Festival in Düsseldorf Die Jazz Rally 2019 macht Lust auf mehr
Düsseldorf · Rund 250.000 Besucher hatten ihren Spaß trotz einiger Wetterkapriolen. Die Stars wollen wiederkommen.
Die Jazz Rally macht Spaß: Es wird auf offener Straße getanzt, bei Konzerten in Kirchen geht es eher besinnlich zu und im Zelt am Burgplatz ist immer wieder Party angesagt. Diese Vielfalt macht den Reiz des Festivals aus, das an Pfingsten seine 27. Auflage erlebt hat. Der einmalige Charakter überzeugte auch Adnan Eken, den Marketingchef von Schauinsland-Reisen. Er verkündete bei der Abschluss-Pressekonferenz die vorzeitige Verlängerung des Vertrages für das Namenssponsoring bis 2022. Er räumte ein, am Anfang gedacht zu haben, keine Jazz-Musik zu mögen. „Mittlerweile aber höre ich sie gerne. Ich genieße das Ganze auch persönlich“, erklärte der Düsseldorf-Fan. Die Details zur Rally:
Bilanz Die Bilanz des Festivals fällt positiv aus, gerade weil einige Wetterkapriolen dem dreitägigen Spektakel nichts anhaben konnten. So musste wegen einer Sturmwarnung die offizielle Eröffnung um 20 Minuten verschoben werden. „Wir hatten wegen des Wetters am Freitag eine Zuschauerdelle, aber die haben wir am Samstag mit einem Rekordbesuch wieder wettgemacht“, sagte der Geschäftsführer der Destination Düsseldorf (DD), Boris Neisser. „Besonders gut haben unsere internationalen Kooperationen mit der Schweiz, Malta und Polen funktioniert. Alle drei haben bereits zugesagt, das nächste Mal wieder dabei zu sein“, so Neisser.
Das ist auch dem jazzverrückten Düsseldorfer Publikum zu verdanken. Es trug die Musiker auf einer Welle der Sympathie durch die Stadt. „Wir bekommen von allen Musikern ein positives Feedback“, meinte der Künstlerische Leiter Reiner Witzel. „Auch von den jungen Künstlern, die noch nicht auf vielen Festivals gespielt haben. Wir brauchen die Jungen, damit die Jazz Rally nicht zu einer Rentnerband wird.“
Dafür sorgt vorbildlich der Sparda Bank Jazz Award. 60 Bands hatten sich beworben. Die drei Sieger spielten auf der Bühne vor dem Rathaus: Den dritten Platz belegte die Olga Dudkova Band (1500 Euro), Zweiter wurde Die Therapie (1500 Euro). Gewinner war Paul Sennewalds BOP (3000 Euro und Auftrittsmöglichkeit im Scala Club Leverkusen/Sparda Jazz Channel). „Wir haben die Möglichkeit, aus der Vielfalt der Bewerber das Besondere herauszufischen. Es macht richtig Freude zu schauen, was es alles gibt“, meinte Jurymitglied Ursula Wißborn.
Die Stars Für die besonderen Höhepunkte sorgten im Zelt Ex-Prince-Bassistin Nik West, Aloe Blacc (“I need a dollar“) und die Reggae-Legenden von Third World. Bei Letzteren kam Reiner Witzel mit seinem Saxophon auf die Bühne und spielte beim Bob-Marley-Klassiker „Jamming“ mit. Es gab Riesenapplaus. Funk-Königin Nik West möchte wie die anderen Top-Acts auch gerne wiederkommen. Ihr gefiel es so gut, dass sie ihren Düsseldorf-Aufenthalt samt Band spontan um vier Tage verlängerte, um die Stadt kennenzulernen.
Die Locations Die wohl dichteste Rally-Atmosphäre konnte man in den Kneipen erleben. Es war voll, teilweise übervoll, stickig, eng und dennoch „beswingt“. So wie „Em Pöötzke“, der Jazzkneipe schlechthin. Inhaber Peter van der Heusen hatte mit seiner neuesten Formation „Mr. Saxopete“ zum Sound der Swinging Sixties geladen. Mit weicher Trompete, knackigem Saxophon, dumpfer E-Gitarre und swingendem Keyboard jagte ein Solo das nächste. Welch’ Gegensatz zum Barbara Oxenfort Trio im „Weinhaus Tante Anna“. Dort stand die lässig-legere, aber mit viel Leidenschaft eingesetzte Stimme von Oxenfort im Fokus. Klassiker von Cole Porter bis George Gershwin wurden auf den Punkt interpretiert. Im KiT-Cafe hingegen wurde es südamerikanisch. „Coladera“ vermengte so ziemlich alle südamerikanischen Musikstile zu einem Mix mit portugiesisch-melancholischen Texten. Weltschmerz und Lebensfreude waren vereint.
Zur Rally gehört der Musikgenuss open air: Der Uerige, der Martin-Luther-Platz und der Pavillon am Carsch-Haus waren dafür die besten Adressen. Es wurde viel getanzt und wer den Menschen dabei zusah, bekam den Eindruck, dass die Düsseldorfer in diesen Momenten ganz bei sich selber sind. Hier schlägt das Herz der Rally am stärksten, von diesen Orten geht es neugierig in Säle, Rooftop-Bars und zu Jazz-Gottesdiensten in Kirchen.