Fans entwickeln aufwendige Choreografien Eine Liebeserklärung an Fortuna Düsseldorf

Fortuna-Fans entwickeln aufwendige Choreografien, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Ein Insider erklärt, wie lange er die Aktionen vorbereitet und was sie kosten.

 „The Greatest Show on Earth“ war der Titel der Choreografie zum Fortuna-Spiel gegen Schalke.

„The Greatest Show on Earth“ war der Titel der Choreografie zum Fortuna-Spiel gegen Schalke.

Foto: Falk Janning

Und dann staunten nicht nur die 52.000 Besucher der Merkur Spiel-Arena, sondern auch alle, die an Computern oder im Fernsehen die Übertragung der Partie Fortuna gegen Schalke 04 verfolgten. Viele Fans des rot-weißen Aufsteigers feierten mit der Choreografie „The Greatest Show on Earth“ die so lange heiß ersehnte Rückkehr in die erste Fußball-Bundesliga. Auf einem riesigen Transparent schwebten Zirkusszenen im Fortuna-Look gen Stadionhimmel, während 20.000 Fans in geordneten roten und weißen Reihen farbige Pappen schwenkend ihrer Freude Ausdruck verliehen. „Eigentlich wollten wir ‚The Greatest Show on Earth‘ zum Saisonauftakt präsentieren, aber wir wussten, dass die ersten beiden Heimspiele gegen Augsburg und Hoffenheim nicht ausverkauft sein würden. Das dritte Heimspiel gegen Leverkusen wurde mittwochs gespielt. Da haben wir uns entschlossen, unsere bis dahin aufwendigste Choreografie vor dem Heimspiel gegen Schalke aufzuführen“, erläutert einer der Macher der Showeinlage, der seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte. Es war eine weithin sichtbare Dokumentation von großer Liebe, Leidenschaft, Hingabe und Begeisterung für die Fortuna.

Was die mehrere Hundert Mann und Frau starke Gruppierung im Stadion an Fortuna-Fan-Choreografien auf die Ränge zaubert, nötigt auch so manchem Anhänger des Gegners Respekt ab. So auch beim Schalke-Spiel. Doch nur wenn die Zuschauer in der Kurve auch mitspielen, kann die Kreativität Wirkung entfalten. Es werden manchmal 20.000 farbige Pappen oder Luftballons verteilt, Fahnen auf Sitzplätze und Flyer mit Gebrauchs-und Handlungsanweisungen gelegt. Das dauert schon ein paar Stunden. Und ohne die Disziplin und Bereitschaft der Fans mitzumachen, würde es nicht funktionieren. Der logistische Aufwand ist riesig. Doch das ist nur ein kleiner Teil der phantasievollen Umsetzung der über Wochen, ja Monate entwickelten Pläne. Zuerst reift die Idee, dann müssen die Materialien besorgt werden, anschließend werden Umrisse aufgezeichnet, ausgemalt, ausgeschnitten, fixiert, aufgeklebt, mit Kabelbindern am tragenden Netz festgezurrt, so lange, bis alles passt.

Bei großen Choreografien kommen auch schon mal Kosten im fünfstelligen Bereich zusammen. Das muss vorab bezahlt werden.  Aber es gibt Möglichkeiten der Refinanzierung. So verzichten einige Arena-Besucher darauf, das Pfand für die Getränkebecher selber einzustreichen, sondern überlassen das den Choreografen. Außerdem gehen einige der Aktivisten mit einer Spendenbox durch die Zuschauerreihen, und es gibt sogar ein Paypal-Konto, auf das man zugunsten der Fortuna-Choreografien einzahlen kann. „Wir sind für jeden Pfandbecher und jeden Spender dankbar“, war von den Ultras zu hören.

Ohne die Unterstützung der Fortuna, könnte eine Choreo aber auch nicht umgesetzt werden. Jede koordinierte Aktion auf den Rängen muss beantragt und genehmigt, dabei Brandschutzbestimmungen beachtet werden. Geld wird von der Fortuna aber nicht angenommen. „Wir wollen und werden uns unsere Unabhängigkeit vom Verein bewahren. Wir verzichten lieber auf eine Choreo, als dass wir uns von der Fortuna finanzieren lassen“, stellt der Macher klar. „Wir wollen ja auch noch in Zukunft unsere Meinung unvoreingenommen klar machen.“

Fortuna Düsseldorf: Die besten Fortuna-Choreos
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Die besten Fortuna-Choreos

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Foto: Falk Janning

Die Choreografen betreiben viel Aufwand für nur kurze Aufmerksamkeit. „The Greatest Show on Earth“ hing nicht mal sieben Minuten in der Arena und wird nicht wieder verwendet. Mit Spielbeginn ist die Choreo schon alt und kommt in den Müll. „Wenn wir etwas planen, denken wir uns immer etwas Neues aus. Meistens ist das speziell auf den Gegner ausgerichtet“, meint der Fortuna-Fan. Bei der Haltbarkeitsdauer der Werke ist er emotionslos.

Zum letzten Saisonspiel haben die Choreografen aber keine Aktion geplant. Es wird mit dem Rad zum Stadion gefahren und einfach Party gemacht. Auch das ist eine Möglichkeit die „Liebe bis in alle Ewigkeit“, wie es schon auf einem Choreo-Transparent geschrieben stand, zu zelebrieren.

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