Klein gegen groß in Düsseldorf Wenn Generationen einfach die Wohnung tauschen

Düsseldorf · Ältere Menschen mit großer Wohnung könnten mit Familien, denen ihr Zuhause zu klein geworden ist, tauschen – diese Idee will eine neue Initiative des Seniorenrates vorantreiben.

 Seniorenrat Hartmut Mühlen mit Lukas Mielczarek, Sprecher des Jugendrates. Ihre Botschaft: Vom Wohnungstausch profitieren alle Generationen.

Seniorenrat Hartmut Mühlen mit Lukas Mielczarek, Sprecher des Jugendrates. Ihre Botschaft: Vom Wohnungstausch profitieren alle Generationen.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Wenn seine Initiative mit Senioren- und Jugendrat, Caritas, Wohnungsausschuss sowie der Internetplattform „Tauschwohnung.com“ am Sonntag beim Forum „Neue Wohnformen“ in der VHS zur ersten Wohnungs-Tauschbörse lädt, hofft Hartmut Mühlen auf rege Beteiligung.

Der Sprecher des Arbeitskreises „Wohnen im Alter“ des Seniorenrates ist überzeugt, dass dieses Angebot gleich zwei Probleme auf dem Wohnungsmarkt lindern kann: „Es geht dabei nicht nur um die Bedürfnisse der älteren Menschen, sondern betrifft die junge Generation genauso: Viele Familien finden in Düsseldorf keine größere, bezahlbare Wohnung“, sagt er. Auf der anderen Seite gebe es viele ältere Menschen, die lieber in eine kleinere, womöglich barrierefreie Wohnung umziehen wollten. Tauschten dann zwei Parteien die Wohnung miteinander, wäre allen geholfen, so die Theorie von Mühlen und seinen Mitstreitern.

In der Praxis gibt es allerdings auch Herausforderungen: Wie wird der Umzug organisiert? Der direkte Tausch ist oft schwierig, meist braucht es eine Übergangswohnung, damit erst ein Umzug und dann der andere vollzogen werden kann. Was ist mit der Miete? Haben ältere Menschen bislang für ihre große Wohnung noch eine günstige Miete gezahlt, steigt die dann automatisch für die Nachmieter? „Mit diesen Fragen sollte man die Menschen nicht alleine lassen“, sagt Natalie Schneider von der Caritas. Der Sozialverband gehört zu den Initiatoren der neuen Offensive und hatte jetzt über die CDU im Wohnungsausschuss des Stadtrates einen Haushaltsantrag gestellt, um ein Modellprojekt zum Thema zu finanzieren. Mit einem Sozialarbeiter und einem Immobilienkaufmann wollte die Caritas für den Stadtbezirk 3 eine Tauschplattform einrichten. Der Antrag wurde aber abgelehnt, dafür wird nun ein Ansatz von SPD, FDP und Grünen verfolgt. Sie wollen das bisherige Umzugsmanagement der Stadt, bei dem das Wohnungsamt älteren Menschen hilft, eine neue Wohnung zu finden, unter anderem um eine Tauschbörse erweitern. Stimmt der Rat dem Antrag im Dezember zu, soll es im Frühjahr erste Ergebnisse zum Thema geben.

Hartmut Mühlen und seine Mitstreiter machen in der Zeit schon weiter: Bei der Tauschbörse am Sonntag wollen sie auch offene Fragen mit Interessierten diskutieren und überlegen, wie ein Tausch organisiert werden kann – digital und analog. Bei Letzterem hofft man aufs Wohnungsamt, beim digitalen Tausch könnte die Plattform „Tauschwohnung.com“ helfen.

Wie wichtig das Thema Wohnen im Alter ist, zeigt auch ein Blick in die Zahlen: Laut dem neuen Wohnungsmarktbericht 2018 ist der Anteil der über 80-jährigen Düsseldorfer seit 2008 von 4,8 auf 5,5 Prozent gestiegen. Die meisten Wohnungen sind nicht barrierefrei. Außer dem Bau und Umbau solcher Wohnungen, die von Stadt und Land gefördert werden, sowie dem Umzugsmanagement könnte der Wohnungstausch ein weiterer Baustein dabei sein, das Problem anzugehen.

Termin Forum „Neue Wohnformen“ mit der Tauschbörse, Sonntag, 11 bis 15 Uhr, VHS, Bertha-von-Suttner-Platz 1

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