Mensch. Demenz. Kirche. Bilder vom Leben mit Demenz

Erzbistum Köln zeigt mit „Mensch. Demenz. Kirche.“ eine außergewöhnliche Foto-Ausstellung.

 Hans-Jürgen Wertens aus Düsseldorf betreut seit mehreren Jahren seine an Demenz erkrankte Frau.

Hans-Jürgen Wertens aus Düsseldorf betreut seit mehreren Jahren seine an Demenz erkrankte Frau.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Ein älteres Pärchen läuft Arm in Arm eine Straße entlang. Auf den ersten Blick kein besonderer Schnappschuss. Doch diese Alltagsaufnahme zeigt kein gewöhnliches Ehepaar. Es zeigt die Düsseldorfer Eheleute Maria und Hans-Jürgen Wertens. Seit acht Jahren leidet Maria Wertens an Demenz und wird von ihrem Mann gepflegt. Das heißt jedoch nicht, dass sie nicht mehr am Leben teilnehmen kann. Genau diese Botschaft will die Foto-Ausstellung „Mensch. Demenz. Kirche“ des Kölner Erzbistums vermitteln, die seit dieser Woche an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet zu besichtigen ist.

Als das Ehepaar Wertens vor acht Jahren die Demenzdiagnose erhielt, sah sich Hans-Jürgen Wertens an einem Scheideweg. „Ich hatte die Wahl, den Weg egoistisch oder gemeinsam weiterzugehen“, erzählt er. Er entschied sich für die zweite Variante. Statt seine Frau in ein Pflegeheim zu bringen, betreut er sie bis heute zu Hause. Von der Teilnahme am Leben lässt sich das Ehepaar durch die Krankheit ebenfalls nicht abhalten. „Wir verreisen noch immer regelmäßig zusammen“, erzählt er. In der kommenden Woche geht es für die beiden nach Griechenland, im Dezember nach Madeira.

Doch diese Einstellung ist nicht unbedingt die Regel. Oft ziehen sich Erkrankte und Angehörige im Verlauf der Krankheit immer mehr aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Das meint auch die Teilhabe am kirchlichen Leben. Aus diesem Grund hat das Erzbistum eine Ausstellung mit Fotografien von Demenzerkrankten und deren Angehörigen ins Leben gerufen. „Mensch. Demenz. Kirche“ soll dabei die Person hinter der Erkrankung zeigen. „Wir wollen die Menschen nicht auf die Krankheit reduzieren“, sagt die Initiatorin Brigitte Döpper. Bislang sei das Thema im Gemeindeleben eher nachrangig behandelt worden, obwohl es aufgrund des demografischen Wandels immer mehr an Bedeutung gewinne. „Die Ausstellung soll einen Beitrag zur Inklusion leisten“, sagt Döpper.

Die ausgestellten Fotografien stammen von Michael Uhlmann und zeigt´en Alltagsschnappschüsse von Betroffenen, unterteilt in verschiedene Perspektiven. Darunter finden sich eher traurig anmutende Schlagworte wie „Versunken“ oder „Verloren“, aber auch lebensbejahende Themen wie „Dialog“ und „Bewegung“. Denn entgegen der Vorstellung vieler Leute bedeutet eine Demenzerkrankung nicht nur Schmerz, sondern auch Lebensfreude. So zeigt die Ausstellung neben bedrückenden Motiven auch Menschen beim Kochen und Wandern oder Basteln. Nicht immer lässt sich dabei erkennen, wer Demenz hat und wer nicht. Gerade dadurch wird die Botschaft der Ausstellung allerdings deutlich: Ob gesund oder krank, jeder ist und bleibt zu allererst ein Mensch.

Doch dieser Gedanke kann in den Widrigkeiten der fortschreitenden Krankheit schon einmal verloren gehen. Denn insbesondere für die Angehörigen ist die Situation nicht immer leicht zu händeln. So vergaß Maria Wertens im Verlauf der Krankheit einen Großteil ihrer Deutschkenntnisse, weshalb sie nun hauptsächlich in ihrer Muttersprache Niederländisch spricht. Deshalb musste ihr Ehemann erst einmal wieder seine Sprachkenntnisse auffrischen. Wenn Hans-Jürgen Wertens klagt, dann tut er dies jedoch nicht darüber oder über die Pflege seiner Frau, sondern über Ärger mit Behörden und Krankenkassen. Jahrelang habe er für die Pflegestufe seiner Frau kämpfen müssen und viel Zeit verloren, die sonst seiner Frau zugutegekommen wäre. Seine Lebensfreude lässt er sich davon jedoch nicht nehmen. „Wir sind glücklich und zufrieden“, erzählt er über sein Eheleben. Am Ende habe die Erkrankung sogar etwas Positives, wie er berichtet: „Die Krankheit bringt einen dazu, von großen Plänen loszulassen und sich mehr auf die Gegenwart zu konzentrieren.“

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