"Der größte Campingplatz der Welt"

Düsseldorf · Am Freitag startet in Düsseldorf der Caravan-Salon, die weltweit größte Campingmesse. Messechef Werner M. Dornscheidt spricht über die Bedeutung der Publikumsmessen Boot und Caravan, Tausende Camper in der Stadt und über seinen letzten Urlaub auf einem Campingplatz.

Trends der Caravan in Düsseldorf
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Herr Dornscheidt, Düsseldorf wird in wenigen Tagen wieder zum Mekka der Campingfreunde aus ganz Europa. Die Caravan ist die größte Campingmesse der Welt — und Sie sind ihr Chef. Machen Sie eigentlich Campingurlaub?

Dornscheidt Ich war drei Wochen auf einem Campingplatz bei St. Tropez. Campingurlaub ist etwas Wunderbares. Allerdings war ich mit meinen Kumpels von der Gerresheimer Jugendgruppe unterwegs und genau 14 Jahre alt. Als junger Kerl hat mir so ein Urlaub unglaublich gut gefallen. Seitdem ich so viel geschäftlich auf Reisen bin, verbringe ich meine Ferien lieber in festen Behausungen. Camping, das ist etwas für Liebhaber. Aber Camping hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ja auch grundlegend geändert. Viele Camper richten sich perfekt ein. Sie wissen ja, welche Luxusmobile auf der Caravan jedes Jahr zu sehen sind. Dennoch muss man sagen: Unter den Campern finden sich Menschen aller Einkommensklassen.

Wenn Camping so boomt, warum erwarten Sie weniger Besucher zur Caravan? Im vergangenen Jahr waren 178 000 Besucher beim Caravan-Salon, jetzt rechnen Sie mit nur 160 000 Messegästen . . .

Dornscheidt 2011 feierte der Caravan-Salon seinen 50. Geburtstag. Erfahrungsgemäß kommen zu solchen Jubiläen immer mehr Menschen als sonst — das beobachten wir bei allen Publikumsmessen. Auch bei der 30. Boot hatten wir einen Besucherrekord. Die Zahl von 160 000 hat sich in den vergangenen Jahren als realistische Größe herausgestellt. Wenn mehr Gäste kommen, freuen wir uns natürlich.

Die Caravan haben Sie vor einigen Jahren von der Messe Essen übernommen. Wie wichtig ist die Caravan?

Dornscheidt Der Caravan-Salon ist heute die wichtigste Camping-Messe der Welt. Es gibt eigentlich keine namhafte Firma der Caravaning- und Mobilhomebranche, die es sich leisten kann, hier nicht dabei zu sein. Wir haben 1600 Aussteller. Die Hallen 9 bis 17 und das Freigelände sind komplett ausgebucht. Ich bin wirklich zufrieden. Die Caravan ist wichtig für Düsseldorf. Man darf auch nicht vergessen, dass Publikumsmessen wie Boot oder Caravan es der Düsseldorfer Bevölkerung ermöglichen, sich das eigene Messegelände anzusehen, und zu erkennen, wie sehr sich hier alles verändert. Jedes Jahr wird eine weitere Halle komplett auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

Sie sagen oft, dass Düsseldorf eher der klassische Standort für Investitionsgütermessen ist, man denke an Drupa, Interpack oder Medica. Sind die Publikumsmessen nicht eher ein Klotz am Bein? Viele Besucher, die keine Hotels buchen und wenig Geld in der Stadt lassen?

Dornscheidt Nein, dem kann ich nicht zustimmen. Für Düsseldorf und sein Umland sind die Publikumsmessen Boot und Caravan außerordentlich wichtig. Die Geschäftsgäste der Investitionsgütermessen sind natürlich länger in der Stadt — im Schnitt 2,5 bis 3,0 Tage. Entsprechend geben sie in der Stadt auch mehr Geld aus. Die Caravan-Gäste aus dem Ausland bleiben im Durchschnitt nur 1,4 Tage. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied: Die Gäste von Boot oder Caravan sehen ihren Messebesuch als Urlaub. Entsprechend verhalten sie sich in der Stadt. Für sie ist nicht nur der Messebesuch, sondern auch der Besuch von Düsseldorf festes Programm.

Ist die Caravan also ein Touristenmagnet für Düsseldorf?

Dornscheidt Ja, ganz klar. Genauso wie die Boot lockt sie Menschen in unsere Stadt. Düsseldorf hat sich in den vergangenen Jahren touristisch erstaunlich gut entwickelt. Die Publikumsmessen unterstützen das. Außerdem tragen sie den Namen Düsseldorfs nach draußen. Boot und Caravan haben einen guten Ruf bei den Besuchern, der sich auf Düsseldorf überträgt. Sie müssen sich mal unseren Messeparkplatz während der Caravan ansehen. Der entwickelt sich dann zum größten Campingplatz der Welt. 3000 Wohnwagen und Wohnmobile haben dort Platz. Sie werden mit Wasser und Strom versorgt wie auf einem normalen Campingplatz. Abends sitzen die Camper grillend vor ihren Wohnwagen und feiern mit ihren Nachbarn, als machten sie Urlaub an der Adria. Eine riesige Party. Viele dieser Camper kennen sich seit Jahren und stehen immer neben denselben Nachbarn. Auch das ist touristisches Düsseldorf — und wohl einmalig für ein Messegelände.

Spüren die Hotels auch die Publikumsmessen?

Dornscheidt Hotels können von Publikumsmessen natürlich weniger profitieren als etwa von der Drupa, zu der Menschen aus nahezu allen Ländern der Erde kommen. Aber vor allem Herbergen im mittleren und niedrigen Preissegment können durchaus profitieren.

Welchen Anteil haben Boot und Caravan am Geschäft der Messe?

Dornscheidt Zusammen etwa acht bis zehn Prozent des Umsatzes.

Zu Messezeiten verschärft sich der Verkehrsdruck in der Innenstadt. Wie groß ist der Ärger in der Stadt durch die hohe Verkehrsbelastung?

Dornscheidt Die Messe ist über die Autobahnen ideal an das Verkehrsnetz angebunden. Der Lieferverkehr muss nicht durch die Stadt. Auch die Camper mit ihren Gespannen und Wohnmobilen nutzen diese Wege. Gleichzeitig kommt der Caravan zugute, dass Ende August noch viele im Urlaub sind und die Stadt dadurch nicht so voll ist wie sonst. Und seit das Messeticket gleichzeitig als kostenlose Fahrkarte für Bus und Bahn, sind die meisten Besucher auf den öffentlichen Personen-Nahverkehr umgestiegen. Früher kamen 20 Prozent mit der Bahn, heute sind es mehr als zwei Drittel.

Caravan und Boot ziehen betuchte, aber ältere Besucher an. In Köln läuft gerade die Gamescom mit vielen jungen Besuchern? Hat Düsseldorf da was verpasst?

Dornscheidt Die Gamescom habe ich damals bei meiner Zeit in Leipzig auf den Weg gebracht. Dann wurde sie von Köln abgeworben, was ich nicht fair fand. Düsseldorf hat die Boot, die Drupa, die Medica die Caravan, die Interpack — Köln hat die Gamescom. Damit kann ich gut leben. Außerdem stimmt es nicht mehr, dass unsere Messen eher Ältere anlocken. Zur Boot kommen Tausende junge Menschen, weil Tauchsport boomt und die Messe in dem Bereich führend ist. Und die Freizeitmesse TourNatur lockt ebenfalls viele junge Menschen an.

Was ist Düsseldorfs Vorteil?

Dornscheidt Ein amerikanischer Geschäftsfreund hat einmal gesagt, Düsseldorf sei eine "Zehn-Minuten-Stadt". In zehn Minuten zum Flughafen, zur Messe, in die Altstadt, an den Rhein. Das macht Düsseldorf attraktiv, für das, was man hier in zehn Minuten erreicht, braucht man in New York oder London viele Stunden.

Thorsten Breitkopf führte das Gespräch

(RP/ila)
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