Erreichung der Klimaziele: Bundestag beschließt Reform des Klimaschutzgesetzes
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Nichtraucherschutz in Kraft Schwätzchen auf der Raucherinsel

Düsseldorf · Das Nichtraucherschutzgesetz trifft die Raucher unter den Bahnfahrern nicht sonderlich schwer. Seit fünf Jahren hat die Bahn sie schon per Hausrecht an strategisch aufgestellte Aschenbecher verwiesen. Vielleicht auch deshalb hatte die Bahn mit der Neuregelung "keine Probleme".

Wo in NRW das Rauchen erlaubt und verboten ist
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Foto: ddp

Schwer bepackt steht die Urlauberin aus Schweinfurt vorm Hauptbahnhof, den Rucksack vor den Bauch geschnallt, damit sie ihn im Blick und trotzdem die Hände frei hat - für eine letzte Zigarette. Das neue Nichtraucherschutzgesetz trifft sie überraschend: "Ich war vier Wochen im Ausland, habe gerade erst gehört, dass man auf deutschen Bahnhöfen nicht mehr rauchen darf."

Dabei hat die Hausherrin Bahn AG schon vor fast auf den Tag genau fünf Jahren den Düsseldorfer Haupt- und den Fernbahnhof am Flughafen zu rauchfreien Räumen erklärt. Dass Raucher seither nur noch auf so genannten Inseln qualmen durften, hatte allerdings weniger mit dem Schutz der Nichtrauchender zu tun. Die Bahn hatte die hohen Reinigungskosten satt.

Die konzentrierte Zusammenführung von Rauchern und Aschenbechern führt zu deutlich mehr Sauberkeit im Bahnhof. Doch was bislang nur dem Hausrecht der Bahn unterlag, ist seit Samstag Gesetz. Nun sind die Raucherinseln auf den Bahnsteigen durch eine gelbe Linie noch deutlicher gekennzeichnet: Übertreten ist ein Verstoß gegen Bundesrecht. Wobei sich Bahnreisender Alexander Meyer ("Ich rauche zwar viel, aber ich will damit keinen stören") fragt, was wohl passiert, wenn er halb im und halb außerhalb des Carrés steht.

Vermutlich wird ihn jemand vom Bahnpersonal darauf aufmerksam machen. Die Mitarbeiter, die lange rauchfreie Fahrten vor sich haben, sind nämlich meist in der Nähe. Seit am Samstag auch das Raucherabteil Geschichte ist, sind sie und ihre rauchenden Fahrgäste zu einer Solidargemeinschaft geworden, die sich am Aschenbecher trifft.

Erika Marx, die schnell noch eine raucht, bevor sie mit dem - schon lange rauchfreien - Regionalexpress nach Duisburg fährt, kennt das aus ihrer Kur: "Im einzigen Raucherzimmer tropfte das Nikotin von den Fenstern, das war furchtbar eklig. Trotzdem kamen auch immer wieder Nichtraucher dorthin - um sich zu unterhalten." Christian Rheinen nimmt den letzten Zug vor dem Zug nach Niebüll. Sechseinhalb Stunden Fahrt ohne - das macht ihm nichts aus. "Mal ehrlich, die Nichtraucher waren bisher vor den Qualmwolken aus den Raucherabteilen nicht wirklich gut geschützt", sagt der Soldat.

Bahnsprecher Torsten Nehring bescheinigt den Fahrgästen große Disziplin. Verstöße gab's gegen das junge Gesetz nicht, aber "es hat sich ja auch nicht viel geändert." Die Marketingabteilung der Bahn hat aber die Chance des neuen Gesetzes offensichtlich erkannt: Etliche Werbeflächen im Bahnhof sind an Hersteller von Entwöhnungshilfen für Raucher vermietet.

(RP)
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