Düsseldorfs bekanntester Obdachloser Der Peter von der Kö ist tot

Düsseldorf · Düsseldorfs bekanntester Obdachloser ist tot. Peter von der Kö hatte zuletzt in einem Wohnwagen in Heerdt gelebt. Er wurde 72 Jahre alt. Ohne seine Hunde saß er selten auf seinem Stammplatz an der Königsallee.

 Peter von der Kö beim „Fest der Hilfe“ 2014, das er seit Jahren für Obdachlose in Düsseldorf organisiert hatte.

Peter von der Kö beim „Fest der Hilfe“ 2014, das er seit Jahren für Obdachlose in Düsseldorf organisiert hatte.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Am Ende hatte er ein Dach über dem Kopf, einen kleinen Garten und eine Veranda vor dem Wohncontainer, den ein Heerdter Blumenhändler ihm auf seinem Grundstück zur Verfügung gestellt hatte. Auf dieser Veranda ist Peter von der Kö, der mit bürgerlichem Namen Peter Otte hieß, am Montag tot aufgefunden worden. Er starb, wie er die meiste Zeit seiner 72 Lebensjahre gelebt hat: Unter freiem Himmel.

Der Kö-Peter, den manche auch als Hunde-Peter kannten, weil er so gut wie nie alleine auf seinem Stammplatz vor der Kö-Galerie saß, war der wohl bekannteste Obdachlose Düsseldorfs und auch über die Stadtgrenzen hinaus. Jahrelang hat er, der in einem Zelt im Nordpark lebte, für seine Schicksalsgefährten Gutes getan.

Er rief das „Fest der Hilfe“ ins Leben, bei dem im Innenhof des Rathauses (später an der Flurstraße) jedes Jahr Schlafsäcke und warme Kleidung für den Winter gesammelt wurde. Noch kurz vor seinem Tod hat er zusammen mit Fiftyfifty Brötchen geschmiert für Menschen, die auf der Straße leben. Die traditionelle Aktion war ebenfalls eine Idee von Peter Otte, der die Zutaten dafür von Schinken-Toni auf dem Carlsplatz und Bäckermeister Josef Hinkel organisierte.

Promi-Anwalt Rüdiger Spormann (starb 2021) vertrat Otte mehrfach vor Gericht.

Promi-Anwalt Rüdiger Spormann (starb 2021) vertrat Otte mehrfach vor Gericht.

Foto: Bretz, Andreas/Bretz, Andreas (abr)

Viele in der Stadtgesellschaft haben Peter Otte unterstützt. Er dürfte der einzige „auf Platte“ gewesen sein, der per Fax erreichbar war und regelmäßig Pressemitteilungen zu seinen Hilfsaktionen verschickte. Als im Herbst 2000 seine Hündin Laica im Nordpark vergiftet wurde, half die Ratsfraktion der Grünen ihm bei der Suche nach einer neuen Gefährtin und die überlebende Hündin „Frau Frieda“, Anwohner wuschen seine Kleidung, luden ihn zum Frühstück ein und versorgten auch die Hunde mit Futter.

Peter Otte hatte keine Scheu, über seine und die Armut anderer in Deutschland zu sprechen. Auf Demonstrationen, in Talk-Shows im Fernsehen, vor Schulklassen und in Kindergärten. Über seine persönliche Geschichte verriet er nur selten etwas. Seine Eltern gaben ihn als Kind weg, er wuchs in verschiedenen Waisenhäusern auf, ging auf Reisen, machte eine Schneiderlehre. Wie und wann sein Leben auf der Straße begann, darüber sprach er kaum. Und auch die Misshandlungen in den Kinderheimen wurden erst in seinen letzten Jahren ein Thema. Otte dachte darüber nach, sich mit anderen Betroffenen in der Initiative der Heimkinder zusammen zu tun.

Peter Otte verteilte als Nikolaus Geschenke von Düsseldorfer Geschäftsleuten an die Obdachlosen.  F.: W.Gabriel

Peter Otte verteilte als Nikolaus Geschenke von Düsseldorfer Geschäftsleuten an die Obdachlosen. F.: W.Gabriel

Foto: Gabriel, Werner (wga)/Gabriel, Werner

Gut möglich, dass seine kindlichen Gewalterfahrungen die Ursache für die andere Seite des Peter Otte waren, die ihn an der Kö durchaus umstritten machten. Ein freundliches Gespräch konnte bisweilen ohne erkennbaren Anlass in eine wüste Beschimpfung ausarten, auch zugeschlagen hat Otte schon einmal, wenn er seinen Jähzorn nicht unter Kontrolle bekam.

Den mussten auch die Streetworker von Fiftyfifty ab und an ertragen, denn in den Anfängen der Obdachlosenhilfe war der Kö-Peter damit gar nicht so einverstanden. Ein handfester Streit mit einem anderen Wohnungslosen um den Stammplatz brachte ihn vor Gericht, immer wieder kam es zu Anzeigen auch wegen Beleidigungen, Bedrohungen und auch mal wegen eines Joints.

2015 hatte Peter Otte der Kö den Rücken gekehrt. Erst war er in Dormagen gewesen, dann noch einmal auf Reisen gegangen, nach München und Berlin. Doch das Heimweh trieb ihn nach zwei Jahren zurück. Die Spaziergänge durch die Natur im Norden und am Rhein, die hatte er besonders vermisst. Und dank des Bärentickets der Rheinbahn war Peter Otte nun auch mobil, war mal in Gerresheim und mal an der Kö, ab und an in Kaarst und eben im Linksrheinischen, wo es schließlich zum Kontakt mit dem Blumenhändler kam, der dem Kö-Peter am Ende seines Lebens ein Zuhause gegeben hat.

Mit Fiftyfifty hatte er da längst mehr als nur seinen Frieden gemacht. Die Obdachlosenhilfe will ihm nun einen letzten Dienst erweisen und ein würdiges Begräbnis organisieren.

Spenden Für Peter Ottes Beerdigung bittet Fiftyfifty um Spenden mit dem Stichwort Kö-Peter auf das Konto des Asphalt e.V. DE353601 004305396614 31. Fiftyfifty kümmert sich auch um die Unterbringung der beiden Hunde.

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