Kolumne - Die Woche In Düsseldorf Düsseldorfs irreführende Platz-Namen

Düsseldorf · Die Diskussion um die Namensgebung einer Straße oder eines Platzes nach dem 2008 verstorbenen OB Joachim Erwin hat einmal mehr gezeigt, wie schwer man sich mit dieser Frage tut. Davon abgesehen sind Platznamen oft nicht schlüssig.

 Das Standbild von Jan Wellem steht auf dem Marktplatz. Warum heißt der eigentlich nicht Jan-Wellem-Platz?

Das Standbild von Jan Wellem steht auf dem Marktplatz. Warum heißt der eigentlich nicht Jan-Wellem-Platz?

Foto: Andreas Endermann

Dutzende von Düsseldorfern haben der RP in den jüngsten Tagen Vorschläge geschickt, wie man den 2008 verstorbenen OB Joachim Erwin ehren könnte. Da gab es kuriose wie "Tonhalle nach ihm benennen" wie ironische "aus Düsseldorf wird Erwin-Stadt", aber die weitaus meisten sind offenbar wirklich der Meinung, der Mann habe es verdient, dass man seiner gedenkt.

Wie und wo — das ist schwer. Die Familie hat andere Ideen als die Parteien im Rathaus, und die sind untereinander nicht einig. Ist eine Ehrung in zentraler Lage (Kö-Bogen?) die richtige? Und wenn ja — wieso erinnert dann lediglich eine kühle Gewerbestraße hinter dem Flughafen an Klaus Bungert? Gibt es da gar ein Ranking der Oberbürgermeister? Je wichtiger umso zentraler? Namen, der vor vielen Jahren Verstorbenen, tauchen am Rhein auf (Robert-Lehr-Ufer) oder auf stark befahrenen Innenstadt-Routen (Lindemannstraße), andere sind schwer zu finden. Oft können die Leute mit den Namen nichts anfangen: Die wenigsten wissen, dass das Wilhelm-Marx-Haus nach einem früheren Rathaus-Chef benannt ist.

Vermutlich sollte man auf den SPD-Fraktions-Chef im Rat, Markus Raub hören. Der wollte die Frage nach der Ehrung Erwins nicht kommentieren, sondern gab nur den Rat, noch ein paar Jahre zu warten: 2018, zehn Jahre nach Erwins Tod, sei ein gutes Datum, meinte er. So oder so — in der Diskussion wurde klar, wie verwirrend Düsseldorf seine Plätze benennt, meinten jedenfalls einige Leser. Recht haben sie.

Beispiele? Bitte sehr: Jeder nennt den breiten Wasserlauf, der die Kö in zwei Seiten teilt, Kö-Graben. In Wahrheit heißt er Stadtgraben. Der Jan-Wellem-Platz lag bis jetzt neben dem Schadow-Platz, war aber den meisten nur bekannt, weil er ein Knotenpunkt mehrerer Straßenbahnlinien war. Nun ist er weg, dort steht der Kö-Bogen, und ein neu entstandener Platz um die Ecke soll nach dem Kurfürsten benannt werden. Der hat ja viel getan für Düsseldorfs Entwicklung.

Deshalb steht ja auch sein Standbild auf dem Platz vor dem Rathaus. Wäre eigentlich logisch, dieses Areal Jan-Wellem-Platz zu nennen. Das jedoch hat man nicht getan. Es heißt Marktplatz. Obwohl dort seit vielen Jahrzehnten kein Markt mehr stattfindet. Der ist ein paar hundert Meter weit entfernt und heißt Carlsplatz nach einem anderen Fürsten, welcher dem ganzen Viertel seinen Namen gab: Karlstadt. Anders als der Markt mit K, nicht mit C! Auch das "s" in Carlsplatz ist eigentlich falsch (wie jeder Computer anmerkt!), aber wie das C am Anfang von den Düsseldorfern so gewollt und inzwischen weniger eine Adresse und mehr eine Marke. Folklore also.

Dass der Schadowplatz so heißt, ist nachvollziehbar — immerhin geht die Straße gleichen Namens direkt daran vorbei. Fremde werden damit alleingelassen. Bis zum Bau des Kö-Bogens ging er fließend in den Jan-Wellem-Platz über, heute ist er eingegrenzt. Und viele dürften entdecken, dass es da eine Säule mit einem Männerkopf drauf gibt. Eingemeißelt steht ein kühles "W. von Schadow".

Wer, wann, warum? Ein Schild wäre hilfreich. Dass nur wenige wissen, wer er war, hört man nicht nur daran, dass manche seinen Namen englisch aussprechen — "schäddow", also "shadow", was "Schatten" heißt. Bleiben wir mal im Bild und plädieren dafür, Herrn von Schadow aus dem Schatten des Unwissens zu holen und ihm eine Plakette zu gönnen. Am Besten auch auf Englisch.

Wo man gerade dabei ist: Vielleicht hat jemand eine Idee, wie sich künftig garantieren ließe, Herrn Gründgens auch posthum das Vergnügen zu gönnen und seinen Gustav mit "f" zu schreiben. Selbst auf offiziellen Schreiben taucht der Fehler manchmal auf — aber der Mephisto-Darsteller legte Wert darauf, "f" statt "v" zu nutzen. Irgendwo auf dieser sonst so unwirtlichen Fläche vor dem Theater eine pfiffige Info-Stele zu Gründgens und seiner Marotte — dem Platz würde es guttun.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort