Ruhestand Sternekoch Peter Nöthel sagt Adieu

Düsseldorf · Peter Nöthel gilt als einer der großen Köche, mit seinen Restaurants erarbeitete er sich einen exzellenten Ruf unter den Gourmets. Nun sucht er ein wenig mehr Ruhe – auf Sylt.

Peter Nöthel (58) möchte nach Jahrzehnten in der Gastronomie mehr Ruhe haben und sein Leben genießen.

Peter Nöthel (58) möchte nach Jahrzehnten in der Gastronomie mehr Ruhe haben und sein Leben genießen.

Foto: ho

Die Nachricht wird vielen Feinschmeckern in Düsseldorf und Umgebung mächtig auf den Magen schlagen: Peter Nöthel, viele Jahre lang Sternekoch in seinem „Hummerstübchen“ und Boss des Nachfolge-Restaurants „Nöthel’s“ im Stadtteil Lörick, hört auf – und zwar endgültig, die Küche bleibt in Zukunft kalt. Nur die Gäste des angegliederten Hotels „Fischerhaus“ werden weiter mit Frühstück und vielleicht kleinen Snacks versorgt. Seine Ex-Frau Sibylle (56, bis zuletzt Restaurant-Chefin) und die beiden gemeinsamen Kinder, die Zwillinge Jana und Frank (27), werden sich im Team um das Hotel (40 Zimmer) kümmern.

Inzwischen wurden die Mitarbeiter, aber auch die vielen Stammgäste informiert, von denen eine ganze Reihe bereits auf Wochen und Monate im Voraus für das „Nöthel’s“ gebucht hatten. Sibylle Nöthel: „Die Reaktionen waren Betroffenheit und Bedauern, aber auch Verständnis.“ Denn Peter Nöthel (58) möchte nach Jahrzehnten in der Gastronomie mehr Ruhe haben und sein Leben genießen.

Der in Göttingen geborene Koch wird seine Wohnung hier behalten, aber mehr Zeit auf Sylt verbringen, wo er seit vielen Jahren mit Sansibar-Patron Herbert Seckler befreundet ist. Nöthel: „Ich habe 40 Jahre am Herd gestanden, war davon 20 Jahre ununterbrochen mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Wir haben viel gearbeitet, aber auch Geschmackserlebnisse kreiert, die einzigartig waren. Nun kommt die Zeit, in der ich meine Fitness nicht nur durch Arbeiten erhalten möchte.“

Auf die Veränderungen in der Sternegastronomie hat er, wie andere auch, schon vor Jahren reagiert. Aus dem sterne-bekränzten „Hummerstübchen“ wurde das etwas bescheidenere Nöthel’s. Der künftige Ex-Koch dazu: „Die Leichtigkeit des Seins und die Spontaneität des Augenblicks standen auf einmal hoch im Kurs. Darauf haben wir reagiert – und Erfolg gehabt.“

Gemeint ist: Die Zahl der Gäste, die bereit sind, in einem Restaurant mit mehreren Sternen sehr viel Geld für das hochklassige (und sehr aufwändig bereitete) Essen nebst den dazu passenden Weinen auszugeben, ist gesunken. Zudem wollten viele Köche, die – wie Peter Nöthel – freiwillig auf die Sterne verzichteten, sich nicht diesem dauernden Druck aussetzen – denn die vom Michelin geforderte Qualität muss permanent gehalten werden, bis ins kleinste Detail. Parkett, mit Leder bezogene Bänke und Stühle, freundliche Orangetöne und Zeitungstapete mit vielen schönen Erinnerungen aus der Sternezeit – das Ambiente im Nöthel’s wirkt leger und gemütlich. Sein Hummerstübchen verwandelte er in ein modernes Genießer-Domizil.

Nöthel kochte über die Jahre in einer Liga aus Meistern am Herd wie Jean-Claude Bourgueil, Hans-Peter Wodarz, Alfons Schuhbeck, Günter Scherrer und Harald Wohlfahrt. Viele junge Köche, die bei ihm gearbeitet haben, konnten diese Erfahrung für ihre weitere Karriere nutzen, mit dem kantig-knurrigen Chef am Herd gestanden zu haben, war ein (hart erarbeitetes!) Qualitätssiegel.

Er kochte für Queen Elizabeth II. bei ihrem Staatsbesuch – es gab Sauerbraten, der Königin schmeckte es, ihr Teller war absolut leer hinterher. Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl wusste seine Kunst zu schätzen, ebenso wie Michail Gorbatschow, Fürst Albert von Monaco und viele deutsche Wirtschaftsbosse.

Sein ­Restaurant war häufig Treffpunkt für Dax-Vorstände oder diskrete Politikerrunden – die Bilderwand in seinem Restaurant sieht aus wie ein Who’s Who der Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Sport und Showgeschäft. Und NRW-Ministerpräsidenten wie Jürgen Rüttgers (CDU) und Wolfgang Clement (damals noch SPD) baten Nöthel häufig, bei offiziellen Terminen in der Staatskanzlei mit seinen Kreationen für eine zufriedene Stimmung zu sorgen. Nun ist Schluss: Am 26. Januar wird zum letzten Mal eingedeckt.
Hans Onkelbach

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