Senioren in Düsseldorf Lebensqualität durch herzliche Pflege

Unterrath · Seit einem Jahr gibt es im Bezirk 6 erstmals Tagespflegeplätze für Senioren. Die familiäre Stimmung in dem Haus in Unterrath kommt sehr gut bei den Gästen und deren Angehörigen an.

 Zum gemeinsamen Zeitschriftenlesen haben es sich die Leiterin Indira Rychwalski und Gast Elisabeth Kloft (v.l.) in der Wohnzimmerecke gemütlich gemacht.

Zum gemeinsamen Zeitschriftenlesen haben es sich die Leiterin Indira Rychwalski und Gast Elisabeth Kloft (v.l.) in der Wohnzimmerecke gemütlich gemacht.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Es ist eine lebhafte Gesellschaft, die jeden Tag in dem Quartiershaus Am Röttchen 3 zusammenkommt. Hoch her geht es besonders nach dem Frühstück, wenn die aktuellen Beiträge aus der Rheinischen Post vorgelesen werden. „Über einen Beitrag zum Thema Frauen in Führungspositionen wurde so engagiert diskutiert, da brauchten wir danach keine Atem­übungen mehr zu machen, so heftig wurde dabei geatmet“, sagt Indira Rychwalski und lacht herzhaft.

Sie leitet die Tagespflege der Graf Recke Stiftung, die vor einem Jahr in dem hellen Neubau eingerichtet wurde. Bis zu 18 Senioren im Alter von 60 bis 100 Jahren kommen seitdem dorthin, manche nur an einem Tag, andere an fünf Tagen. „Meine Mutter würde am liebsten auch noch am Wochenende hierherkommen. Sie fühlt sich total wohl. Zuvor war sie seelisch nicht so stabil. Das hat sich sehr verbessert und auch einige verlorengegangene Fähigkeiten sind zurückgekehrt“, sagt Brigitte Stukenbrock.

Ihre Mutter ist hochgradig sehbehindert und von Anfang an Gast in der Tagespflege. „Ich hatte anfangs ein schlechtes Gewissen, weil ich mich nicht selber um meine Mutter kümmere. Jetzt weiß ich aber, wie gut ihr das tut und kann entspannt sein“, sagt Stukenbrock, Zuvor habe sie sich ständig Sorgen gemacht, ob etwas passiert, die Mutter genug isst und trinkt. Das sei nun nicht mehr nötig. Ähnlich sieht das auch Gabriele Rübsam, deren Mutter seit Anfang Juli die Einrichtung an einem Tag besucht. „Meine Mutter ist 91 Jahre alt und hochgradig dement. Für mich ist das eine wahnsinnige Entlastung, zumal ich erlebe, wie meine Mutter hier auflebt. Das ist für uns alle eine neue Lebensqualität.“

Um zu wissen, welche Bedürfnisse die häufig an Demenz erkrankten Senioren haben, informiert sich Rychwalski ausführlich über deren Biografie, Hobbys und Vorlieben und ergänzt die Aufzeichnungen auch immer wieder. Da aber die Senioren vielfach nur schwer verbal erreichbar sind, beginnt der Tag zunächst mit einer Umarmung. „Das brauchen unsere Gäste, fordern das auch ein und bekommen es“, sagt die Leiterin. Ihr ist es wichtig, nicht nur einfach zu betreuen, sondern die Senioren zu fördern. So verbirgt sich hinter vielen kleinen Abläufen ein wichtiger therapeutischer Ansatz.

Stammplätze gibt es beispielsweise nicht am großen Tisch, an dem alle zum gemeinsamen Frühstück und Mittagessen zusammenkommen. Namenskärtchen an wechselnden Plätzen zeigen stattdessen an, wer wo sitzt. „Immer einen neuen Nachbarn zu haben, fördert die Kommunikation und Flexibilität“, sagt Rychwalski. Zudem müssten die Senioren erst noch eine Runde um den Tisch laufen, um ihren Platz zu finden.

Für Bewegung sorgt auch die Gymnastikrunde, die jeden Tag angeboten wird. Dabei geht es fröhlich zu und es wird viel gelacht. „Einmal ist sogar ein Nachbar vorbeigekommen, der einfach erfahren wollte, woran wir hier so viel Spaß haben“, sagt Rychwalski. Wer will, kann danach an einem Gedächtnistraining oder einem hauswirtschaftlichen Angebot teilnehmen, bei dem gemeinsam gekocht, gebacken und der Tisch eingedeckt wird.

Wer dazu keine Lust hat, liest, unterhält sich oder spielt mit anderen Gästen. Nach dem Mittagessen können die Senioren in zwei Ruheräumen in großen Liegesesseln schlafen oder sich selber beschäftigen. Dafür steht auch eine große Terrasse zur Verfügung. Dann gibt es Kaffee und Kuchen und ein kreatives Angebot. „Ich freue mich immer auf den Dienstag, wenn ich zur Tagespflege komme. Hier ist es nie langweilig und das Essen ist gut. Und wie freundlich man mit uns umgeht, das ist einmalig“, schwärmt die 87-jährige Elisabeth Kloft und erntet dafür eine herzliche Umarmung von Indira Rychwalski. „Wir sind hier wie eine zweite Familie und da soll man sich schließlich richtig wohlfühlen“, sagt die Leiterin.

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