Düsseldorf Körperkunst aus Keramik, Harz und Bronze

Düsseldorf · In der Galerie Beck & Eggeling sind Arbeiten der Künstlerin Magdalena Abakanowicz zu sehen.

Im Jahr ihres 85. Geburtstags kommt sie noch einmal groß heraus, wird mit einer Ausstellung am Rande der Biennale von Venedig geehrt und dazu mit einer kleinen, feinen Schau in Düsseldorf, doch tragischerweise dringt das kaum noch in ihr Bewusstsein: Die bedeutende polnische Künstlerin Magdalena Abakanowicz, die sich in Jahrzehnten zwischen New York, Paris und Berlin einen Namen machte, lebt heute dement in Warschau.

Welche gestalterische Kraft einst in ihr steckte, davon vermittelt die Galerie Beck & Eggeling anhand dreier Skulpturen und eines knappen Dutzends Arbeiten auf Papier einen Eindruck. Da zeigt sich noch einmal, dass das große Thema der Künstlerin der menschliche Körper ist, seine Einzigartigkeit und zugleich seine Verletzlichkeit.

Die für Magdalena Abakanowicz typischen Bildnisse von Massen sind in Düsseldorf nicht zu sehen, Werke, von denen sie einmal sagte: "Vielleicht ist die Erfahrung einer Menschenmenge, die passiv in Reih und Glied steht, aber auf Befehl bereit scheint, alles zu zertrampeln, zu vernichten oder zu bewundern, wie eine kopflose Kreatur, zum Mittelpunkt meiner Recherche geworden." Diese Erfahrung drückt sich auch in Einzelwerken aus. Zum Beispiel in jenem aus Keramik und Harz gefertigten, lebensgroßen Vogelmenschen namens "Ste", der in der Galerie an der Bilker Straße den Ausstellungsraum beherrscht - zusammen mit der Bronzeplastik "Solitude", einem kopf- und unterschenkellosen Menschen, der nach vorn gebeugt auf einer Trage sitzt und lediglich aus einer Hülle zu bestehen scheint.

An den Wänden ringsum hängen Arbeiten auf Papier: "Gesichter, die keine Porträts sind" und allesamt deformiert erscheinen, dazu zwei Bilder aus der Serie "Fliegen" sowie zwei weitere aus der Reihe "Körper", die wie Torsi eines Gekreuzigten anmuten. Ob Skulptur, Gouache oder Kohlezeichnung - alle Werke zeugen von großer Reife, erzählen Geschichten vom Menschsein und seinen Gefährdungen.

Magdalena Abakanowicz studierte von 1949 bis 1954 an den Kunstakademien in Danzig und Warschau und bediente sich angesichts der schwierigen Wirtschaftslage bald gefundener Materialien, um sie in Kunst zu verwandeln. Bekannt wurde sie erstmals durch ihre gewebten Wandtextilien, für die sie 1965 auf der Biennale in Sao Paulo den Grand Prix bekam. Anschließend lehrte sie bis 1990 als Professorin an der Kunsthochschule Posen, zwischendurch für ein Jahr als Gastprofessorin in Los Angeles. Auch um den Dialog zwischen Deutschland und Polen hat sie sich verdient gemacht - eine große Frau.

Bis 22. August; Di.-Fr. 10-13 und 14-18 Uhr, Sa. 11-16 Uhr; Bilker Straße 5

(RP)
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