Düsseldorf Prozess gegen Kunstberater Achenbach beginnt

Düsseldorf · Am Landgericht Essen beginnt am Dienstag der Prozess gegen den prominenten Kunstberater Helge Achenbach. Ihm drohen mehrere Jahre Haft wegen Betrugs.

Helge Achenbach wird vorgeworfen, Berthold Albrecht, Christian Boehringer und eine weitere Person um 23 Millionen Euro geschädigt zu haben.

Helge Achenbach wird vorgeworfen, Berthold Albrecht, Christian Boehringer und eine weitere Person um 23 Millionen Euro geschädigt zu haben.

Foto: End

Begleitet von seinem Verteidiger Thomas Elsner wird sich der seit Juni in Haft sitzende Kunstberater Helge Achenbach, 62, ab Dienstag dem Essener Landgericht stellen. Viele Jahre war er eine der bekanntesten Persönlichkeiten im Düsseldorfer Kunstbetrieb — jetzt drohen ihm unter anderem wegen Betrug am bereits verstorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht bis zu 15 Jahre Haft. Die Fakten zum Verfahren:

Worum geht es? Achenbach wird vorgeworfen, Berthold Albrecht, den Milliardär Christian Boehringer und eine weitere Person um 23 Millionen Euro geschädigt zu haben. Achenbach soll den Geschädigten laut Anklage angeboten haben, für sie Kunstwerke und/oder Oldtimer günstig einzukaufen und dafür eine feste Provision zu erhalten. Indem er dann aber falsche Einkaufspreise angab und teilweise auch mit manipulierten Rechnungen belegt haben soll, kassierte er dann deutlich höhere Summen. Angeklagt wird er wegen Betrug, Untreue sowie Urkundenfälschung. Mitangeklagt ist der Kunstexperte Stefan Horsthemke aus Köln, der Achenbach bei einigen Taten unterstützt haben soll.

Welche Kammer führt das Verfahren? Die 21. Strafkammer unter Leitung des Wirtschaftsexperten Johannes Hidding wird das Verfahren durchführen. Hidding ist auch Hauptpressesprecher des Essener Landgerichtes und gilt als schneller Entscheider. Er hat vorläufig neun Verhandlungstermine festgelegt.

Welche Rolle spielt Babette Albrecht? Die Witwe von Berthold Albrecht reichte am 15. April über ihren Düsseldorfer Anwalt Andreas Urban eine 24-seitige Strafanzeige gegen Achenbach ein (plus Anlagen). Sie hatte über die Berenberg Bank erfahren, dass Achenbach bei der von ihm mit geleiteten Firma Berenberg Art Advice dem Milliardär Christian Boehringer eine mehr als eine Million Euro zu hohe Rechnung für ein Kunstwerk ausgestellt hatte. Als Achenbach und Horsthemke dann fristlos entlassen wurden, fand die Berenberg Bank eine Liste von Achenbach mit Ein- und Verkaufspreisen für Kunstwerke und Oldtimer. Diese Liste legte nahe, dass Berthold Albrecht um viele Millionen Euro betrogen worden war - also erhielt Babette Albrecht die Liste und stellte nach einigen Recherchen Strafanzeige.

Warum sitzt Achenbach seit 11. Juni in Untersuchungshaft? Staatsanwalt und Gericht befürchteten anfangs, dass er Beweise für Straftaten vernichten könnte. Nachdem die Anklage Ende Oktober erhoben wurde, blieb er in Haft wegen Fluchtgefahr. Ein Grund dafür ist, dass der Justiz nicht klar ist, ob der 62-jährige Familienvater einige Millionen Euro im Ausland untergebracht hat.

Wird Achenbach die Taten gestehen? Beobachter des Verfahrens erwarten ein Geständnis. Ein Grund ist, dass die Verteidigungsstrategie von Achenbach bei dem Zivilverfahren nur gegen die Aldi-Familie zusammengebrochen ist. Er hatte mitteilen lassen, der verstorbene Berthold Albrecht sei mit dem Ändern der Abrechnungen einverstanden gewesen - das Gericht sah die Behauptung als so unlogisch an, dass es dazu nicht einmal Zeugen befragen will. Außerdem hat Achenbach das Problem, dass es beim Strafverfahren um drei Geschädigte geht: Während er bei Albrecht noch ohne Beweis des Gegenteils behaupten konnte, er habe die Einkaufspreise nach oben frisieren dürfen, um einvernehmlich seine Einnahmen zu erhöhen, leben die beiden anderen Geschädigten noch. Und beide haben der Staatsanwaltschaft mitgeteilt, sie hätten nicht gewusst, dass Achenbach Objekte teurer als tatsächlich bezahlt abrechnete.

Drohen Achenbach weitere Verfahren? Ja, die Millionärsfamilie Viehof sowie die Kunstsammlung Rheingold haben Strafanzeige gestellt, weil sie sich durch Achenbach geschädigt sehen. Außerdem muss die Staatsanwaltschaft prüfen, ob Achenbach Steuern hinterzogen hat. Während die Essener Staatsanwaltschaft die bisherigen Ermittlungen geführt hatte und auch die jetzige Anklage vertritt, werden weitere Ermittlungen nun von den Düsseldorfer Kollegen übernommen.

(RP)
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