Anna Schudt Der "Tatort"-Star und die Lust am Drama

Düsseldorf · Anna Schudt weiß nicht, warum sie so oft besetzt wird, dabei müsste sie eigentlich nur mal richtig in den Spiegel sehen. Klar ist sie schön, aber das sind andere Schauspielerinnen auch. Da ist aber noch was anderes: Anna Schudt sieht aus wie jemand, dem gleich etwas Schlimmes passieren wird.

 Anna Schudt ist am Sonntag im Dortmunder "Tatort" zu sehen. "Auf ewig dein" läuft um 20.15 Uhr in der ARD.

Anna Schudt ist am Sonntag im Dortmunder "Tatort" zu sehen. "Auf ewig dein" läuft um 20.15 Uhr in der ARD.

Foto: Andreas Bretz

Anna Schudt weiß nicht, warum sie so oft besetzt wird, dabei müsste sie eigentlich nur mal richtig in den Spiegel sehen. Klar ist sie schön, aber das sind andere Schauspielerinnen auch. Da ist aber noch was anderes: Anna Schudt sieht aus wie jemand, dem gleich etwas Schlimmes passieren wird.

Nicht verletzlich, eher, als ob sie sich ein bisschen zu sicher fühlt. Wie sie über die Oberkasseler Luegallee läuft, groß, blond, wohlhabend — ein Mensch, der viel zu verlieren hat, sich dessen aber nicht bewusst ist. Bis das große Böse um die Ecke biegt und ihm alles nimmt. Schudt ist die Idealbesetzung für jemanden, der beinahe zerbricht, sich dann aber furchtbar rächt.

Anna Schudt liebt die Tragödie. Schon als Jugendliche wollte sie Elektra sein. Und Maria Stuart. Sie würde sich wahnsinnig gut auf einem Schafott machen. Leider gibt es nicht viele deutsche Schauspielerinnen, mit denen man leiden möchte. Nina Kunzendorf fällt einem ein, auch die war mal "Tatort"-Kommissarin, bis sie keine Lust mehr hatte.

Schudt ist im Dortmunder "Tatort" aktiv, sie ist Martina Bönisch, die sich mal eines Callboys bedient, um ihre Eheprobleme zu vergessen. Morgen läuft in der ARD die nächste Folge, ein Film mit "Kammerspiel-Charakter, in dem sich viele Konflikte auflösen, und der den Weg für einen Neuanfang macht", sagt Schudt. Sie mag die Figur, doch vor allem sei so ein festes Engagement in einem "Tatort" praktisch. "Es passt gut in mein Leben hinein." Das findet in Oberkassel statt. Schudt lebt mit ihrem Mann, dem Schauspieler Moritz Führmann und ihren drei Kindern hier. Ihre Schwiegermutter wohnt unter ihr, es gibt außerdem Kindermädchen, wenn sie dreht. Zweimal im Jahr, gleich um die Ecke. In einem so familienfeindlichen Beruf, der außerdem meist erbärmlich bezahlt wird, ist eine Rolle im Tatort-Ensemble der Himmel. Schudt weiß das natürlich. Sie hat auch andere Zeiten erlebt.

Mit Düsseldorf hat sie wenig am Hut, sie ist kein Teil der Düsseldorfer Gesellschaft, es interessiert sie nicht. "Wäre mein Mann nicht so kommunikativ, würde ich wohl niemanden treffen", sagt sie. Wobei sie die rheinische Mentalität mag, dieses Unkomplizierte, schnell mit jemandem in Kontakt zu kommen. Sie ist halt nur nicht so.

"Es ist zu eng, so dicht bebaut", sagt sie. Rausziehen will sie aber auch nicht. Ihr Mann hat ein festes Engagement am Schauspielhaus und "soll auch mal ein Bier trinken" gehen können. "Ja, ich bin glücklich", sagt sie, "für den Moment." Sie weiß aber, dass viel passieren kann. Da ist die vakante Intendanz am Schauspielhaus zum Beispiel. "Doch auf Veränderungen bin ich eingestellt."

Torsten Thissen

(RP)
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