Gegen das Vergessen Zum Gedenken an die Opfer: Stolpersteine reinigen

Monheim · Bis zum 15. November läuft die städtische Aktion. Damit soll in Monheim an die Gräueltaten der Nationalsozialisten erinnert werden.

 Im Herbst haben Schüler der Peter-Ustinov-Gesamtschule und Teilnehmer der Lerninitiative Brandenburger Steine geputzt.

Im Herbst haben Schüler der Peter-Ustinov-Gesamtschule und Teilnehmer der Lerninitiative Brandenburger Steine geputzt.

Foto: Stadt Monheim

(og)  In Erinnerung an die Opfer der Pogrome organisiert die Stadt regelmäßig eine offene Gedenkveranstaltung. Wegen der Corona-Pandemie findet  das Gedenken in anderer Form statt: Bis Sonntag, 15. November, lädt die Stadt unter dem Motto „Erinnern statt Vergessen“ zum Reinigen der  Stolpersteine ein. „Der Gedenktag bleibt ein wichtiges Zeichen gegen Diskriminierung und Antisemitismus. Und dieses Gedenken kann in vielen verschiedenen Formen stattfinden“, erklärt Dafna Graf, städtische Koordinatorin für das Stolperstein-Projekt. „Die Stolpersteine setzen mit der Zeit eine dunkle Patina an. Das Reinigen der Steine entfernt die Spuren der Zeit und bringt die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wieder zum Vorschein. Es ist eine sehr individuelle Form und somit in Corona-Zeiten auch sichere Form des Gedenkens.“

Im Monheimer Stadtgebiet erinnern derzeit 64 Stolpersteine, die der Kölner Künstler Gunter Demnig  verlegt hat, an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft von 1933 bis 1945. 2003 ließ die Stadt die ersten Stolpersteine einsetzen. Zunächst wurde der Menschen jüdischen Glaubens gedacht, die entrechtet, verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Zudem galt einer der ersten Stolpersteine dem katholischen Pfarrer Franz Boehm, der in Predigten Kritik an staatlicher Willkür geäußert und sich davon auch nicht durch Drohungen hatte abbringen lassen. Weitere Stolpersteine tragen die Namen von verstorbenen Zwangsarbeitskräften. Während des Zweiten Weltkriegs mussten in Monheim, Baumberg und Hitdorf über 1400 Menschen aus den von der Wehrmacht besetzten Ländern Zwangsarbeit in der Landwirtschaft, dem Handwerk und der Industrie leisten. Zusätzlich zu den Stolpersteinen verlegte Gunter Demnig vor der Gaststätte „Rheinterrassen Baumberg Beach“ an der Klappertorstraße eine Stolperschwelle für mindestens 44 französische Kriegsgefangene, die dort von 1940 bis 1945 interniert waren und entgegen der Genfer Konvention Zwangsarbeit leisten mussten. Welche Schicksale hinter den Stolpersteinen stehen und wo sie liegen, zeigt die Broschüre „Erinnern statt vergessen“. Sie liegt  im Bürgerbüro, Rathausplatz 2, und in der Bücherstube Rossbach, Alte Schulstraße 35, aus.

 Auf den Stolpersteinen sind die Namen und Schicksale der Opfer in eine Messingplatte eingeschlagen. Wenn sie zwei Mal im Jahr poliert werden, bleiben sie gut lesbar und die Erinnerung an die Opfer wach. „Natürlich könnten wir die Steine auch reinigen lassen. Aber das ist nicht die Idee des Projekts. Die Erinnerung an die Opfer bleibt nur wach, wenn wir selbst uns mit den Schicksalen auseinander setzen“, erklärt Graf. Für die Reinigung wird  ein rauer Schwamm, ein Putzmittel  für Messingoberflächen, Küchenpapier  oder  Wischtuch und eine Flasche  Wasser benötigt. Bei besonders dunklen Stolpersteinen hilft Essigessenz. Eine Putzanleitung gibt es unter www.monheim.de/stolpersteine. Informationen gibt es bei Dafna Graf unter Telefon 02173 951-640 oder per E-Mail an: dgraf@monheim.de.

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