Erinnerung in Düsseldorf Gedenken mit persönlichem Bezug

Pempelfort · Der Hebräisch-Kurs des Humboldt-Gymnasiums unterstütz eine Aktion der Berliner Kantorin Avitall Gerstetter, die „Remembrance Boxen“ vertreibt. Darin enthalten ist ein blau-weißes Satinband, bestickt mit Namen, Geburts- und Todesdaten eines Holocaust-Opfers.

 Aviva, Leora, Dolores und Elena (v.l.) wollen mit ihren Boxen an die Opfer des Holocausts erinnern.

Aviva, Leora, Dolores und Elena (v.l.) wollen mit ihren Boxen an die Opfer des Holocausts erinnern.

Foto: Christopher Trinks

Eine Erinnerungskultur kann über die verschiedensten Wege in das Bewusstsein junger Menschen gelangen. Bei Hartmut Gustmann sorgte damals in den 1960er-Jahren eine der ersten Schüleraustausche mit Israel inklusive Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem dafür, dass ihn das Schicksal der sechs Millionen jüdischen Opfer des Holocausts nie mehr losließ. Natürlich wird die Shoah mitsamt der Opferzahlen auch im Hebräisch-Kurs seines Sohnes Max am Humboldt-Gymnasium oft thematisiert. „Ich weiß allerdings nicht, ob wir darüber noch die Herzen der Schüler im Unterricht erreichen. So etwas geht eher über persönlichere Geschichten denn nackte Zahlen und Fakten“, sagt Lehrerin Claudia Kuhnes.

Bereitwillig unterstützte sie daher eine Aktion, die Vater Gustmann anlässlich der Erinnerung an die Novemberpogrome dem Kurs spendete. Es handelt sich dabei um sogenannte „Remembrance Boxen“ der jüdischen Kantorin Avitall Gerstetter mit einem bemerkenswerten Inhalt. In der Box befindet sich neben einer Gesangs-CD der Kantorin auch ein blau-weißes Satinband, bestickt mit Namen, Geburts- und Todesdaten eines Holocaust-Opfers. Die Idee: Der Besitzer der Box übernimmt damit Patenschaft für das Gedenken an das Opfer und sorgt so in einem persönlichen Rahmen dafür, dass dessen furchtbares Schicksal nicht in Vergessenheit gerät.

„Die großen Zahlen wirken immer so anonym. Sechs Millionen Menschen kann man sich gar nicht vorstellen“, sagt Elena (16). Ihre Mitschülerinnen Dolores, Aviva und Leora finden es wichtig, dass über solch persönliche Formen die Jugendlichen auch einmal jüdischen Kontakt erleben können. Vor allem, weil sie selbst schon antisemitische Beleidigungen von Gleichaltrigen erleben mussten. „So ein persönlicher Bezug zu einem jüdischen Opfer kann eine große Hemmschwelle gegen Antisemitismus schaffen“, sagt Dolores (16). „Denn von alleine würden sich junge Menschen damit wohl nicht befassen.“

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