Förderverein der Mahn- und Gedenkstätte Ein Verein für den Kampf gegen Rechts

Düsseldorf · Der Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte kämpft für die Erinnerung an die NS-Opfer. Als Enkelin eines Widerstandskämpfers sitzt Jeanne Andresen im Vorstand.

 Jeanne Andresen ist Vorsitzende des Fördervereins Mahn- und Gedenkstätte. Ihr Großvater war im Widerstand aktiv.

Jeanne Andresen ist Vorsitzende des Fördervereins Mahn- und Gedenkstätte. Ihr Großvater war im Widerstand aktiv.

Foto: Anne Orthen (ort)

Schockstarre, Fassungslosigkeit und Wut habe sie gefühlt, als sie sich vor einigen Jahrzehnten zum ersten Mal mit der Geschichte ihres Großvaters beschäftigte, berichtet Jeanne Andresen. Als einer von mehreren Widerstandskämpfern der Aktion Rheinland sorgte Theodor Andresen am 16. April 1945 dafür, dass Düsseldorf ohne weitere Zerstörung an amerikanische Truppen übergeben werden konnte. Im Vorstand des Förderkreises der Mahn- und Gedenkstätte in der Altstadt engagiert sich Jeanne Andresen nun im Kampf gegen rechts und für die Erinnerung an die NS-Opfer. Denn die Arbeit des Förderkreises, so sagt sie, ist aktuell wichtiger denn je.

„Sich gegen rechts zu engagieren, ist Teil meines Lebens“, erzählt Andresen. „In meiner Familie war mein Großvater anfangs nie das ganz große Thema.“ Das Thema sei zu schmerzlich für ihre Großmutter gewesen, vermutet Andresen. Mit 13 Jahren war sie das erste Mal im Stadtarchiv, um zum Tod ihres Großvaters, dem Widerstandskämpfer Theodor Andresen, zu recherchieren „Ich war die Erste aus der Familie, die den Obduktionsbericht gelesen hat“, erzählt Andresen. „Was ich gelesen habe, hat mich schockiert und wütend gemacht.“ Weil es keine Briefe und Tagebücher gab, verbrachte Andresen viele Nachmittage in der Mahn- und Gedenkstätte.

Mittlerweile sitzt sie im Förderverein, der die Arbeit der Gedenkstätte ermöglicht. Durch seine Mitgliedsbeiträge und Spenden stellt der Förderverein Mittel für Ausstellungen, Zeitzeugengespräche und Publikationen bereit. Außerdem wird in verschiedenen Projekten Aufklärungsarbeit geleistet. Erst kürzlich hat der Förderverein einen Leitfaden zum Thema Antisemitismus entwickelt, um über gewalttätige Übergriffe auf jüdische Mitbürger in Schulen aufmerksam zu machen.

„Wir wollen mit unserer Arbeit auch Parallelen zwischen früher und heute aufzeigen“, sagt Andresen. Es gehe darum zu zeigen, wie schnell sich eine Gesellschaft verändern kann. „Gerade aufgrund aktueller Entwicklungen ist unsere Arbeit immens wichtig“, sagt Andresen. Im Kampf gegen rechtes Gedankengut sei Erinnerungsarbeit der wichtigste Bestandteil der Arbeit des Förderkreises, der aktuell 394 Mitglieder zählt. „Das Anliegen ist es, den Opfern durch die Erinnerung ein Gesicht zu geben und ihre Geschichten zu erzählen“, sagt sie.

Dabei haben nicht alle Vorstandsmitglieder im Förderkreis so persönliche Verbindungen zu Opfern des Nationalsozialismus wie Jeanne Andresen. Und auch politische Einstellungen spielen im Förderkreis keine Rolle. Es ist etwas anderes, was die Mitglieder verbindet: „Wir alle haben eine klare Haltung. Uns eint der Kampf gegen rechts.“ Damit möglichst viele Düsseldorfer dabei helfen können, hat der Förderkreis einen niedrigen Mitgliedsbeitrag von 16 Euro pro Jahr. Andresen: „Jeder, der gute Ideen einbringen und für sich ein Zeichen setzen möchte, ist bei uns im Verein willkommen.“ Robin Hetzel

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