Gastronomie Überraschendes in Finns Weinbar

Eine kleine Dependance des Sterne-Restaurants „Am Kamin“ gibt es jetzt an der Tannenstraße. „Finns“ hat ein außergewöhnliches Konzept.

Gastronomisch war die Düsseldorfer Tannenstraße lange verwaist, gab es dort doch eigentlich nur das Kneipenrestaurant Tannenbaum, das bei Studenten sehr beliebt war und ist. Doch in den vergangenen Jahren hat sich die Tannenstraße gemausert: Es gibt mehrere hippe Geschäfte, Imbisse und kleine Restaurants.

Ende vergangenen Jahres hat sich auch ein Sternekoch niedergelassen mit seinem „Finns Wine & Kitchen Bar“. Sven-Niklas Nöthel, Sohn aus erster Ehe von Peter Nöthel (ehemals bekannt aus dem  Hummerstübchen) hat ein kleines, aber feines Restaurant eröffnet, das seinen ganz besonderen Stil hat. Der heute 31-Jährige war einst einer der jüngsten Sterneköche in Nordrhein-Westfalen. Gemeinsam mit seiner Mutter Heike Nöthel-Stöckmann führt er das Sterne-Restaurant „Am Kamin“ in Mülheim an der Ruhr. Seine Kochkunst wird hochgelobt, wenn sie auch etwas unkonventionell ist. Oder gerade deshalb.

Es war an der Zeit, ein weiteres Restaurant zu eröffnen – kein Sternrestaurant, aber eines, in dem Nöthel mit außergewöhnlichen Gerichten seine Kochkunst unter Beweis stellen kann.

„In Düsseldorf sind wir per Zufall fündig geworden“, sagt Nöthel. Das „Finns Wine & Kitchen“ ist eine Mischung aus Bar und kleinem Restaurant. Die Einrichtung ist schlicht, aber edel. Kleine Eichentische, schwarze Designerstühle und Lederbänke befinden sich in dem Raum mit gerade mal 24 bis 30 Plätzen. Dazu gibt es die Bar, von der aus der Gast direkt in die offene Küche schauen kann.

Denn zum Konzept gehört auch, einfach nur ein Glas Wein von der feinen, aber nicht übermäßig bestückten Karte zu trinken oder schlicht einen Drink. Und nicht nur an der Bar kann der Gast die netten Kleinigkeiten mit dem Titel „Barfood“ probieren. Es ist ein bunter Mix, ob Käse- oder Wurstplatte (je zwölf Euro), aber sie enthält auch Besonderheiten wie den hausgemachten Entenschinken oder den zwölf Monate alten Deichkäse. Es gibt auch klassischen Leberkäse mit Monschauer Senf (acht Euro). Überraschend das Tonno del Chianti (sieben Euro), ein toskanisches Gericht aus gekochtem, in Öl eingelegtem Schweinefleisch, das wie Thunfisch schmeckt.

Die Abendkarte, kurz Dinner genannt, ist klein, aber fein. Von den Preisen (bis 16 Euro) sollte sich niemand beirren lassen, denn die Portionen sind nicht als Sattmacher vorgesehen. Deshalb sollten besonders Hungrige mindestens zwei Gerichte bestellen. Sie sind zum Teil außergewöhnlich, bieten neue Geschmackserlebnisse.

Mit seinem Team setzt Nöthel seinen avantgardistischen Kochstil fort. Bei unserem Test-Besuch war das Stunden-Ei (zwölf Euro, die hohe Kunst der Zubereitung) mit Pilzen und Spinat geschmacklich ein edles Vergnügen. Beim Hirsch-Roastbeef (zwölf Euro) mit Kürbis und Grünkohl überraschte vor allem der Kohl, weil die feinen (leider wenigen) Blätter frittiert waren und dadurch noch intensiver schmeckten. Besonders empfehlenswert ist die Bouillabaisse „Finns Style“ (zehn oder 16 Euro, je nach Größe), eine wunderbare Aromabombe. Und die „La Ratte Kartoffel“, eine besonders alte Sorte, mit Gryère, Lauch, Trüffel und Nussbutter (14 Euro) war eine feine Kombination für den Gaumen.

Lediglich das Dessert – es bestand aus Marone mit Mandarine und Cranberry (acht Euro) – enttäuschte uns ein wenig. Selbstverständlich nicht wegen des Geschmacks (er war vorzüglich), sondern wegen der Menge. Die war wirklich sehr übersichtlich. Gerne mehr!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort