nichts ändern, aber wir werden die Busfahrer noch einmal darauf hinweisen, dass sie am Spichernplatz auf die Bahn warten sollen“, sagt Sprecherin Heike Schuster. Umgekehrt wird das aber nicht der Fall sein. „Die Bahnen können nicht auf verspätete Busse Rücksicht nehmen, da sonst der Rest der Bahnlinie unpünktlich ist.“

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