Jubiläum der WfaA Düsseldorf Seit 50 Jahren ein Arbeitsplatz für Menschen mit Behinderung

Düsseldorf · Die Werkstatt für angepasste Arbeit (WfaA) in Düsseldorf wurde vor 50 Jahren gegründet. Wie das Unternehmen mit Sitz in Reisholz das Jubiläum feiert.

 Andrea Wersdörfer arbeitet in der Montage. Der Bereich befindet sich an der Marienburger Straße 24, dem Unternehmenssitz der WfaA.

Andrea Wersdörfer arbeitet in der Montage. Der Bereich befindet sich an der Marienburger Straße 24, dem Unternehmenssitz der WfaA.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

In einem Raum an der Marienburger Straße stecken viele fleißige Hände Teile aus Metall zusammen. Es entstehen Eckumlenkungen. Diese werden benötigt, um Fenster kippen zu können. Viele Menschen, die in dem großen Gebäude in Reisholz an den Fenster-Elementen arbeiten, haben eine Behinderung. Die Werkstatt für angepasste Arbeit (WfaA) hat dort ihren Unternehmenssitz. In diesem Jahr feiert sie ein Jubiläum.

„Am 29. Juni vor 50 Jahren hat der Rat der Stadt beschlossen, die Werkstatt zu gründen“, erklärt Thomas Schilder, WfaA-Geschäftsführer. Mittlerweile arbeiten an sieben Standorten in Düsseldorf 1770 Menschen. 1450 der Mitarbeitenden haben eine geistige oder psychische Behinderung. Zum runden Geburtstag der Einrichtung sind verschiedene Aktionen geplant.

„Wir möchten etwas für die Menschen tun, die bei uns arbeiten“, sagt Schilder. So werde es kleine Sommerfeste der einzelnen Niederlassungen und Ausflüge, zum Beispiel ins Phantasialand, geben. Ein großes „Fest der Begegnung“ findet am 3. September im Südpark statt. Und in ganz Düsseldorf sind bald Mitarbeiter der WfaA auf Plakaten zu sehen. Peter Sawicki hat sie an ihren Arbeitsplätzen fotografiert. Die Fotografien werden auf öffentlichen Werbeflächen, zum Beispiel auf den Infoscreens in U-Bahnhöfen gezeigt. „Wir möchten vorstellen, wie vielfältig Arbeit und Werkstatt bei uns sind“, sagt Schilder.

In der Werkstatt für angepasste Arbeit werden nicht nur Fenster-Eckumlenkungen gefertigt. Es gibt unter anderem eine große Küche. „Dort kochen wir 2000 Essen pro Tag – nicht nur für uns, sondern zum Beispiel auch für Förderschulen“, so Schilder. In der Metallbearbeitung entstehen bis zu 1500 verschiedene Produkte. Ein großer Kunde und Auftraggeber in dem Bereich ist der Baumaschinenhersteller Komatsu.

Die wohl bekannteste WfaA-Niederlassung ist die im Südpark. Dort gibt es den Hofladen und das Team der Garten- und Landschaftspflege ist vor Ort. „Auch der Bereich um den Unterbacher See wird von uns gesäubert“, erklärt Schilder. Eine Wäscherei und ganz neu eine Deko-Werkstatt gehören ebenfalls zur WfaA. In der Holzbe- und verarbeitung erstellen die Menschen mit Behinderung Kinderspielzeug. Unterstützt werden sie von Fachkräften.

Der Unterschied der WfaA im Vergleich zu einem „normalen“ Wirtschaftsunternehmen sei folgender: „Wir suchen Arbeit für Menschen. Es gibt keine Verpflichtung etwas zu tun“, erklärt Schilder und ergänzt: „Wir leisten auch pädagogische, therapeutische und pflegerische Unterstützung.“ Ziel sei jeweils die Teilhabe am Arbeitsleben oder die Eingliederung ins Arbeitsleben. „Eine Kritik, die oft an den Werkstätten geäußert wird, ist, dass sie Inklusion verhindern würden“, so Schilder. „Das sehen wir natürlich anders.“ Er betont: „Die Menschen, die hier bei uns sind, kann der Arbeitsmarkt nicht aufnehmen.“ Etwa 8 Millionen Schwerbehinderte gebe es in Deutschland. „300.000 von ihnen arbeiten in Werkstätten“, sagt Schilder.

Die Beschäftigungszeit in der WfaA beträgt 35 bis 40 Stunden wöchentlich. Es gibt auch Teilzeit-Angebote. Die Mitarbeiter verdienen zwischen 120 und 450 Euro im Monat. „Der Roherlös der Produkte, die wir erstellen, wird an die Menschen verteilt“, erklärt Schilder. Die WfaA erwirtschafte einen Umsatz von 9 Millionen Euro aus der Arbeit und Einnahmen von 26 Millionen Euro aus Dienstleistung und Betreuung.

Insgesamt sei ein Wandel der Werkstätten für Menschen mit Behinderung festzustellen. „Wir müssen mit der Zeit gehen und beispielsweise mehr individuelle Arbeitsplätze auch außerhalb der Werkstätten anbieten“, sagt der WfaA-Geschäftsführer. „Außerdem müssen wir uns die Frage stellen, wie wir besser qualifizieren können.“ Die WfaA, die zu 75 Prozent eine städtische Tochter ist, bietet Berufsbildungsmöglichkeiten und orientiert sich bei den Inhalten an klassischen Ausbildungen.

Gründe für Unternehmen mit der WfaA zusammenzuarbeiten gebe es genügend. „Wir sind ein leistungsstarker Partner“, sagt Schilder. Auch die WfaA müsse durch Qualität überzeugen. „Aus Mitleid bekommen wir keine Aufträge.“

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