Kultur in Düsseldorf Wenn es regnet, soll der Reinraum künftig trocken bleiben

Düsseldorf · Die ehemalige öffentliche Toilettenanlage unterhalb des Jahnplatzes, die seit 20 Jahren kulturell genutzt wird, steht häufig unter Wasser.

 Mit einer Infoveranstaltung machte der Reinraum am Samstag auf seine Probleme aufmerksam. Passenderweise regnete es.

Mit einer Infoveranstaltung machte der Reinraum am Samstag auf seine Probleme aufmerksam. Passenderweise regnete es.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Mitglieder des Reinraums wollen nicht den Weg von der Brause gehen. Das machte der Kulturverein bei einer Informationsveranstaltung am Samstag auf dem Jahnplatz deutlich. So sehr er sich auch dem „großartigen, charakteristisch eigenen Off-Raum“ – wie es die Brause in der Vergangenheit einmal war – verbunden fühlt, will er dem Brause-Schicksal nicht folgen und deshalb auch nicht „unseren Raum weiter dem Verfall preisgeben“, stellte Reinraum-Vorstandsmitglied Martin Korbmacher kämpferisch klar. Die Brause war abgerissen worden, weil ein Investor das Gebiet in Bilk mit Wohnraum überplant hatte.

Der Reinraum, eine ehemalige öffentliche Toilettenanlage unterhalb des Jahnplatzes, die seit 20 Jahren mit Kunst, Kultur, Musik, bespielt wird, droht im wahrsten Sinn des Wortes „abzusaufen“. „Seit der Sanierung und der Umgestaltung des Platzes dringt Wasser von der Oberfläche in die daruntergelegenen Räumlichkeiten des Reinraums ein“, beklagt Korbmacher. „Die Folgen sind enorme sich weiterentwickelte Schäden an der Bausubstanz: marode Wände, starker Schimmelbefall. Dies hat dazu geführt, dass behördlich untersagt ist, die Räume für Veranstaltungen zu nutzen. Eine ‚never-ending story‘ von über 400 Veranstaltungen kommt damit jäh zum Erliegen.“

20 Jahre lang konnte der Verein miet- und gestaltungsfrei wirken. „Was viele Jahre ein Vorteil war, ist jetzt ein Nachteil“, gesteht Korbmacher. „Wir haben lange gebraucht, einen festen Ansprechpartner in der Stadtverwaltung zu finden. Den haben wir jetzt seit einem Monat und die Gespräche haben sich gut entwickelt.“ So verlangen die Förderer der Off- und Sub-Kultur, die sich in einigen Fällen zur Hochkultur entwickelt hat, gar nicht, dass die Stadt die Wasserschäden in den Räumen saniert. „Dafür stehen wir in den Startlöchern und haben bereits Spenden akquiriert“, berichtet Korbmacher. Es solle nur einfach nicht mehr in die Räume regnen, wenn es draußen regne.

Der Reinraum hat sich im Ausstellungskalender etabliert, war fester Bestandteil in der „Nacht der Museen“, bei den „Kunstpunkten“ und zuletzt auch beim Kulturfestival „Die Digitale“. Der Verein kooperiert mit vielen staatlichen und freien Kunstakademien und Bildungseinrichtungen wie der Kunstakademie Düsseldorf, Peter Behrends School of Arts, Hochschule der Bildenden Künste Essen, dem Schwulen Museum Berlin oder der Kunsthochschule München. Die Kooperation mit der Klasse Alexandra Bircken von der Akademie der bildenden Künste München musste wegen der aktuellen Situation auf Eis gelegt werden. „Man sagt immer, Kultur braucht Freiheit. Im Reinraum konnte diese Freiheit bisher gelebt werden“, sagt Korbmacher. „Wir waren ein Experimentierlabor für Künstler. Wir sind der Humus, auf dem Kunst gedeihen kann. Das möchten wir auch weiterhin bieten. Die Gesellschaft bedarf der Kultur, braucht kollektive Orte, jenseits finanzieller oder politischer Interessen.“

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