Schwere Vorwürfe gegen Paketdienst Hermes soll Obdachlose in Düsseldorf ausbeuten

Düsseldorf · Der Paketdienst Hermes soll in Düsseldorf Wohnungslose als billige Arbeitskräfte in der Zustellung missbrauchen. Das wirft die Obdachlosenhilfe Fiftyfifty dem Unternehmen vor. Hermes will die Vorwürfe prüfen.

 Ein Zustellfahrzeug von Hermes (Symbolfoto).

Ein Zustellfahrzeug von Hermes (Symbolfoto).

Foto: Hermes

Der Paketdienst Hermes steht in der Kritik: Das Unternehmen soll der Düsseldorfer Wohnungslosenhilfe Fiftyfifty zufolge Obdachlose als Billig-Zusteller missbrauchen. Allein in Düsseldorf hätten bis zu 15 Zusteller des Unternehmens keinen festen Wohnsitz, sagt Sozialarbeiter Johannes Dörrenbächer von Fiftyfifty. Bei der Hilfsorganisation können sich Obdachlose eine Postadresse einrichten, darunter seien auch Hermes-Zusteller. Häufig kämen die Wohnungslosen bei Freunden oder Bekannten unter, so Dörrenbächer. Ein Fall sei aber auch bekannt, bei dem ein Hermes-Zusteller in dem Fahrzeug lebt, in dem er arbeitet. Zuvor hatte der WDR berichtet.

Das Unternehmen zeigte sich in einer Stellungnahme „schockiert“. Man stehe in Kontakt mit Fiftyfifty und nehme die Vorwürfe „überaus ernst“. Ein Sprecher sagte auf Anfrage zudem, Hermes habe bereits interne Ermittlungen eingeleitet.

Sozialarbeiter Dörrenbächer zufolge ist der Zusteller aber bei weitem nicht das einzige Unternehmen, das wohnungslose Menschen auf diese Weise ausnutzt. Diese steckten oft in prekären Arbeitsverhältnissen fest, bei denen sie weniger als den gesetzlichen Mindestlohn bekämen. Vor allem ausländische Wohnungslose seien betroffen. Diese bekämen keine Sozialleistungen und seien auf jede noch so kleine Zahlung angewiesen. „Diese Menschen sind ein gefundenes Fressen für solche Firmen“, sagt Dörrenbächer. Von ihrer Arbeit könnten sie selten leben und würden weiter von Fiftyfifty betreut – etwa durch die Bereitstellung von Postadressen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Hermes negativ in die Schlagzeilen gerät. So sollen Servicepartner von Hermes Medienberichten zufolge immer wieder gegen Arbeitszeit- und Mindestlohnregelungen verstoßen. Diese übernehmen dem Unternehmen zufolge bis zu 95 Prozent der Zustelldienstleistung vor Ort.

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