Gedenkfeier NRW-Landtag erinnert an Pogromnacht vor 80 Jahren

Düsseldorf · Mit einer Gedenkfeier haben der Landtag und die Stadt Düsseldorf am Freitag an die Pogromnacht vor 80 Jahren in Deutschland erinnert.

 NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bei einer Veranstaltung zum Gedenken an die Pogromnacht von 1938 im Landtag.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bei einer Veranstaltung zum Gedenken an die Pogromnacht von 1938 im Landtag.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Die Pogrome vom 9. November 1938 seien „End- und Ausgangspunkt schrecklicher Entwicklungen“ gewesen, sagte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Vorausgegangen sei eine Verrohung der Sprache, mit der die Nationalsozialisten ihren Hass gegen die Juden verbreitet hätten. Zudem sei die Nacht ein „Wendepunkt“ im Umgang des NS-Regimes mit den Juden und Voraussetzung für die „systematische Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in ganz Europa“ gewesen.

In der Nacht starben durch die Pogrome allein in NRW 127 Menschen, betonte Laschet. Im Deutschen Reich wurden mehr als 1.000 Synagogen und Geschäfte angezündet, 30.000 Juden in Konzentrationslager verschleppt. Die Pogromnacht vom 9. November 1938 sei eine „Nacht des Schreckens, der Gewalt und Willkür“ gewesen, erklärte Laschet. Nach den Vorkommnissen habe öffentlich niemand mehr sagen können, sie hätten von nichts gewusst.

27.000 Menschen jüdischen Glaubens leben in NRW

Vor dem Hintergrund dieser historischen Erfahrung müsse man dafür sorgen, dass Antisemitismus sowie Diskriminierung und Hetze gegen Minderheiten „nie wieder einen Platz bekommen“. Zugleich würdigte Laschet die Tatsache, dass mittlerweile wieder etwa 27.000 Menschen jüdischen Glaubens in NRW lebten. Das sei die größte jüdische Gemeinschaft in Deutschland.

Die Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe, Hanna Sperling, warnte vor wachsenden Antisemitismus in Deutschland und anderen Ländern. Der öffentliche Judenhass trete sei einigen Jahren in einem „zunehmend aggressiven und bedrohlichen Ausmaß“ auf. Dadurch seien nicht nur jüdische Bürger, sondern auch demokratische Gesellschaften in ihrem Bestand gefährdet.

Antisemitismus sei ein „Seismograph für den Zustand einer Gesellschaft“ und eine „Bedrohung für unsere demokratischen Werte“. Jüdisches Leben in Deutschland sei noch nicht bedroht. „Lassen Sie uns gemeinsam dafür Sorge tragen, dass dies so bleibt“, sagte Sperling. Zugleich warnte sie vor „Hass und Hetze“ gegen Israel und plädierte für „mehr Empathie für die Sicherheit des jüdischen Staates“.

Der Landtagspräsident André Kuper (CDU) bezeichnete die Reichspogromnacht als „Angriff auf unsere Kultur“ und als „Angriff auf unsere Zivilisation“. Die Übergriffe auf die jüdischen Mitbürger seien der Auftakt für die weiteren Verfolgungen und den Massenmord an den Juden durch den Nationalsozialismus gewesen. Zugleich müsse man sich weiterhin gegen jede Form des Antisemitismus zur Wehr setzen. „Wir werden wachsam sein und wehrhaft“, betonte Kuper.

(hsr/epd)
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