Interviewreihe auf der Kirmes Ein Herz für Elisabeth Wilfart, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Düsseldorf

Düsseldorf · In unserer Reihe „Ein Herz für...“ besuchen uns spannende Menschen aus Düsseldorf an unserem Reportermobil und verzieren für uns ein Lebkuchenherz. Der Gleichstellungsbeauftragten Elisabet Wilfart konnte es dabei gar nicht bunt genug sein.

Elisabet Wilfart hat an unserem Kirmesreporterinnen-Wohnmobil ein Lebkuchenherz gestaltet.

Elisabet Wilfart hat an unserem Kirmesreporterinnen-Wohnmobil ein Lebkuchenherz gestaltet.

Foto: RP/Pawlitzki

Kirmesreporterinnen Herzlich Willkommen an unserem Mobil. Wir freuen uns, dass Sie unser erster Gast in dieser Interviewreihe sind – und wir haben extra ganz viel buntes Fondant besorgt.

Elisabeth Wilfart Das ist gut. Mir liegt das Bunte sehr am Herzen.

(Wilfart beginnt, das Lebkuchenherz auszupacken.)

Können Sie sich noch an das erste Kirmes-Lebkuchenherz Ihres Lebens erinnern, Frau Wilfart?

Wilfart Ich komme ja aus Bayern und da feiert man nicht Kirmes, sondern Kirchweih. Und in unserem Zehntausend-Seelen-Nest war das etwas ganz besonderes. Ein Dorfjunge hat mir dann mal ein Herz geschenkt. Das weiß ich noch.

Und was stand drauf?

Irgendwas Albernes – „Schnucki“, oder so was.

Der Klassiker.

Wilfart Ja, aber hat mir trotzdem gut gefallen. Ich war damals elf.

Und was haben Sie sich für Ihr Herz heute überlegt?

Wilfart Ich habe drüber nachgedacht, einen Entwurf von Jacques Tilly nachzugestalten. Der hat für uns im Gleichstellungsbüro eine Postkarte gestaltet, darauf steht statt „lecker Mädsche“ einfach „clever Mädsche“. Das finde ich so klasse. Aber dann hab ich überlegt: Was passt zur Düsseldorfer Kirmes?

(Wilfart öffnet die grüne und rote Zuckerschrift und beginnt zu malen.)

Wilfart Oh, die sind aber sehr unterschiedlich von der Konsistenz her. Da müssen wir gleich noch was mit den Zuckerperlen machen. – Jedenfalls können die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer wirklich gut feiern, das finde ich toll. Also mache ich jetzt ein buntes Feier-Herz.

Heute ist ja auch Pink Monday.

Wilfart Ja, das finde ich toll, da war ich schon mal. Das Schöne ist ja, dass Düsseldorfer in ihrem Feiern sehr tolerant sind. Offen für alles. Allerdings auch gleichzeitig sehr traditionell.

Und das ist etwas Schlechtes?

Wilfart Ich habe nichts gegen Traditionen, aber ich finde nicht gut, wenn man etwas tut, weil man es schon immer so gemacht hat. Und dann nichts Neues zulässt – das finde ich blöd. Ich finde wichtig, dass man Gutes bewahrt – aber man muss auch mit dem Puls der Zeit gehen. – Gibt es auch gelbe Farbe?

Nein, leider nicht. Dabei sind wir doch die RP. Und das ist wirklich ein hässliches Grün.

Wilfart Ja, das stimmt.

(Wilfart lacht.)

Bedeuetet Kirmes den eher Feiern oder eher Karussell fahren für Sie?

Wilfart Für mich Karussell fahren! Ich gehe zum Beispiel wahnsinnig gerne in die Geisterbahn.

Wirklich!

Wilfart Ja, absolut. Ich weiß noch, ich war mal als Kind auf dem Wiener Prater. Da hat einer in der Geisterbahn gestanden, der hat einen richtig an der Schulter gefasst. Das fand ich richtig gruselig! Ich bin auch mit meinen Kindern immer am liebsten in die Geisterbahn gegangen. Aber ich fahre auch mit sonst mit allem. Ich mag auch gern die Klassiker, wie die Schiffsschaukel, wo man selbst Schwung geben muss. Früher in Bayern war die große Attraktion, wenn man sich da richtig überschlagen konnte.

Die gibt es hier auch.

Wilfart Prima! Ich würde das jetzt nicht in meinem Rock machen…

Gehen Sie mit Ihrem Sohn und ihrer Tochter auch auf die Kirmes?

Wilfart Nein, die sind schon erwachsen. So, jetzt machen wir noch einen schönen Regenbogen. Haben wir die richtigen Farben?

Naja, wir haben ja noch Liebesperlen in verschiedenen Farben. Zur Not arbeiten wir damit.

Wilfart Aber sagen Sie mal, als die Kirmes eröffnet wurde, da standen nur Männer in der ersten Reihe, ne?

Und woran liegt das aus Ihrer Sicht?

Wilfart Tja, woran liegt das? Ich glaube nicht, dass es an einem liegt. Es liegt an vielem. An Tradition. An nach wie vor alten Rollenverteilungen. Auch wenn sich viel tut. Deswegen bin ich ja nach wie vor Gleichstellungsbeauftragte. Ich wäre es gern nicht mehr – wenn es nicht mehr nötig wäre, könnte ich mir auch gut etwas anderes vorstellen.

Was denn?

Wilfart Ich arbeite gern an gesellschaftlichen Themen. Ich finde es spannend, in dieser Stadt zu arbeiten, weil es so viele Vernetzungsmöglichkeiten gibt – ganz viele Partnerinnen für Projekte. Ich würde nicht gern Autos verkaufen wollen oder Klamotten. Auch wenn ich Klamotten sehr mag. Ich würde jedem empfehlen, sich beruflich ein Thema zu suchen. Man verbringt ja sehr viel Lebenszeit mit der Arbeit. So, fast fertig!

(Sie bricht dem Zucker-Einhorn auf dem Lebkuchenherz das Horn ab und isst es.)

Wilfart Ich mag keine Einhörner.

Jetzt ist es ein Punk-Pferd. Frau Wilfart, vielen Dank, dass Sie uns Ihr Herz geschenkt haben!

RP-Redakteurinnen Laura Ihme und Helene Pawlitzki berichten zehn Tage lang von der Düsseldorfer Rheinkirmes. Sie testen Achterbahnen und Karussells, treffen sich mit den Menschen, die die Kirmes möglich machen und geben bei Instagram (@rheinischepost) und Facebook (RP Rheinkirmes) Einblicke hinter die Kulissen. Die Artikel, Bilderstrecken und Videos finden Sie auf unserer Rheinkirmes-Seite.

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